Tradition: Eierlauf der Rekruten lockt viele junge und alte Schliengener / Teilnehmerrekord
„Wieso hast Du 18 Chinaböller mitgebracht?“ fragt Marius Müller einen seiner Mitstreiter erstaunt. Jede Runde des Schliengener Eierlaufens wurde mit einem Böllerschuss eröffnet – doch mit 18 Zweierteams wäre wohl jeder Teilnehmerrekord der vergangenen 70 Jahre turmhoch gebrochen worden.
Von Silke Hartenstein
Schliengen. In diesem Jahr traten jeweils zwei Frauen- und zwei Männerteams an. Jedes Mal siegte der Läufer mit dem Weinkrug in der Hand.
Der Frühling lag in der Luft an diesem Ostermontagnachmittag. Die Osterglocken blühten, die ersten Blüten zeigten sich an den Obstbäumen. Da es ausnahmsweise weder regnete noch kalt war, machten sich viele junge und alte Schliengener auf den Weg zur „Rennstrecke“ am Gärtnerweg. Zwei kleine Zuschauer gaben dem Anlass mit aufgesetzten Osterhasenplüschohren die Ehre und bekamen dafür jede Menge Ostereier.
Junge Leute halten alte Bräuche am Leben
Wie in jedem Jahr taten sich die jungen Leute eines Grundschuljahrgangs – diesmal war es der Jahrgang 1998/99 – zusammen, um für ein Jahr Dauer die alten Bräuche Maibaumstellen, Scheibenfeuer und Eierlaufen zu organisieren. 15 Helfer kümmerten sich um das Rennen und die Bewirtung der Besucher. „Das funktioniert schon immer“, fand Ansprechpartner Marius Müller gelassen.
2019 könnte es am Gärtnerweg bereits ganz anders aussehen, denn hier entsteht das Neubaugebiet „Wasengärtle“. Auf die Frage, wo man denn dann den traditionellen Osterbrauch feiern könne, kam von Müller ein entspanntes: „Da muss man halt improvisieren.“
Entspannt waren überhaupt alle an diesem Nachmittag. Man traf sich, feuerte mit „Hopp Hopp Hopp“ die Eierläufer an und genoss Grillwurst, Kuchen und Getränke.
Dolce Vita – nur nicht für die Läufer
Die Einzigen, die sich nicht voll und ganz dem Dolce Vita widmen konnten, waren die Läufer. Denn hier geht es um Schnelligkeit: Beim Eierlaufen tritt immer ein Zweierteam gegeneinander an.
100 Eier und ein Krug mit Wein
Entlang einer Sägespänespur werden 90 rohe Eier ausgelegt, dazu kommen zehn hartgekochte, bunte Eier. Der Eiersammler muss bei jeder Umrundung der Strecke ein rohes Ei aufnehmen und heil im Korb ablegen, die hartgekochten Eier wirft er in die Zuschauermenge oder drückt sie einem Kind in die Hand. Sein Gegenspieler rennt derweil ins Gasthaus „Am Berg“, holt dort einen Krug voller Spätburgunder und bringt diesen zur Laufstrecke, wobei mindestens ein halber Liter Wein im Krug bleiben muss. Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen.
Mit dem ersten rohen Ei auf der Strecke versucht der Eierläufer zudem den Weinläufer zu treffen – so gut wie immer bleibt es beim Versuch.
