Schliengen Auf den Spuren des „weißen Golds“

Silke Hartenstein
Tête-à-Tête am festlich eingedeckten Teetisch: Anita Möhring und Thomas Hofer. Foto: Silke Hartenstein

Ausstellung „Wir haben nicht alle Tassen im Schrank“ zeigt die Geschichte von feinem Porzellan.

Schliengen - Unter dem Titel „Wir haben nicht alle Tassen im Schrank“ wird bis Oktober die Tischkultur von einst im stilvoll-historischen Ambiente von Schloss Bürgeln in Szene gesetzt.

Feines Porzellan von der einzelnen Tasse bis zum Kaffeeservice lässt hier den Betrachter von einer Zeit träumen, in der Besitzer dieser zarten, kleinen Kostbarkeiten keinen Gedanken daran verschwendeten, ob diese auch spülmaschinentauglich sind. Der größte Teil der Exponate von 1800 bis 1980 stammt aus einer Epoche, in der es noch keine Spülmaschinen gab, dafür aber Personal. Und so frönten die Angehörigen der damaligen feinen Gesellschaft unbeschwert der Lust an den schönen Stücken berühmter Manufakturen wie Meissen, Nymphenburg, Herend, Hutschenreuther, KPM und Fürstenberg. Viele Ausstellungsstücke stammen aus Schenkungen wie den Sammlungen von Thomas Hofer und Frank Hofer.

Zur Vernissage am vergangenen Sonntag verbreiteten Mitglieder des Markgräfler Trachtenvereins Kandern das Flair der „guten alten Zeit“. Dazu passten die alemannischen Volkslieder wie „Zit isch do“, mit der Anita Möhring und Thomas Hofer die gut besuchte Ausstellung musikalisch eröffneten.

Von der einfachen Tasse zum wertvollen Sammlerstück

Es folgte Hofers Kurzvortrag über die Geschichte des Porzellans und die Entwicklung der Tasse von der ursprünglich henkellosen unbemalten Form über die Empire- und Prunktassen des frühen 19. Jahrhunderts bis zu den nach dem Zweiten Weltkrieg sehr beliebten Sammeltassen. Damals, so Hofer, hatten viele Hausfrauen zwar den Wunsch, ihren Kaffeetisch zu schmücken, doch nicht genug Geld für eine ganze Garnitur. Und so erwarben sie die edlen Einzelstücke eben nach und nach.

Die Besucher erfuhren, wie Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts zwar nicht den „Stein der Weisen“, dafür jedoch das Herstellungsprinzip des chinesischen Porzellans entdeckten. Dem Lüften dieses, bis dahin von den Chinesen wohl gehüteten Geheimnisses folgte der Siegeszug des „weißen Goldes“.

All diese Informationen gestalteten den Gang entlang der Vitrinen, Regale und festlich gedeckten Tische umso vergnüglicher. Neben Tassen in vielfältigen Variationen, darunter ein rotes Jugendstil-Tässchen mit plastischem Blütendekor, einer Garnitur zur Silberhochzeit mit Silberrand oder auch einer üppigst mit Blüten geschmückten Deckelvase im Stil des Rokoko gibt es hier auch Rätselhaftes wie die doppelte Schnabeltasse zu sehen.

Den Zweck der beiden wilhelminischen Tassen mit Querriegeln indes verrät folgender Schriftzug „Mit dieser Tasse schonst Du Deines Bartes Spitzen. Kein Tropfen Mokka bleibt in Deinem Barte sitzen“.

Weitere Informationen: Die Ausstellung ist bis Oktober im Rahmen der Schlossführungen zu sehen, täglich um 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr.

www.schlossbuergeln.de

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