Rümmingen Dem Starkregen die Stirn bieten

Weiler Zeitung
Land unter bei Binzen im Juni 2018: Schon mehrfach hatte das Vordere Kandertal nach Starkregenereignissen mit Überschwemmungen und Erosion zu kämpfen. Foto: Jutta Schütz

Infoabend: Großes Interesse an möglichen Schutzmaßnahmen nach Juli-Unwetter / Noch am Anfang

Mehr als 50 Interessierte aus Binzen und Rümmingen waren am Montagabend zur Informationsveranstaltung zum Thema Starkregen nach Rümmingen in die Gemeindehalle gekommen. Dort erhielten sie Informationen zu den erstellten Gefahrenkarten und erste Ratschläge zum Schutz ihrer Häuser.

Von Jutta Schütz

Rümmingen/Binzen. Das in Rümmingen noch einmal vorgestellte, 2018 ins Leben gerufene Leuchtturmprojekt „Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland (EroL)“ hält seit 2020 Konzepte für Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen und Erosion bereit. In einer Fragerunde wurden die Sorgen von Betroffenen deutlich, die sich besonders auf das Unwetter vom 16. Juli bezogen. Kritik am Vorgehen der Gemeinde Rümmingen, was die Gefahreninformation an Bürger betraf, wurde ebenfalls geäußert.

Zu den Gefahrenkarten, Beobachtungen und Auswirkungen der bedingt durch den Klimawandel zunehmenden Starkregenereignisse im vergangenen Jahrzehnt sowie zu den Vorsorgemaßnahmen der am Projekt beteiligten Gemeinden im Markgräflerland informierten Inga Nietz vom Fachbereich Umwelt im Landratsamt Lörrach, Jessica Kempf vom Büro Geomer, Binzens Bürgermeister Andreas Schneucker und Rümmingens Bürgermeisterin Daniela Meier, Tiefbauingenieur Kurt Sänger sowie Werkhofleiter Werner Sturm.

Die ersten Ideen, Starkregengefahrenkarten zu erstellen, stammen aus dem Sommer 2015, als mehrere Unwetter unter anderem die Rheintalbahn außer Betrieb setzten, da diese unterspült und durch Schlammlawinen beschädigt worden war. In den nachfolgenden Jahren gab es immer wieder Starkregenereignisse mit Schäden an Gebäuden und Straßen im Vorderen Kandertal, rekapitulierten Nietz und Kempf.

Kempf nannte Schallbach als Beispiel dafür, wie eine Kommune effektiv frühzeitig Schadensbegrenzungs- und Schutzmaßnahmen einleiten kann, durch die Errichtung von Wällen entlang von Feldern, dem Bau von Schutzzäunen aus Reisig, einer in Zusammenarbeit mit Landwirten veränderten Felderbewirtschaftung sowie durch schnell erreichbare Behälter mit Sandsäcken im Dorf.

Den geregelten Abfluss jederzeit ermöglichen

Drainagen, Gräben und Verdohlungen müssten von Kommunen kontrolliert und freigehalten werden, um dem Wasser einen geregelten Abfluss zu ermöglichen, erklärte Nietz. Bürger könnten sich hier mit eigenen Beobachtungen einbringen.

Dort, wo wie auf den Gefahrenkarten ersichtlich, viel Wasser zusammenkommt, gilt es, weitere Vorkehrungen zu treffen – eventuell in Form von Auffang- und Ausbreitungsbereichen für Wasser und Sediment. „Schon in den oberen Hangbereichen müssen Rückhalte- und Ableitemaßnahmen, also Fließwege und erhöhte Wege oder Wälle oder einfach breite Ackerrandstreifen, angelegt werden“, riet Kempf.

Die Entsiegelung von Flächen sowie die Anlage von kleinen Senken für abfließendes Wasser, genauso wie druckfeste Türen und Fenster in Keller oder Erdgeschoss waren Tipps für Privatleute, die in gefährdeten Bereichen wohnen. Nietz betonte zudem: „Bei Starkregen und Hochwasser Strom und Gas abstellen und sich nicht im Keller oder Erdgeschoss aufhalten.“ Auch empfahl sie WarnApps und eine „gute Versicherung“.

Die Starkregengefahrenkarten sind im Geoportal Baden-Württemberg eingestellt und sollen nun auch auf den Homepages der Gemeinden veröffentlicht werden. Über das Geoportal können zudem Schäden gemeldet werden. „Wir stehen erst am Anfang, Schutzmaßnahmen zu priorisieren und dann umzusetzen und das alles wird auch Geld kosten“, stellte Meier fest.

Es gab Hinweise von Bürgern auf Kanäle, wo auch jetzt noch – zweieinhalb Monate nach dem Juli-Unwetter – Geröll in den Gullis liegt. Vorschläge gab es nach Rücksprache mit Waldbesitzern und Förstern zur besseren Entwässerung des Waldes bei Rümmingen. Von dort aus liefen im Juli Fluten über die Wiesen in Wohngebiete. Ein Bürger zeigte sich enttäuscht, dass die Gemeinde nach den ersten Auswertungen der Gefahrenkarten Anfang 2021 nicht sofort Flyer verteilt hatte, um von Starkregen besonders gefährdete Einwohner zu informieren. „Vielleicht wären wir dann schon vorbereitet gewesen“, meinte er.

Ersichtlich wurde, dass die Einwohner bei der Planung von Schutzmaßnahmen mehr mitgenommen werden wollen, was Meier zusagte. „Ohne Bürger geht es nicht, die Summe aller Maßnahmen trägt zum Schutz der Bürger und Gemeinden bei“, bilanzierte denn auch Schneucker.

Weitere Informationen: www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/publikationen Erosions- und Starkregengefahrenkarten www.lraloe.maps.arcgis.com aktuelle Messwerte, Daten- und Kartendienste: www.lubw.baden-wuerttemberg.de

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