Doch Kai Vögtlin, der Aktivere des WKG-Trainerduos an diesem Abend, meinte nach dem Kampf rotzfrech: „Ich hatte nach der Pause fünf Siege auf der Rechnung.“ Das klappte dann nicht ganz, weil Freistil-Weltergewichtler Dennis Kronenberger im bedeutungslos gewordenen letzten Mattenduell gegen Ahmed Shenol mit 1:4 den Kürzeren zog und einen Mannschaftspunkt abgab. Aber die vier Erfolge reichten allemal, um die Gäste ins Tal der Tränen zu stürzen.
Was war passiert? Beide Mannschaften traten nur mit neun Ringern an. Der Gastgeber ließ die Klasse bis 61Kilogramm (Freistil) unbesetzt, Schorndorf die Klasse bis 80 Kilogramm (Greco) leerlaufen und verschaffte somit Jonas Dürr einen entspannten Abend. Vor der Pause gelang nur Svetlin Shindov (Greco, bis 57 kg) ein Sieg für die WKG. Er holte zwei Zähler bei seinem 9:4-Erfolg gegen Alexander Ginc. Schon ein Erfolg für die WKG war, dass die schweren Jungs Marcus Mickein (bis 130 kg, Freistil) und Michael Herzog (bis 98 kg, Freistil) gegen ihre bärenstarken Gegner Michael Manea und Ilja Klasner keine „Vierer“ abgaben. Auch Simon Dürr (bis 66 kg, Greco) verlor bei seiner knappen 1:4-Niederlage gegen Schorndorfs Siegringer Ivan Huzau nur einen Mannschaftspunkt.
Und dann nahm das Unfassbare seinen Lauf. Coach Vögtlin hatte sich in der Freistilklasse bis 86 Kilogramm selbst aufgestellt. Ein genialer Schachzug, wie sich im Nachhinein herausstellte. Vögtlins Taktik ging gegen den starken Abdullah Adigüzel voll auf: „In den ersten drei Minuten habe ich auf Abwarten gerungen und dann nur noch Gas gegeben“, schilderte ein mit sich und der Welt zufriedener Kai Vöglin das Kampfgeschehen. Nahezu ohne Training, aber mit viel Erfahrung fegte er den überraschten Schorndorfer mit 11:1 von der Matte. Die Halle stand zum ersten Mal Kopf an diesem Abend, und Schorndorf führte nur noch mit 12:5. Es folgte das Beinschrauben-Festival von WKG-Ass Zorhab Ohanian und Schorndorf lag lediglich noch mit 12:9 vorn. Mit dem kampflosen Sieg von Jonas Dürr übernahm die WKG vor den beiden letzten Duellen beim 13:12 die Führung.