Rümmingen Unverblümt und illusionslos

Weiler Zeitung
Die Kabarettistin Lisa Catena hat die neue Saison der Reihe „Kulturo“ in Rümmingen eröffnet.                               Foto: Daniela Buch Foto: Weiler Zeitung

Kabarett: Lisa Catena eröffnet die neue „Kulturo“-Saison

Rümmingen (dab). Mit dem Auftritt der mehrfach preisgekrönten Kabarettistin Lisa Catena ist die Rümminger Reihe „Kulturo“ in der Kapelle am Friedhof in die neue Saison gestartet.

„Der Panda-Code“ nennt sich das aktuelle Programm von Catena. Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, dass es heute weniger um die Einteilung in Könige und Knechte, um Fressen oder Gefressenwerden gehe, sondern sinnbildlich um Pandabären auf der einen Seite („kommen immer gut weg“) und Laubfrösche auf der anderen Seite „sind immer die Deppen“ – was eben auch das so oft im Leben praktizierte zweierlei Maß erkläre.

Von Pandabären und Laubfröschen

Während der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zum Beispiel, der „Ober-Panda“, habe es keinen einzigen Tag gegeben, an dem er nicht Krieg führte. Und dann wäre da noch Italien, das „Panda-Land“ per se: Fiat Panda als Antwort auf die Automobilkrise der 80er-Jahre, als Pandas angemalte Hunde im Zoo, Nachsicht und Vergessenheit bei Kriegsverbrechen – und ein ratloses gleichgültiges Schulterzucken als praktische Universalantwort auf alles, so die Schweizer Kabarettistin mit italienischen Wurzeln.

Laubfrösche, das seien etwa die Schiedsrichter im Fußball. Oder Deutschland.

Genau hinzuschauen und sich zu fragen: „Kann das wirklich sein?“, und zwar dort, wo die Dinge passieren, und nicht, wo am meisten Lärm gemacht werde, gab Catena als Ratschlag angesichts einer immer komplizierter werdenden Welt.

Treffend und mitunter schwarzhumorig

Gut eineinhalb Stunden plauderte, dozierte und witzelte die Künstlerin unverblümt, aufdeckend und illusionslos über Systeme und Mechanismen in Politik und Gesellschaft, über Manipulation mittels Statistiken, über Fakten, die „immer mehr den Meinungen angepasst werden“ – stets treffend, mitunter schwarzhumorig und makaber. Etwa: „Ohne den Menschen wäre die Erde ein gesunder, grüner Planet. Die Schweiz, die tut was für die Umwelt. Wir haben Sterbehilfe.“ Und die höchste Selbsttötungsrate: weshalb es so wichtig sei, dass die Züge pünktlich kämen.

Oder die neue Todesursache Selfiemachen: wie neulich ein junger Schotte, der es mitten auf einer deutschen Autobahn versuchte. „Likes“ habe er keine bekommen, dafür „wurde er mehrfach geteilt“.

Erschreckend ihr Ausblick in die digitale Zukunft mit weiterer Infiltrierung durch Internet-Konzerne, Algorithmen, virtuelle Assistenten, 3-D-Drucker und dem „Internet Doktor“, der per App den tatsächlichen Arzt überflüssig machen soll – inklusive der drohenden Todesursache „Update nicht gemacht“.

„Kulturelles abseits der großen Zentren“

Bürgermeisterin Daniela Meier begrüßte anlässlich der Saisoneröffnung die Besucher im Namen der Gemeinde und des Trägervereins. Gemeinsam mit Richard Geppert dankte sie allen Fördermitgliedern, Gönnern und Sponsoren.

„Dieses Mal ist es das beste Programm. Ich weiß, ich sage das immer, aber es ist wirklich so“, meinte Geppert. Auch Lisa Catena äußerte sich anerkennend. „Damit Kulturelles abseits der großen Zentren stattfinden kann, engagieren sich Leute in ihrer Freizeit. Auch von Künstlerseite vielen Dank dafür.“

Der nächste Kulturo-Termin folgt am Sonntag, 10. November, 18 Uhr: „4 Stühle – 4 Künstlerinnen“ mit Carmen Helde, Janine Reijnen, Barbeleis Hatz und Marie-Christin Paschen.

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