Schliengen Auslöser: Wyhl und Waldsterben

Weiler Zeitung

Naturschutz: BUND-Ortsverband Bad Bellingen-Schliengen feiert 40-jähriges Bestehen mit Ausstellung

Mit einem Festakt und einer Ausstellung in der Mauchener Burgunderhalle feiert der Ortsverband Bad Bellingen-Schliengen des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) am morgigen Sonntag ab 11 Uhr sein 40-jähriges Bestehen.

Von Alexander Anlicker

Schliengen. Die Vorsitzende Sigrid Meineke berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung von den Anfängen im Jahr 1981 und den vielfältigen Aktivitäten des Vereins.

Frage: Der BUND Ortsverband feiert sein 40-Jähriges mit einer Ausstellung Was erwartet die Besucher?

Die Entwicklung des Kernorts Schliengen zwischen 1945 und 2019; aus der Sicht von Zeitzeugen werden die Themen Bauernhöfe, Ladengeschäfte, Handwerk, Gaststätten und Siedlung/Landschaft gezeigt. Zu jedem Thema wurden die beobachteten Veränderungen in Luftbilder der Jahre 1945, 1973, 1986, 2019 eingetragen. Die Dynamik der Entwicklung lässt einen Staunen und regt den Betrachter zu persönlichen Erinnerungen an. Gedacht war diese Ausstellung zur neueren Geschichte Schliengens als Beitrag des BUND für die 1200-Jahr-Feier der Gemeinde.

Die Werksiedlung St. Christoph Kandern, unser langjähriger Partner in Sachen Kopfweidenschnitt und Weidenrutenverarbeitung, wird sich mit der Flechtwerkstatt präsentieren. Die Firma Mayka und die mit ihr verbundene Barbara-Michel-Stiftung sind seit drei Jahrzehnten wichtige Partner bei der Pflege und Sicherung der von uns betreuten Obstwiesen und zahlreichen Einzelprojekten. Die Firma Mayka stellt sich mit einem Informationsstand vor.

Künstler des Kunstforums Schliengen stellen Arbeiten aus, die im Zusammenhang mit unseren Tätigkeiten gesehen werden können.

Mit der Jungimkerin aus Bad Bellingen wird eine alte Tradition wiederbelebt. Der Gründer des Ortsvereins war passionierter Imker und langjähriger Vorsitzender des Imkervereins. Unsere Kindergruppenleiterin wird die Kinder zum Basteln einladen. Neben dem Jubiläumswein und dem Apfelsaft von unseren Obstwiesen werden auch Kaffeespezialitäten und Snacks angeboten.

Frage: Was gab im Jahr 1981 den Anstoß für die Gründung des Ortsverbands Bad Bellingen-Schliengen? Welche Rolle spielten damals der saure Regen, das Waldsterben, Dünnsäureverklappung in der Nordsee sowie umstrittene Großprojekte wie das Atomkraftwerk in Brokdorf oder die Startbahn West in Frankfurt?

Den Anstoß für die Gründung des Vereins gaben das Waldsterben und die Kontroverse um die Atomenergie, wie das geplante Atomkraftwerk in Wyhl am Kaiserstuhl und das AKW Fessenheim sowie der zunehmende Verlust gefährdeter Lebensräume vor Ort. Die ersten Pflegeflächen waren die Nasswiesen in den Gewannen Hertinger Feld und Egelsee in Hertingen und der Kalkmagerrasen im frisch ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Auf der Eckt“. Verstand und Tatkraft wurden in der Gruppe gleichermaßen angesprochen.

Frage: Der Ortsverband zeichnet sich weniger durch Protestaktionen sondern durch praktische Naturschutzarbeit aus. Der Verein pflegt mehr als fünf Hektar Flächen. Um welche Flächen handelt es sich?

Wir haben uns durchaus regelmäßig an Protestaktionen beteiligt, wie beispielsweise gegen Fessenheim und gegen die Flachglasfabrik im elsässischen Hombourg, dies aber als kleine Gruppe im Verbund mit den BUND-Regionalverbänden Freiburg und Hochrhein.

In unserer Broschüre „Praktischer Natur- und Umweltschutz“, die bei den beiden Gemeinden erhältlich ist, werden die Pflegflächen, ihre Besonderheiten und die Art der Pflege detailliert dargestellt. Sie ist auch online auf unserer Homepage www.bund-schliengen.de einzusehen.

Frage: Die schützenswerten Flächen verteilen sich auf insgesamt 21 Standorte. Ist die Pflege allein mit ehrenamtlichen Helfern noch zu leisten?

Wir sind inzwischen in der glücklichen Lage, die dauerhafte Pflege in der Zusammenarbeit unserer ehrenamtlichen Helfer mit Landwirten, Fachbetrieben und dem Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lörrach sowie den Naturschutzbehörden zu sichern.

Frage: Der Verein hat auch eine Kindergruppe für Sieben- bis Zehnjährige. Was wird den Kindern geboten?

Den Kindern soll vor allem Freude an der Natur und die notwendige Arbeit zu ihrer Erhaltung nahegebracht werden. Sie sollen Spaß haben und für ihr Leben prägende Ereignisse mitbekommen.

Frage: Warum engagieren Sie sich persönlich für den Umwelt- und Naturschutz?

Mein Naturerleben in der Kindheit hält bis heute an und hat über die Stationen Schule, Ökologie-Studium und haupt- wie ehrenamtliche Naturschutzarbeit geführt. Nach wie vor bleibt die Notwendigkeit des Engagements im Natur- und Umweltschutz.

Frage: Welche Wünsche und Forderungen haben Sie an die Politik?

Pflanzen- und Tiergemeinschaften brauchen Raum, Vernetzung und eine wesentlich naturnähere Landnutzung. Hier sind die Kenntnisse und Erfahrungen traditioneller Bewirtschaftungsmethoden von Vorteil und müssen in die moderne Landnutzung mit moderner Technik Eingang finden.

Von der Politik wünsche ich mir mehr Mut, Fehlentwicklungen entschieden entgegen zu wirken, einen aktiven Klimaschutz zu etablieren und auf die junge Generation zu hören. Der Erhalt der Natur entscheidet über unsere Zukunft als Menschen.

wurde 1952 geboren. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter sowie zwei Enkelinnen. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Ökologie in Freiburg mit dem Abschluss als Diplom-Biologin sowie Aufbaustudium Humanökologie an der Universität Brüssel, Zuletzt war sie, bis zum Eintritt in den Ruhestand 2017, Geschäftsführerin des frisch gegründeten Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Lörrach.

Seit 1976 ist sie Mitglied im BUND und seit 1981 im Ortsverband Bad Bellingen-Schliengen aktiv. 30 Jahre lang, von 1987 bis 2017, war sie ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte des Landkreises Lörrach. Von 1994 bis 2004 gehörte sie als Kreisrätin dem Lörracher Kreistag an.

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