Schliengen Besuch aus dem Markgräflerland in geteilter Stadt

Weiler Zeitung
Die Schliengener Besucher auf dem Berliner KurfürstendammRepro: zVg/Herbert Schumacher Foto: Weiler Zeitung

Historie: Nach Inkrafttreten des Fusionsvertrags 1973 reiste eine Schliengener Delegation nach Berlin

Schliengen. Von einer Flugreise der besonderen Art weiß der Eggener Dorfchronist Herbert Schumacher zu berichten. Sie führte zur Zeit der Gemeindereform in den 1970er-Jahren in die damals noch geteilte Stadt Berlin.

„Im Februar 1973, kurz nach Inkrafttreten der Gemeinde- und Landkreisreform, unternahmen Gemeinde- und Ortschaftsräte der neugebildeten Gesamtgemeinde Schliengen sowie deren bisherige Bürgermeister und nunmehrige Ortsvorsteher eine Studienreise in die damals noch geteilte ehemalige deutsche Hauptstadt Berlin, beziehungsweise nach Berlin-West“, schreibt Schumacher. Zur Reisegruppe zählte der vor kurzem in das kommunale Amt gewählte und auch politisch engagierte Schliengener Bürgermeister und spätere, inzwischen verstorbene Landrat in Lörrach, Alois Rübsamen. Mit von der Partie war auch der bisherige Bürgermeister von Kandern-Riedlingen, Fritz Rüggert.

Es herrschte Kalter Krieg

Die Fusion mit Obereggenen wurde ein Jahr später vollzogen. Gemeinderat Heribert Heissler, der Leiter der damaligen Volkshochschule Schliengen-Bad Bellingen-Neuenburg, organisierte diese Informationsreise.

Berlin stand damals noch mitten im sogenannten „Kalten Krieg“, und Fliegen war damals weniger selbstverständlich als heute. So hatten die meisten Teilnehmer ihr erstes Flugerlebnis und zudem den ersten Besuch in Westberlin. Bei anbrechender Dunkelheit setzte die britische Maschine – die deutsche Lufthansa durfte zu jener Zeit Westberlin noch nicht anfliegen – auf dem inzwischen längst geschlossenen Westberliner Flughafen „Tempelhof“ zur extremen Steillandung an.

Buntes Programm

Der Markgräfler Reisegruppe gehörten auch mehrere ehemalige Kriegsteilnehmer an, die mit gemischten Gefühlen ihre erste Nachkriegsbegegnung mit der geschichtsträchtigen, aber kriegsbedingt noch arg beschädigten einstigen Reichshauptstadt machen durften. Zu den negativen Erlebnissen gehörte auch, als die Besucher aus dem Markgräflerland von einer regimeüberzeugten DDR-Genossin während einer Sonderfahrt durch Ostberlin geschleust wurden. Mit einem zunächst längeren Zwangsaufenthalt am Sektorenübergang hatte man sich abzufinden. Zwei junge DDR-Volkspolizisten („Vopos“) nahmen den Businsassen zur Überprüfung im nahen Kontrollgebäude deren Ausweispapiere ab, um diese dann bei der Rückausreise wieder ihren Besitzern auszuhändigen.

An diesem Ausflug in den Ostteil der Stadt nahm der damals 34-jährige Schliengener Bürgermeister Alois Rübsamen nicht teil. Er hatte sich nämlich früher angeblich im Zusammenhang mit der Flucht eines jungen DDR-Lehrers auf politischem Weg engagiert. Und eben dies hätte ihm bei einer Ost-Kontrolle zum Verhängnis werden können, wie er viele Jahre später offiziell gestand.

Nachtluft geschnuppert

Für die wissbegierigen „Landratten“ aus dem Markgräflerland gehörte auch das „Nachtluft-Schnuppern“ auf dem „Ku-Damm“ zum Pflichtprogramm.

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