Schliengen/Auggen Die Menschen mitentscheiden lassen

Alexander Anlicker
Die Kirchengemeinderatsvorsitzenden von Auggen und Schliengen: Gerda Reinecker (l.) und Heidi Schwarz-Schindler Foto: Alexander Anlicker

Die evangelischen Kirchengemeinderäte in Schliengen und Auggen laden für Sonntag, 13. April, nach den Gottesdiensten jeweils zu einer Gemeindeversammlung ein.

Hintergrund ist der Strukturwandel: Die Gemeindemitglieder werden durch Kirchenaustritte weniger. Dadurch sinken auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Gleichzeitig ergreifen weniger Menschen den Beruf des Pfarrers. Unsere Zeitung hat sich mit den Vorsitzenden der beiden Kirchengemeinderäte, Gerda Reinecker aus Auggen und Heidi Schwarz-Schindler aus Schliengen, sowie Pfarrerin Bettina von Kienle über die künftige Entwicklung unterhalten. Themen sind die Bildung des Kooperationsraums „MGL 4“ sowie die bestehende Zusammenarbeit der Kirchengemeinden Schliengen und Auggen, die beide von Pfarrerin von Kienle betreut werden.

Gemeinsame Pfarrstelle

Die evangelischen Kirchengemeinden Auggen und Schliengen gehören – was die Pfarrstelle angeht – schon immer zusammen, erklärt Schwarz-Schindler die historischen Hintergründe. Die evangelische Gemeinde im überwiegend katholischen Schliengen war schon immer Diaspora-Gemeinde, ergänzt sie.

Vor 15 Jahren wurde die Prälat-Hebel-Kirche in Schliengen gebaut. Mittlerweile hat die einst kleinere Gemeinde Schliengen die Auggener Gemeinde überholt, was die Mitgliederzahl angeht. Schliengen zähle rund 1200 Mitglieder und Auggen rund 1000 Mitglieder.

Dass sich zwar beide Gemeinden schon immer einen Geistlichen geteilt haben, es aber bislang noch getrennte Kirchengemeinderäte gibt, hänge mit dem Selbstbewusstsein der Schliengener und Auggener zusammen. Auch sei es früher undenkbar gewesen, dass eine Auggenerin einen Schliengener heiratet und umgekehrt, weiß Reinecker. Es habe in den vergangenen Jahren auch niemanden gegeben, der einen Zusammenschluss ins Spiel und voran gebracht habe, ergänzt sie.

Die Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinderäten funktioniere gut. Schon jetzt tagen beide gemeinsam, im Wechsel in Auggen und Schliengen, erklären Schwarz-Schindler und Reinecker. Ein Ergebnis sind die gemeinsamen Gottesdienste, die an jedem zweiten Sonntag im Monat, jeweils ab 10.15 Uhr, stattfinden – den Sommer über in Auggen und in den Wintermonaten in Schliengen. An den anderen Sonntagen finden die Gottesdienste jeweils ab 9 Uhr in Schliengen sowie ab 10.15 Uhr in Auggen statt.

Kirchenräte bleiben

Gemeinsam mit den Kirchengemeinden Eggenertal/Feldberg sowie Neuenburg am Rhein bilden die Gemeinden seit 2024 den Kooperationsraum „Markgräflerland 4“ (MGL4). Die bestehenden Kirchengemeinderäte bleiben dabei erst einmal erhalten, erklärt Pfarrerin von Kienle. In allen Gemeinden stehen im November Wahlen an, in denen die Kirchengemeinderäte für die kommenden sechs Jahre gewählt werden.

Der Kooperationsraum „MGL4“ ist einer von sechs Kooperationsräumen im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald. Weitere sind „MGL3“ mit Badenweiler, Britzingen-Dattingen, Buggingen-Grißheim, Hügelheim und Müllheim, „MGL2“ mit Betberg-Seefelden, Gallenweiler, Heitersheim, Laufen, Sulzburg und Staufen-Münstertal sowie „MGL1“ Bad Krozingen, Ehrenkirchen-Bollschweil, Mengen-Hartheim, Wolfenweiler. Hinzu kommen die Kooperationsräume Kaiserstuhl sowie Dreisamtal/Hochschwarzwald.

Die Planung im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald, einer der größten Kirchenbezirke in Baden, laufe seit 2021, so Schwarz-Schindler. Aktuell sei man in einer Übergangsphase, in der Menschen aus den Kirchengemeinderäten in den beschließenden Ausschuss entsandt werden.

Der Ausschuss kümmert sich aktuell um Themen wie das Einrichten eines Zentralbüros für alle Kirchengemeinden, sagt Pfarrerin von Kienle und ergänzt: „Der Kirchenbezirk Markgräflerland im Landkreis Lörrach ist schon etwas weiter.“ Sichtbare Veränderung sei die seit 1. Januar bestehende Dienstgemeinschaft mit den Dienstplänen der Pfarrer.

Die Zusammenarbeit im Kooperationsraum hatte unter anderem bereits zur Folge, dass der Konfirmandenunterricht inzwischen für alle Konfirmanden in Neuenburg stattfindet und nicht mehr in allen vier Kirchengemeinden. Beim Thema Kindergärten sei Pfarrer Ralf Otterbach nun für die kirchlichen Kindertagesstätten in allen vier Gemeinden zuständig.

Nicht mehr überall alles

„Dass etwas passieren muss, ist klar. Man kann nicht in die Zukunft laufen, wenn man weiß, dass es nicht funktioniert“, meint Schwarz-Schindler und ergänzt: „Kirchenaustritte werden mehr und die Finanzen weniger.“ Schwarz-Schindler, die ursprünglich aus Britzingen stammt, berichtet, wie dort vor 40 Jahren noch Kirche gelebt wurde. Damals sei jeden Sonntag in der kleinen Kapelle in Muggardt Gottesdienst gehalten worden, heute maximal noch viermal im Jahr.

„Die Leute werden älter und schauen sich Gottesdienste im Fernsehen an, wenn sie nicht mehr so gut zu Fuß sind“, ergänzt Reinecker. „Ich aber brauche am Sonntag meinen Gottesdienst in der Kirche“, betont sie.

In Auggen und Schliengen sei die Bevölkerung noch kirchennah und es gebe weniger Austritte als in den Städten, stellt von Kienle fest. Trotzdem werde in Zukunft nicht mehr überall alles angeboten werden können. „Wir müssen versuchen, die Menschen mitzunehmen und sie mitentscheiden zu lassen, wie die Kirche verschlankt wird“, ergänzt sie. Gleichzeitig plädiert sie dafür, Neues auszuprobieren. „Freitag ist der neue Sonntag“, sagt sie mit Blick auf neue Angebote wie den am Freitag stattgefundenen Gottesdienst inmitten der Kirschblüte.

Gottesdienste und Gemeindeversammlungen

Schliengen:
Sonntag, 13. April, ab 9 Uhr Gottesdienst in der Plälat-Hebel-Kirche mit anschließender Gemeindeversammlung

Auggen:
Sonntag, 13. April, ab 11.15 Uhr Gottesdienst in der Kreuzkirche mit anschließender Gemeindeversammlung

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