Rümmingen Ein Wechselbad der Gefühle

Weiler Zeitung
Nicole Matter gab ein Konzert im Rahmen der Rümminger Reihe „Kultur in der Kapelle“. Foto: Silke Hartenstein Foto: Weiler Zeitung

Kulturo: Nicole Matter tritt im Rahmen der Reihe „Kultur in der Kapelle“ auf

Von Silke Hartenstein

Ein Tango voll expressiver Leidenschaft, die tieftraurige Klage einer verlassenen Frau, Melancholisches über einen bindungslosen Mann, ein witziger Liebesreigen á la Arnold Schnitzler – mit dem Eröffnungskonzert der sechsten Saison von „Kultur in der Kapelle“ bereitete die Schweizer Sängerin Nicole Matter ihrem Publikum ein Wechselbad intensiver Gefühle.

Rümmingen. Für die Rümminger Kulturinitiative „Kulturo“ war es das erste Mal, dass ein Konzertabend ausschließlich dem Chanson gewidmet war. Hier hätten die beiden Profimusiker Nicole Matter und Pianist Richard Geppert ein größeres Publikum verdient gehabt, mit 65 Zuhörern gab es etliche lichte Stellen in den Sitzreihen. Ob es am spätherbstlichen Sommertag lag oder am Motto des Chansonabends in der Friedhofskapelle „Heimweh nach St. Pauli“, weiß man nicht.

Das Motto jedenfalls weckte Assoziationen von Hafenkneipen und Frivolem von der Reeperbahn. Dies wurde jedoch nur gestreift, etwa beim verruchten Tango über die passionierte Spielerin „Madame Clicquot“. Stattdessen gab es fein beobachtete, intelligent erzählte Geschichten über die vielen Facetten der Liebe und des Lebens. Bis auf zwei Titel stammten alle Chansons von der Hamburger Liedermacherin Anna Depenbusch, von Matter kongenial, sensibel und mit starker ausdrucksvoller Stimme interpretiert.

Wie die heute in Zürich lebende Studiosängerin erzählte, finde sie sich in Depenbuschs Chansonsin hohem Maße wieder. Tatsächlich ging die Sängerin in der jeweiligen Stimmung der Lieder voll und ganz auf, ließ ihren klaren Mezzosopran kraftvoll strahlen, wo Nachdruck gefragt war und nahm sich zurück, wo Zurückhaltung gefordert war.

Ob Trauer oder Heiterkeit, trotziger Optimismus oder Ambivalentes zur Heimat: Mühelos und jedes Mal authentisch glitt sie von einer Stimmung zur Anderen. Im Zuge ihres Gesangs-, Tanz- und Schauspielstudiums in Hamburg erwarb die junge Sängerin nicht nur große Professionalität, sie fand in der Hansestadt mit ihrer Künstlerszene auch ihre „Herzensheimat“. Dies und mehr erzählte sie in ihren charmanten, persönlich gehaltenen Anmoderationen – übrigens in lupenreinem Hochdeutsch.

Mit Richard Geppert am Keyboard hatte Matter einen sensiblen und versierten Begleiter, der die große emotionale Bandbreite der Chansons und ihrer musikalischen Stilrichtungen von Pop und Soul über Ballade und Tango bis zu Kinderlied-Sequenzen mit traumwandlerischer Sicherheit umsetzte. Mit kraftvollem Applaus bedankte sich das Publikum bei den beiden Musikern und bekam zuletzt eine witzige Zugabe mit dem frivolen Refrain „Oh Benja-ja-ja-ja, Benjamin!“.

Die Rümminger Reihe „Kultur in der Kapelle“ wird fortgeführt am Sonntag, 12. November, 18 Uhr, mit dem Konzert „Vier Stühle, vier Künstler“.

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