Nach einem Zuwachs um 1,1 Prozent im ersten Corona-Jahr 2020 nahmen die Verkaufszahlen wieder etwas stärker zu. Gegen den Trend erlebten die US-Konzerne einen leichten Rückgang um 0,9 Prozent auf 299 Milliarden Dollar, den Sipri auf die hohe Inflation in den Vereinigten Staaten im abgelaufenen Jahr zurückführte. Die 40 gelisteten US-Unternehmen - darunter die Top fünf - kommen nun insgesamt auf einen Anteil von 51 Prozent aller Verkäufe unter den 100 führenden Konzernen.
Auf Platz zwei folgt China mit einem kräftig auf 18 Prozent angestiegenen Anteil, mit weitem Abstand dahinter dann Großbritannien (6,8 Prozent) und Frankreich (4,9 Prozent). Deutschland kommt auf einen Anteil von 1,6 Prozent.
Mit einem minimalen Zuwachs um 0,4 Prozent lag Russland vor seinem Einmarsch in die Ukraine bei einem Anteil von 3,0 Prozent. Während Berichte darauf hindeuteten, dass russische Rüstungskonzerne die Waffenproduktion aufgrund des Ukraine-Krieges hochfahren, hätten sie Schwierigkeiten dabei gehabt, an Halbleiter zu kommen, schrieb Sipri. Sie seien außerdem von kriegsbedingten Sanktionen betroffen.
Auswirkungen des Ukraine-Kriegs noch offen
Wie sich der Ukraine-Krieg genau auf die globalen Zahlen auswirken wird, dürfte sich erst im nächsten Jahr zeigen. Doch bereits jetzt schrieben die Friedensforscher: "Russlands Invasion in die Ukraine im Februar 2022 hat die Lieferkettenherausforderungen für Rüstungsunternehmen erhöht, nicht zuletzt, weil Russland ein Großlieferant von Rohmaterial für die Waffenproduktion ist." Dazu zählen dem Bericht zufolge etwa Aluminium, Kupfer, Stahl und Titan.
Dies könne letztlich auch die Bemühungen in den USA und in Europa zur Stärkung des Militärs sowie der Auffüllung der Lagerbestände erschweren, nachdem man dort Munition und andere Ausrüstung im Milliardenwert in die Ukraine geschickt habe. "Wenn die Unterbrechungen der Lieferketten anhalten, könnte es für einige der größten Waffenproduzenten mehrere Jahre dauern, die durch den Ukraine-Krieg geschaffene neue Nachfrage abzudecken", erklärte Sipri-Forscher Diego Lopes da Silva.
Greenpeace fordert Rüstungsbegrenzungen
In Europa sieht Sipri zwei Trends: Während die Umsätze bei der militärischen Luftfahrt sanken, stiegen sie beim Schiffsbau. Die europäischen Rüstungsverkäufe nahmen so um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 123 Milliarden Dollar zu, die der vier gelisteten deutschen Konzerne Rheinmetall, ThyssenKrupp, Hensoldt und Diehl insgesamt um 5,6 Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar. Airbus, nach einem Rückgang der Rüstungsverkäufe um 15 Prozent die Nummer 15 des Rankings, wird von Sipri als transeuropäischer Konzern betrachtet.
Bei Greenpeace geht man davon aus, dass der Absatz von Rüstungsgütern im Zuge des Ukraine-Kriegs förmlich explodieren wird. Dieses Geld werde Ländern dann etwa bei Sozialem, Klimaschutz und Bildung fehlen, warnte der Greenpeace-Sicherheitsexperte Alexander Lurz. Insbesondere von Deutschland brauche es Initiativen für internationale Rüstungsbegrenzungen.
"Die Rüstungskonzerne verdienen prächtig daran, dass Staaten mehr und mehr auf militärische Stärke setzen", erklärte Lurz. "Dabei steigt das Risiko von weiteren Konflikten und Kriegen, denn die Aufrüstung des einen ist die Bedrohung des anderen."