Schliengen Der Weg zur „Grenze der Erinnerung“

Weiler Zeitung

Musical: „Pinot Presto Fuoco“ zeigt „The Giver’s Choice“ in Schliengen

Schliengen (sih). Eine Gesellschaft, die weder Kriege noch Armut noch Gewalt kennt: Das klingt gut und fühlt sich auch gut an – vorausgesetzt, man nimmt regelmäßig seine staatlich verordneten Medikamente ein. Mit dem Musical „The Giver’s Choice“ erzählte der Jugendchor „Pinot Presto Fuoco“ die aufwühlende Geschichte einer gleichgeschalteten Gesellschaft in Grau.

Es war harter, spannend und emotional erzählter Stoff, den die Schauspieler, Sänger und Tänzer im Teenageralter unter Birgit Rohnes Regie und musikalischer Leitung mit großer Vitalität und Präsenz auf die Bühne des voll besetzten Schliengener Bürger- und Gästehauses brachten. Mit starken Hauptdarstellern und Gesangssolisten, mitreißendem Chorgesang und effektvollen Choreografien zogen sie ihr Publikum in den Bann.

Sie selbst hatten das Stück auf der Basis von Lois Lowrys Erzählung „Hüter der Erinnerung“ ausgesucht und entwickelt sowie bei ihrer Liedauswahl mit Songs von George Gershwin über Cindy Lauper und Herbert Grönemeyer bis zu den Twenty One Pilots unbekümmert aus den vergangenen 80 Jahren Musikgeschichte geschöpft. Dabei wurden sie begleitet von Bernhard Maria Badt (Keyboard und Schlagzeug) und Ralf Tonding (Saxophon und Querflöte). Da der Jugendchor über die Crowdfunding-Spendenplattform der Sparkasse Markgräflerland „Einfach.Gut.Machen“ 3300 Euro gesammelt hatte, konnte man auch bei der Technik in die Vollen gehen, samt suggestiver Bilder und Videos auf der Großleinwand im Bühnenhintergrund.

Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der die Menschen sicher, doch ohne Selbstbestimmung leben, regiert von einer „Ältesten“ in Angela-Merkel-Optik, von Rebecca von Faber mit einer starken Mischung aus Kühle und Machtfülle gespielt. Es gibt weder Farben noch Wetterextreme, regelmäßige „Gefühlsaussprachen“ ersticken jedes intensive Gefühl, Volljährigen wird ihr Beruf zugeteilt, wer nicht mehr fit ist, wird „frei gegeben“ und geht ins „Anderswo“– beziehungsweise in den Raum mit der Todesspritze.

Einzig der staatlich angestellte „Hüter der Erinnerung“ (in seiner Zerrissenheit glaubhaft dargestellt von Nicolai Raab) kennt die Vergangenheit und lebt auf, als er sein Wissen über Freude und Leid, Liebe und Krieg, Wetter, Farben und Regierungssysteme an den 18-jährigen, sensiblen Jonas (Nicolas Friedrich) weitergeben darf. Jonas’ neue Erfahrungen, verbunden mit dem Absetzen der dämpfenden Medikamente und der Freundschaft zu Fiona (Ann Homscheid), die einen vermeintlich abhörsicheren Arbeitsplatz hat, bringen das System in Gefahr.

Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf, bis Jonas’ Lauf über Stock und Stein zur „Grenze der Erinnerung“ über die Leinwand flimmert, die Darsteller ihre grauen Mäntel abwerfen und sich in farbenfrohen Kostümen singend den starken Gefühlen von Freddie Mercurys „Bohemian Rhapsody“ hingeben. Da gab es zum Abschluss nur eines: tosenden Applaus.

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