Schallbach Helmut Ebner hebt alten Schallbacher Schatz

Silke Hartenstein
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Der Bürger hat historische Dokumente von Ehrenbürger Karl Böhringer ausgewertet.

Leibeigene und Hintersassen, Kriegs- und Seuchenzeiten, der Bau der ersten Straßen, Brunnen und Wasserleitungen im Dorf, alte Gewannnamen, Wirtschaftsflüchtlinge, Schallbacher Geschlechter von 1600 bis 1955 und vieles mehr: Zwischen trockenen historischen Fakten steckt ein Schatz an Informationen in den 260 Seiten des neu erschienenen Buchs „Historisches Schallbach. Karl Böhringer“.

Gehoben hat diesen Schatz der seit 20 Jahren in Schallbach lebende Helmut Ebner. „Hätten Sie da hinein geschaut?“ fragt er und zeigt das Dokument mit verblichenem Kartonumschlag und 222 Seiten verblasster Schreibmaschinenschrift auf Seidenpapier. Der Bürger hat genau das getan und dabei jede Menge Angaben zu Schallbachs Geschichte aus der Zeit zwischen 1556 und 1948 entdeckt, darunter auch Anekdoten wie die der „Schallbacher Burschen“, die 1853 die Storchenfamilie vom Kirchturm holten und ins Elsass verkauften.

Rümmingens Ehrenbürger Karl Böhringer arbeitete von 1953 bis 1956 an diesem Typoskript und widmete es „Der Gemeinde und den Schallbacher Jugendfreunden“. Vermutlich trug diese Arbeit dazu bei, sein Heimweh zu lindern. Obwohl der gebürtige Rümminger lange im Ruhrgebiet lebte und arbeitete, blieb Böhringer bis zu seinem Tod 1961 seiner südbadischen Heimat verbunden. Seine Nachforschungen betrieb er auch im Karlsruher Landesarchiv.

In Helmut Ebners Besitz kam das Dokument durch Hildegard Meier mit der Anmerkung, es sei bei der Familie 70 Jahre lang in der Schublade gelegen. Er schrieb bereits Bücher über die Lauffenmühle Brombach, die Maschinenfabrik Kern und Gaststätten in Lörrach.

Um Böhringers Arbeit zu erhalten, scannte Ebner jede Seite des schwer lesbaren Dokuments ein, bearbeitete sie mit einem lernfähigen Computerprogramm, brachte sie mit professioneller Grafikdesignsoftware in ein geeignetes Format und ließ es bei einer Onlinedruckerei drucken.

Seit vergangenem Juli arbeitete er daran, zudem ergänzte er das Buch, etwa durch Informationen zu Schallbachs ältestem Gebäude, dem 1712 errichteten Vogtshaus, Zeitungsartikel über die Restauration des Chorgestühls und der Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert in Schallbachs Kirche und historische Fotos, die ihm zur Verfügung gestellt wurden. Sie zeigen Landwirte bei der Arbeit, eine Schafherde im großen Pfarrgarten, Frauen in Markgräfler Tracht, Schallbachs letzten Ausscheller, einen mit Rebmesser und Wappen verzierten steinernen Torbogen aus dem Jahr 1579 und auch Impressionen aus der neueren Zeit.

Helmut Ebner hat ein Buch geschrieben. Foto: Hartenstein

Warum die Schallbacher einst „Schmalzgrübler“ genannt wurden, ist heute unklar, klar ist jedoch: Dem Wohlstand des von fruchtbarem Land umgebenen Dorfs waren Kriegszeiten und hohe Abgaben an die Herrschaft abträglich.

Trotz alledem überstand Schallbach Kriege, Pest und Typhus, Inflation und Wetterkatastrophen wie den Hagelsturm anno 1698 mit „theils zweipfündigen Hagelsteinen“. Tief blicken lässt der Ton eines Bittgesuchs von 1774 um Schuldenerlass an den „Durchlauchtigsten Marggrav und gnädigsten Landesvater“ von seinen „treu gehorchsamsten Unterthanen und Knechten, die wir in unterthänigstem Respekt ersterben“. Infolge der großen Hungersnot 1817 wanderten etliche Schallbacher aus, meist nach Amerika – und um einen Schallbacher Dieb dorthin abzuschieben, gaben ihm Staat und Gemeinde sogar Geld obendrauf.

Das Buch „Historisches Schallbach. Karl Böhringer“, Hardcover, 260 Seiten, 45 Fotos, kann für 23 Euro bestellt werden per E-Mail an ebnerh@gmx.de

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