Rümmingen Ehepaar tritt wegen Kirchenreform aus Landeskirche aus

Weiler Zeitung
Betroffene Gesichter in der Gemeindeversammlung: ein engagiertes Kirchengemeinderatsmitglied trat aus der Kirche aus. Von links: Pfarrer Dirk Fiedler, Dr, Matthias Hofmann, Dr. Achim Güttner, sitzend Gerlinde Werden-Gonschorek. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Gemeindeversammlung: Mit Trauungen Gleichgeschlechtlicher nicht einverstanden / Kirchengemeinerat verliert ein Mitglied

Binzen/Rümmingen (jut). Betroffene Gesichter sah man bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirchengemeinde Binzen-Rümmingen: Im Gottesdienst vor der Versammlung erklärten Jürgen Vetter und seine Frau Gerlinde, die bis zum Sonntag auch dem Kirchengemeinderat Binzen angehörte, öffentlich ihren Austritt aus der Landeskirche. Als Grund nannten sie, dass mit der Kirchenreform im April 2016 Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt wurden.

Der Austritt sorgte für Gesprächsstoff in der Versammlung. Es stellte sich in der Diskussion heraus, dass Jürgen und Gerlinde Vetter kein Einzelfall mit ihrer Meinung sind. Nur den Schritt des Austritts hatten viele noch nicht erwogen. Dabei sahen nicht nur Ältere die Reform der Landeskirche in diesem Punkt sehr kritisch, jüngere Gottesdienstbesucher schlossen sich an, als mehrere Gläubige meinten, die Landeskirche und die Landessynode habe die Kirchengemeinden bei der Entscheidungsfindung in Sachen Traugottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare übergangen.

Wie es Pfarrer Dirk Fiedler denn damit halte, einen Traugottesdienst für homosexuelle Paare zu feiern, wurde Fiedler gefragt. In 15 Jahren sei eine solche Frage bisher weder aus Binzen noch aus Rümmingen an ihn gerichtet worden, hielt Fiedler fest. „Für mich zählt in erster Linie der Mensch, ich segne Menschen und keine sexuellen Praktiken“, stellte er klar. Im Übrigen verwies Fiedler auf die mit der Reform beschlossene Öffnungsklausel, mit der ein Pfarrer aus Gewissensgründen einen Segensgottesdienst ablehnen kann. „In diesem Fall wird ein anderer Pfarrer damit beauftragt“, stellte er fest.

Auch der Pfarrer fand es unglücklich, dass das Thema „gleichgeschlechtliche Ehe“ nicht zuvor in der Synode mit Kirchenmitgliedern besprochen worden sei. Fiedler schlug vor, sich mit der Kirchenreform in einer Diskussionsrunde auseinanderzusetzen und das Thema theologisch aufzuarbeiten. Dazu soll auch ein Fachmann eingeladen werden, der sich im Kirchenrecht auskennt. Jetzt wird ein Termin gesucht.

Mit dem Austritt von Gerlinde Vetter braucht der Kirchengemeinderat Binzen ein neues Ratsmitglied. „In Rümmingen gibt es genug Kirchengemeinderäte, die sich einbringen, in Binzen hatten wir nur drei, und jetzt sind es nur noch zwei“, bedauerte Fiedler.

Vom Bezirkskirchenrat hat die Kirchengemeinde viel Lob für ihre Arbeit erhalten. Dass es projektbezogenen Konfirmandenunterricht gibt, bei dem auch die Eltern mit einbezogen werden, kommt beim Bezirkskirchenrat besonders gut an – und auch bei den Eltern und Konfirmanden. „Wir können so zeigen, dass Kirche auch für junge Menschen etwas zu bieten hat, und die jungen Menschen sehen, wie vielfältig Kirche ist“, berichtete Dr. Achim Güttner als Leiter der Kirchengemeindeversammlung.

Die Finanzen der Kirchengemeinde haben sich ebenfalls positiv entwickelt, hielt Dr. Matthias Hofmann fest. Große Freude gibt es darüber, dass die kleine Jakobuskirche mit der neuen Dorfplatzgestaltung in Rümmingen mehr in den Dorfmittelpunkt gerückt wird. „Was mich besonders freut, ist, dass auch eher kirchenferne Gemeinderäte dafür gestimmt haben, gerade die Kirche in die Dorfplatzgestaltung mit einzubeziehen“, bedankte sich Fiedler bei der Gemeinde.

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