Ringen Neutralität steht infrage

Mirko Bähr
Adelhausens Mannschaft des Hinkampfes, der nun weiter die Sportgerichtsbarkeit beschäftigt. Foto: Grant Hubbs

TuS Adelhausen legt Berufung ein und eine Stellungnahme vor.

Rheinfelden-Adelhausen - Der TuS Adelhausen lässt nicht locker: Die dubiosen Vorkommnisse rund um den Halbfinal-Hinkampf gegen den SV Wacker Burghausen (wir berichteten bereits mehrfach) werden weiterhin die Sportgerichte beschäftigen. Der Dinkelberg-Klub hat nun offiziell Berufung gegen den Beschluss des „Bundesrechtsausschusses I“ eingelegt.

Dieser hatte den mündlichen Verwaltungsentscheid des Vizepräsidenten des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), Ralf Diener, die offizielle Waage kurzerhand auf 19.45 Uhr zu verschieben, bestätigt. Damit einher ging, dass der Kampf am Ende mit 13:13 und nicht mit 40:0 für den TuS gewertet wurde. Letzteres ist der Fall, wenn eine Mannschaft die Wiegezeit verpasst. Den Rückkampf gewann Wacker mit 17:11 und zog ins Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft ein.

Entscheidungen nicht zu akzeptieren

„Klar und unmissverständlich möchten wir dem SV Wacker Burghausen zum Einzug ins Finale gratulieren. Am vergangenen Samstag waren sie die bessere Mannschaft auf der Matte“, schreiben die Verantwortlichen um Timo Zimmermann (Vorstand Ringen) und Maik Hohler (Abteilungsleiter Ringen) in der offiziellen Stellungnahme, um dann „nochmals die Geschehnisse abseits der Kämpfe“ anzusprechen. „Die Entscheidungen und Maßnahmen, die der DRB in dieser Sportsache getroffen hat, können wir in dieser Form nicht akzeptieren.“

Ihre Beschwerde gegen den Verwaltungsentscheid des DRB hätte sich auf das Nichteinhalten der Richtlinien bezogen. Es ist ein Unding, dass festgelegte, offizielle Richtlinien so einfach übergangen werden, nicht danach gehandelt beziehungsweise nicht danach Recht gesprochen wird“, macht der TuS klar.

Verschiebung abgelehnt

Eine Verschiebung des Hinkampfes auf einen anderen Tag habe man abgelehnt, und weil Burghausen schon früh eine mögliche Verspätung angekündigt hatte, sei nur die Frage offen gewesen, unter welchem Vorzeichen der Kampf stattfinden werde: „als offizieller Kampf oder als Freundschaftskampf?“ Diese Entscheidung habe der TuS der Rechtsprechung des DRB überlassen.

Um 18.45 Uhr wurde die Mannschaft des TuS Adelhausen offiziell gewogen. Als Burghausen um 19.05 Uhr in die Halle kam, sei man von Seiten der Hausherren davon ausgegangen, dass das Wiegen gemäß der Bundesliga-Richtlinien sofort und innerhalb der 30-minütigen Wartezeit stattfinden müsse.

Der SV Wacker sei vom Mattenpräsidenten auch aufgefordert worden, um 19.15 Uhr über die Waage zu gehen. Wie der TuS schreibt, habe der Mannschaftsführer der Gäste diese Anordnung mit folgender Begründung abgewiesen: „Sollte ein Betreten der Waage nur bis 19.15 Uhr möglich sein, werde der SV Wacker Burghausen die Heimreise antreten.“

Dies, so Zimmermann und Hohler, sei zum einen ein klarer Verstoß gegen die gültigen Bundesliga-Richtlinien, aber auch eine Unsportlichkeit gegenüber den Kampfrichtern und den Gegnern. „Umso mehr waren wir äußerst überrascht, dass das Wiegen von Vize-Präsident Ralf Diener auf 19.45 Uhr festgelegt wurde. Dies wurde Burghausen auch noch vor dem Ablauf der 30-minütigen Wartezeit kommuniziert.“

Beim TuS fragt man sich: „Gibt es eine regelkonforme Grundlage für eine solche Entscheidung, die offizielle Wiege- und Kampfzeit auf diese Weise zu verlegen? Darf der Vize-Präsident einfach so entscheiden, und darf dieser Entscheid dann rein mündlich mitgeteilt werden? Dieses Vorgehen ist umso mehr fraglich, als uns und auch dem Schiedsgericht klar wurde, dass einige Ringer mit dem Gewicht Probleme hatten und noch abtrainieren mussten.“

Vier Ringer befanden sich in der Nähe der Halle

Der TuS Adelhausen ist sich sicher, dass vier Ringer von Wacker Burghausen bereits vor 18.45 Uhr in Adelhausen hätten eintreffen können, „da sie sich rechtzeitig in unmittelbarer Nähe der Halle befanden.“ Nur einer von ihnen sei zum regulären Wiegetermin erschienen. „Diese Ringer“, führen die TuS-Verantwortlichen weiter aus, seien auch nicht in dem Bus gegessen, welcher aufgrund der Wetterverhältnisse zu spät gekommen sei. „Somit kann der Grund der Verspätung nicht auf diese Ringer angewendet werden.“ Zudem könne für einen dieser Ringer mit Flugdaten, die Burghausen eingereicht habe, nachgewiesen werden, dass er sich schon seit Freitagabend in der Umgebung von Basel befunden habe und trotzdem nicht pünktlich zum Wiegen erschienen sei.

Falsche Darstellungen im Verwaltungsentscheid

Auch falsche Darstellungen im Verwaltungsentscheid von Diener stoßen dem TuS sauer auf. So habe es keine telefonische Abstimmung mit Timo Zimmermann und dem TuS gegeben, wonach das Wiegen und der Kampf um eine Stunde nach hinten verschoben werde.

Des Weiteren sei laut TuS angegeben worden, dass um 9.38 Uhr kommuniziert wurde, dass Burghausen für die ersten 50 Kilometer fast drei Stunden benötigt habe. Allerdings ist im Fahrtenschreiber einzusehen, dass der Mannschaftsbus erst um 8.03 Uhr losgefahren sei. „Hier wurden vom Vize-Präsidenten Behauptungen gemacht, die schlichtweg falsch sind und nicht der Wahrheit entsprechen.“

Mit dieser Stellungnahme will der TuS laut eigenen Angaben seine „ Bedenken über die Neutralität des Deutschen Ringer-Bundes sowie über die Gültigkeit und rechtmäßige Durchsetzung der bestehenden Bundesliga-Richtlinien äußern“. Die Kritik beträfe jedoch nicht die Kampfrichter. „Sie haben an diesem Abend in dieser Situation das Bestmögliche getan, um einen Wettkampf stattfinden zu lassen.“

Es sei unabdingbar, dass die korrekte Durchsetzung der Bundesliga-Richtlinien gewährleistet werden müsse, heißt es im Schreiben weiter. Ansonsten brauchen wir unseren Sport nicht mehr auszuüben. Solch ein eigenmächtiges Vorgehen seitens des DRB ist keine gute Werbung für unseren Sport, besonders in einer Zeit, in der das Ringen immer wieder um die Gunst der Zuschauer und um den Verbleib als olympische Sportart kämpfen muss.“

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