Schliengen Der historische Kern bleibt

Claudia Bötsch
Das Gutshaus auf dem Areal des Weinguts Blankenhorn wird saniert. Aus statischen Gründen muss der vordere Bereich abgerissen werden – von der Frontseite betrachtet „das erste Fenster“. Außerdem bekommt das Gebäude einen neuen Dachstuhl. Foto: Claudia Bötsch

Weingut Blankenhorn: Vorderer Bereich des Gutshauses wird aus statischen Gründen abgerissen.

Schliengen - Weiter voran geht es mit den Bauarbeiten auf dem Areal des Weinguts Blankenhorn in der Schliengener Ortsmitte. Aktuell wird unter anderem das historische Gutshaus saniert, in dem einst das Gasthaus „Zum Baselstab“ untergebracht war.

„Der vordere Bereich muss aus statischen Gründen leider abgerissen werden“, berichtet Inhaber Martin Männer im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei verweist er auf die Geschichte des ortsbildprägenden Gebäudes.

Im Jahr 1945 von einem Blindgänger getroffen

Im Februar 1945 sei das Gutshaus von einem Blindgänger getroffen und der vordere Bereich komplett zerstört worden, berichtet er. In den Nachkriegsjahren wurde dieser Gebäudeteil wieder angebaut, inklusive neuem Dachstuhl.

Bauarbeiten bringen Spannendes zu Tage

„Dieser Nachkriegsanbau wird jetzt abgerissen und bei gleicher Kubatur neu errichtet. Der historische Kern und damit der Großteil des Gutshauses bleibt jedoch erhalten“, macht Männer deutlich, der das traditionsreiche Weingut Blankenhorn 2014 gekauft hat. Der Eingangsbereich wird im Zuge der Sanierung verlegt und neu gegenüber des Gästehauses „Sonne“ sein.

Das Gutshaus wurde bereits entkernt – 50 Tonnen Schutt wurden abgetragen. Dabei brachten die Arbeiten bei der Wendeltreppe, die von einem Steinmetz bereits wieder hergerichtet wurde, Spannendes zu Tage: Hinter dickem Putz verborgen fand sich dort ein Turm mit Fenster, der freigelegt wurde. Hier ist die Jahreszahl 1674 zu finden. „Das sieht nach einer Befestigungsanlage aus“, vermutet der Weingutsbesitzer. Allerdings seien in der Chronik keinerlei Hinweise zu finden.

Bekannt ist, dass seit 1742 die Thurn- und Taxissche Reichspost eine Vor- beziehungsweise Umspannstation im Gutshaus unterhielt. Unklar ist, ob damals schon das Gasthaus existierte. Laut Schliengener Chronik war dies sicher ab etwa 1770 der Fall, als Martin Walz das Anwesen übernommen hatte.

Nach der Sanierung sollen im Gutshaus eine Vinothek, eine Weinbibliothek und ein Eventbereich eingerichtet werden. Darüber hinaus soll es tageweise auf der noch anzubauenden Terrasse eine Einkehrmöglichkeit geben; anbieten will man Wein und kleine regionale Spezialitäten.

Neubauten und Abriss von Nachkriegsanbauten

Neben dem Gutshaus gibt es viele weitere Baustellen auf dem Weingutareal. So entsteht etwa ein neues Flaschenlager für 120 000 Flaschen. Außerdem wurden Altgebäude abgerissen, die nicht mehr erhaltenswert und nicht historisch gewesen seien, berichtet Männer und verweist auf eine ehemalige Halle und Scheune. Dabei handle es sich um Nachkriegsanbauten aus den 50er, 60er und 80er Jahren, bei denen auch Materialien verwendet wurden, die nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen würden.

Eröffnung für das erste Halbjahr 2020 geplant

Die umfassenden Sanierungsarbeiten liegen laut Männer im Zeitplan. „Ziel ist, dass wir im ersten Halbjahr 2020 komplett eröffnen können“, berichtet der Inhaber, der dankbar ist für die Geduld der Anwohner angesichts der Großbaustelle mitten im Ort. Er blickt bereits mit viel Vorfreude auf das Ende der Baustelle – „auch, weil die Arbeitsabläufe durch die Modernisierung einfacher werden“. Geplant ist zur Eröffnung des modernisierten Weinguts unter anderem ein „Tag der offenen Tür“.

„Wichtig, dass sich das Weingut gut einfügt“

Eine wichtige Etappe der Bauarbeiten hatte man im Dezember erreicht, als Richtfest für das neue Kellereigebäude gefeiert wurde. An Stelle der alten Kelterhalle, die derzeit abgerissen wird, wird ein neuer Barrique-Keller gebaut.

Wichtig ist Martin Männer, dass sich das modernisierte Weingut einmal gut einfügt in die Mitte der Ortschaft. Dabei setzt er auf eine „zeitlose, eher zurückhaltende Architektur“. Das Gutshaus soll sich dabei als historisch markantes Gebäude darstellen.

Positiv sieht er zudem die Umgestaltung der Kreuzung der Eisenbahnstraße und der B 3 zu einem Kreisverkehr, die noch in diesem Jahr erfolgen soll. Der Dorfbrunnen rückt in diesem Zusammenhang auf das Areal des Weinguts, wo er „eine prominente Stelle“ erhalten soll.

Herausforderung: Während des laufenden Betriebs

Die besondere Herausforderung der Baustelle auf dem Weingut-Areal sei, dass die Umbau- und Sanierungsarbeiten während des laufenden Betriebs stattfinden, so Männer – „ansonsten wären wir schon fertig“.

Begonnen wurde mit der umfangreichen Sanierung bereits 2015, als erste Maßnahme stand der Abriss des ehemaligen Gasthauses „Schlüssel“ an. Gewisse Verzögerungen gab es 2017, als das Konzept noch einmal überarbeitet wurde. Einige Zeit beanspruchte auch die aufwändige Befestigung der Bachwand am westlichen Rand des Grundstücks, bevor 2018 mit dem Neubau des Kellereigebäudes begonnen werden konnte.

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