Rümmingen Europa immer im Blick

Jasmin Soltani

Bannwanderung: Mit dem Historiker Hubert Bernnat unterwegs rund um Rümmingen.

Rümmingen - Wie wertvoll ein Europa in Frieden und Sicherheit ist – in Grenzregionen wie dem Dreiland ist diese Erkenntnis besonders greifbar. Das machte eine Bannwanderung um Rümmingen entlang der Gemarkungsgrenze zu Binzen am Sonntag deutlich.

Der Lörracher Historiker Hubert Bernnat gab dabei interessante Einblicke in die gemeinsame Geschichte beider Orte und spannte einen Bogen zu den Werten der Europäischen Gemeinschaft.

Von einer „Europäischen Bannwanderung“ sprach denn auch Rümmingens Bürgermeisterin Daniela Meier, die mit „Europa Machen“-Aufklebern an der Jacke etwa 60 Besucher aus beiden Gemeinden und ihren Binzener Kollegen und Vorsitzenden des Lörracher Kreisverbands der Europa-Union, Andreas Schneucker, begrüßte. Die sieben Kilometer lange Wanderung sollte auch für die Europawahl am 26. Mai mobilisieren.

Schon auf dem Dorfplatz, der ersten von sechs Stationen, machte Bernnats Ausflug in die Besiedlungsgeschichte deutlich, wie eng verzahnt das Dreiländereck mit Europa ist. Nomadisierende Gruppen unterschiedlicher Kulturen, die zum Teil vom Balkan herkamen, waren die ersten Siedler.

Erste alemannische Gründungen stammen aus dem sechsten und siebten Jahrhundert, worauf auch das Gräberfeld im Gewann Epliker nahe des Bürginhofs hinweist, wohin die Bannwanderung ebenfalls führte. Als Epalinchiova ging die später verlassene Siedlung in die Schenkungsurkunde von 767 ein, die auch die Ersterwähnung von Rümmingen und Binzen beinhaltet, die über Jahrhunderte hinweg eine Gemeinde bildeten – mit Binzen als Hauptsitz.

Konflikte blieben nicht aus

Das blieb bekanntlich nicht ohne Konflikte. Um was alles gestritten wurde – die Nutzung von Wiesen, Ackerflächen, Wasser oder öffentlichen Einrichtungen – davon zeugten viele Details zur Geschichte, die Bernnat mit allerlei amüsanten Pointen schmückte. Dazu gehörte auch, wie geschickt das „geringe Dörflein“ Rümmingen nach langem Gezerre anno 1750 den Trennungsvertrag von Binzen ausgefochten hatte, dem vom einst 40 Hektar großen gemeinsamen Gemeindewald nur noch drei Hektar blieben.

Der Zwist machte auch vor der Bestattung der Toten nicht Halt, wie Bernnat auf dem Friedhof berichtete. Hatten doch die Rümminger ab 1505 zwar eine eigene Kapelle, aber bis 1852 keinen eigenen Friedhof. So ist auch der Gedenkstein an den Rümminger Freiheitskämpfer der Badischen Revolution, Friedrich Neff, erst später an den heutigen Standort verlegt worden. Aktuell sind gleichwohl die Forderungen der Märzrevolutionäre von 1848/49, zu denen auch der Rümminger Ludwig Schnaufer gehörte: Menschenrechte und Pressefreiheit stehen auf der Liste, für die nicht nur in Deutschland, sondern in Europa gekämpft wurde.

Informationen zum Wald, über die mitunter komplexen Rechts- und Besitzverhältnisse vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, über die Reformation und vieles mehr gab es bei einer Vesperpause an der Binzener Waldenklave, bei der die Feuerwehr wirtete.

Staunend vernahmen die Wanderer, wie standhaft Rümminger und Binzener im Ersten Weltkrieg ihre Brenngeschirre davor bewahrten, für Kriegszwecke abtransportiert zu werden, wohingegen sie ihre Kirchenglocken zugunsten von Prämien rasch dahingaben.

Die Bedeutung der Europäischen Einheit für Frieden und Freiheit wurde dann ein weiteres Mal auf der Lucke deutlich. Mit Blick auf die heute offenen Grenzen und die gutnachbarschaftlichen Beziehungen erinnerte Bernnat an den Zweiten Weltkrieg, der mit dem Einmarsch der französischen Truppen am 24. April 1945 in beiden Orten zu Ende ging.

Auch deren weitere Entwicklung mit der Flurbereinigung im Zug des Baus der A 98 ließ sich hier und beim Besuch des Bürginhofs gut nachvollziehen.

Bevor es zum Abschlusshock zurück zum Dorfplatz ging, rückte an der Kandertalbahn das Thema Mobilität in den Fokus: Die 1895 fertiggestellte Strecke war für die Menschen im Tal ein wichtiger Anschluss ans Umland.

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