Schallbach In einem Monat wohnlich gemacht

Alexandra Günzschel

Hilfsaktion: 35 Schallbacher leisten für Ukraine-Flüchtlinge tatkräftige Hilfe / Leerstehendes Haus renoviert

Über Umwege ist eine ukrainische Großfamilie auf ihrer Flucht im kleinen Schallbach angekommen. Dort wurde für die neun Personen, drei Mütter mit ihren sechs Kindern, die miteinander verwandt sind, ein leer stehendes Haus mit sieben Zimmern gefunden.

Von Alexandra Günzschel

Schallbach. Doch damit nicht genug: Große Teile der Dorfgemeinschaft packen derzeit mit an, damit die ukrainischen Flüchtlinge am Wochenende dort auch einziehen können.

Das Anwesen gehört zu der im Ort ansässigen Gärtnerei Ruckdäschel. Bis zum Herbst lebte dort noch eine alleinstehende ältere Frau, die nun aber weggezogen ist. Die Eigentümer meldeten sich auf den Aufruf hin, das Wohnraum für Flüchtlinge gesucht wird.

Schnell wurde der Renovierungsbedarf in dem verwohnten Haus erkannt – und tatkräftig angegangen. 35 Personen helfen seit Mitte April im Wechsel mit, damit die Ukrainer am Sonntag in die Wohnung einziehen können.

„Die Familie kam zu Ostern und hatte eine regelrechte Odyssee über die Schweiz hinter sich. Die waren erst einmal fertig mit der Welt“, sagt Bürgermeister Christian Iselin beim Gang durch die Räume, die schon wieder recht wohnlich erscheinen. Die Dorfgemeinschaft will ihnen nun ein sicheres Zuhause bieten.

Iselin sprach zunächst den Helferkreis an, der die Herausforderung bereitwillig annahm. Doch für das Projekt brauchte es dann vor allem handwerklich begabte Personen, die im Dorf ebenfalls schnell gefunden wurden. Zu zwei Dritteln gehören sie nicht dem Helferkreis an, der sich – sobald alles fertig ist – um die Einrichtungsgegenstände kümmern will.

„Es ist erstaunlich, wir sind immer den Leuten begegnet, die wir gerade gebraucht haben“, wundert sich Iselin über die rasanten Fortschritte, die das Projekt macht. Die zu tätigenden Investitionen wurden vom Gemeinderat mitgetragen.

Laminat verlegt und Wände gestrichen

In allen Räumen wurde mittlerweile Laminat verlegt, die Wände wurden frisch gestrichen und eine Warmwassertherme installiert, da der Durchlauferhitzer für so viele Personen wohl nicht mehr ausgereicht hätte. Beim Bodenbelag konnte man teilweise auf günstige Restbestände von Firmen zurückgreifen.

Derzeit leben 30 Flüchtlinge aus der Ukraine in Schallbach, ganz überwiegend Frauen und Kinder. Für alle konnten übergangsweise private Unterkünfte gefunden werden. Dort übernehmen die Gastgeber viel Verantwortung. So kam zum Beispiel ein Baby ohne Geburtsurkunde an. Nun hilft die Gastgeberin der Mutter, die fehlenden Unterlagen bei einer Botschaft zu besorgen.

Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Viele Ukrainer ziehen weiter oder kehren sogar in ihre Heimat zurück. Iselin rechnet damit, dass Schallbach am Ende 15 Flüchtlinge zugewiesen werden.

Die neun Personen, für die nun eine Unterkunft gefunden wurde, werden wohl länger bleiben. Unter den Helfern, die die Wohnung derzeit auf Vordermann bringen, sind junge und alte Leute, Berufstätige und Rentner. Iselin selbst hat eine Woche Urlaub mit Renovierungsarbeiten verbracht.

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