Schallbach Nicht zu hundert Prozent geeignet

Silke Hartenstein
Aus den Beratungen für eine neue Heizanlage für die Schulsporthalle entwickelte sich die Idee eines Schallbacher Wärmenetzes. Foto: Silke Hartenstein

Gemeinderat: Um ein Wärmenetz auch ohne Großabnehmer hinzubekommen, braucht es viele Teilnehmer

Für ein Schallbacher Wärmenetz 4.0 sind die Voraussetzungen nicht optimal. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht machbar wäre. Vor sechs Wochen erhielt die Energiedienst AG (ED) vom Gemeinderat für 79 000 Euro den Auftrag zur Potenzial- und Machbarkeitsstudie Wärmenetz 4.0.

Von Silke Hartenstein

Schallbach. An sich hatte bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag ED-Vertreter Stefan Schlachter das Projekt Potenzial- und Machbarkeitsstudie Wärmenetz 4.0 vorstellen wollen. Schlachter jedoch steckte auf dem Rückweg von einer Tagung am Bodensee im Verkehr fest und kam erst nach Sitzungsende an. Seine Vorstellung soll in der kommenden Gemeinderatssitzung nachgeholt werden.

Bis dahin erläuterte Bürgermeister Christian Iselin die wesentlichen Fakten: Die Ausschreibung ist so gestaltet, dass die Gemeinde immer wieder Ausstiegsmöglichkeiten hat, falls sich das Vorhaben nicht rentieren würde. Sollte sich zeigen, dass ein Wärmenetz eine reelle Chance hat, wäre es zur Hälfte förderfähig. Bis zu einer Bewilligung des Wärmenetzes sieht der Zeitplan drei Jahre vor – und bis dahin hat der Gemeinderat in drei Phasen des Projekts die Gelegenheit, es weiter führen zu lassen oder auszusteigen.

Seit vergangenem Wochenende läuft eine Umfrage unter Schallbachs Bevölkerung. 340 Fragebögen gingen hinaus, binnen vier Tagen kamen bereits 69 Rückmeldungen, davon zeigten 59 Interesse am Anschluss an ein Wärmenetz. Im Dorf gibt es rund 220 Gebäude.

Rathaus, Kindergarten und Schule sind dabei

Befragt wurden auch Bürger, die zur Miete wohnen. Die Gemeinde selbst hat ihre Objekte Rathaus, Kindergarten und Schule angemeldet. Denkbar wäre zudem eine Anschlussverpflichtung an den künftigen Eigentümer des derzeit in Gemeindebesitz befindlichen Gebäudes Dorfstraße 2.

Die Potenzialanalyse sieht ein Problem darin, dass es in Schallbach keinen Industrie- oder Gewerbebetrieb gibt, der in großem Stil nutzbare Abwärme erzeugt oder Wärmeenergie benötigt. Dass ein Großabnehmer wie etwa ein Krankenhaus oder Pflegeheim fehlt, wurde auch bei der kommunalen Wärmeplanung durch den Landkreis Lörrach registriert: Hier wurde Schallbach als nicht zu 100 Prozent geeignet für ein Wärmenetz eingestuft.

Als Energieträger für ein Wärmenetz kämen für die Grundlast Holzhackschnitzel in Frage, dazu Solarthermie für die warmen Sommermonate. Möglich wäre auch der Einsatz von Wärmepumpen, hier ergaben zwei Sondierungen in 120 Metern Tiefe gute Ergebnisse.

„Ich glaube, wir müssen in mehrere Richtungen offen sein“, fand Iselin. Rückendeckung bekommt das Projekt Wärmenetz durch die unsichere Lage bei der Gasversorgung in Folge des Ukraine-Kriegs. „Ich sehe zwei harte Winter auf uns zukommen“, schätzte Iselin die Lage ein.

Ein wichtiger Punkt, um einen Betreiber für ein Wärmenetz zu finden, ist die Wirtschaftlichkeit – immerhin, so Iselin, koste ein Meter verlegtes Netz rund 800 Euro. Es sei jedoch auch möglich, das Netz von einer Genossenschaft betreiben zu lassen.

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