Schliengen Bürgerwindpark kündigt Pachtvertrag

Markus Adler
Windräder am Blauen werden wohl länger auf sich warten lassen. Foto: Alexander Anlicker

Rasant steigende Baupreise, eine ähnlich steile Kostenentwicklung für Windenergieanlagen und eine ungünstige Zinsentwicklung führen zu einem vorzeitigen Stopp des Windkraftprojekts am Blauen. Die Gesellschafter verhandeln ergebnislos mit ForstBW.

„Das ist eine bittere Entscheidung, aber uns bleibt keine andere Möglichkeit, als den Pachtvertrag zum Jahresende zu kündigen“, sagten Tobias Tusch von den Elektrizitätswerken Schönau, Frank Hehl und Peter Schalajda von der Genossenschaft Bürgerwindrad Blauen sowie Heinz Ladener von der Bürgerenergie Südbaden beim Pressegespräch in Freiburg.

Die politische Weltlage, gestiegene Kosten für Bauteile, für die bauliche Abwicklung und die Entwicklung am Kapitalmarkt hätten zu dieser Entscheidung geführt. Im Sommer hatten die drei Gesellschafter noch versucht, mit dem Eigentümer der Flächen, der ForstBW, über eine Veränderung der Pachtbedingungen zu verhandeln, was nicht möglich war. „Uns wurde gesagt, dass es eine Neuausschreibung geben würde. Das ist unsere Hoffnung, dass wir zu geänderten Bedingungen den Zuschlag erhalten können“, erläuterten die Beteiligten ihre Position.

Kostensteigerungen von 30 bis zu 40 Prozent

„Zum Zeitpunkt der Ausschreibung war unser Angebot auskömmlich“, betonen die Projektbeteiligten, aber die Kostensteigerungen im Bereich von 30 bis 40 Prozent machten die Kalkulation einfach wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. Alle drei Gesellschafter haben jeweils 250 000 Euro an Kapital in den Bürgerwindpark Blauen eingebracht, die nun in der Schwebe sind. „Wir sind verantwortlich für die Einlagen unserer Mitglieder“, machen die Verantwortlichen deutlich.

Um welchen Prozentsatz die Pacht niedriger ausfallen müsste, dazu wollten sich die Gesellschafter beim nicht äußern. Sie benutzen aber mehrfach den Begriff „hoch bis sehr hoch“ für die Pachtsumme, die außerdem bei der Bewertungsmatrix für die Vergabe der Flächen eine vergleichsweise große Rolle gespielt habe.

Unternehmerisches Risiko ist zu groß geworden

„Es ist einfach ein sehr großes Risiko, die Pachtsumme zu einem so frühen Stadium des Projekts festzulegen“, sagt Tobias Tusch.

Für die ehrenamtlich geführten Genossenschaften der Bürgerwindrad Blauen und der Bürgerenergie Südbaden (BEGS) sei somit die kaufmännisch notwendige Verzinsung des Kapitals und eine verantwortbare Rendite mit Blick auf das eingebrachte Eigenkapital nicht mehr gegeben gewesen, hieß es. Der Widerstand aus Schliengen habe keine Rolle bei dieser Entscheidung gespielt. „Wir werden die verbleibende Laufzeit des Pachtvertrags nutzen, um bereits laufende Untersuchungen noch zu Ende bringen zu lassen, damit diese nicht verloren sind“, betonen die Vertreter der Gesellschafter. „Denn mit einer Absenkung der Pacht für die landeseigenen Flächen auf ein marktübliches Niveau könnte das Land Baden-Württemberg einen Beitrag dazu leisten, seine eigenen Ausbauziele für Windenergie zu erreichen“, heißt es in der Pressemitteilung der drei Gesellschafter.

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