Schliengen Die Ortskirchen kämpfen sich durch

Adrian Steineck
In diesem Jahr bleiben die Kirchen vielerorts zu Weihnachten geschlossen. Foto: Kristoff Meller

Corona: Absage der Weihnachtsgottesdienste ist nicht leichtgefallen / Wegfall des Gesangs belastet viele

Während die Kirchen und Kapellen sonst zu Weihnachten gut besucht sind, wird dieses Jahr einiges anders werden: Präsenzgottesdienste sind aufgrund der derzeitigen Corona-Situation vielerorts bis zum 10. Januar abgesagt. Auch die Seelsorgeeinheit Schliengen ist diesen Schritt jetzt gegangen (wir berichteten gestern). Leicht gemacht hat man sich diese Entscheidung dort aber nicht.

Schliengen/Bad Bellingen. „Es gab durchaus auch Stimmen, die sich für Präsenzgottesdienste unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ausgesprochen haben“, sagt Pfarrgemeinderat Siegfried Thoma im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber letzten Endes sei der Stiftungsrat der katholischen Seelsorgeeinheit Schliengen für die Gesundheit der Besucher verantwortlich, da habe man schlichtweg handeln müssen, legt er dar.

Viele Plätze freigeblieben

Das sei insofern leicht gefallen, als man bei der Planung der Weihnachtsgottesdienste ohnehin Vorsicht habe walten lassen: „Bereits Ende Oktober war klar: Wenn überhaupt Weihnachtsgottesdienste stattfinden können, dann nur mit vorheriger Anmeldung“, sagt Thoma. Es habe auch bereits erste Anmeldungen gegeben. Allerdings wären auch bei der ohnehin aufgrund der Abstandsregeln reduzierten Besucherzahl nicht alle Plätze in der Kirche belegt worden, wie die Erfahrung zeigt.

Denn ob in Schliengen oder in den anderen zur Seelsorgeeinheit gehörenden Kirchengemeinden Bad Bellingen, Bamlach oder Liel: Viele scheuen derzeit doch den Gang in die Kirche, schildert Thoma seine Erfahrungen. „Ich will es nicht unbedingt eine Abstimmung mit den Füßen nennen, aber die zur Verfügung stehenden Plätze waren praktisch nie ausgeschöpft“, sagt er.

Rückblick auf das Jahr

Ohnehin sei das Corona-Jahr 2020 auch für die Kirche ein ungewöhnliches gewesen. „Wir hatten ja im Frühjahr zu Ostern schon den ersten Lockdown“, erinnert der Pfarrgemeinderat. Nach der Wiederöffnung der Kirchen war es eine kurze Zeit aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen möglich, Gottesdienste ohne Mund-Nasen-Maske abzuhalten. Klassischer Gemeindegesang war zwar aufgrund des Aerosol-Ausstoßes und der damit verbundenen Ansteckungsgefahr nicht gestattet, aber man habe sich hier durch Antwortpsalmen etwas Abhilfe schaffen können.

Im Herbst aber war auch das nicht mehr zulässig. „Natürlich gibt es bei bekannten Kirchenliedern den einen oder anderen, der still für sich mitsingt, aber das war alles im Rahmen“, sagt Thoma und betont zugleich: „Das belastet die Leute schon, denn viele, die in die Kirche gehen, wollen auch singen.“

Online-Angebote als Ersatz

Wie andere Kirchengemeinden weist auch die Seelsorgeeinheit Schliengen auf die Möglichkeit hin, sich Gottesdienste via Internet per Livestream anzuschauen. „Das wird auch rege angenommen“, schildert Thoma seine Erfahrungen. Sowohl über die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender als auch via Internet würden die Gottesdienstübertragungen angeschaut. Auch gebe es Kirchenbesucher, die Hausgottesdienste abhalten würden. „Aber viele ältere Kirchenbesucher haben keinen Internetzugang und können das Angebot daher nicht nutzen“, sagt Thoma. Er bedauert, dass der Wegfall von Gemeindefesten einen „Kommunikationsverlust zur Gemeinde“ mit sich bringt.

Ausblick auf das Frühjahr

In Bezug auf den Lockdown geht Thoma davon aus, dass zumindest die Kirchen auch bis nach dem 10. Januar geschlossen sein werden. „Das Coronavirus wird uns noch einige Zeit beschäftigen“, ist er überzeugt. Das Patrozinium in Liel, der Gedenktag des kirchlichen Schutzpatrons, das für den 22. Januar geplant war, wird jedenfalls nicht stattfinden können.

In Bezug auf die Gottesdienste zu Ostern will er noch keine Prognose abgeben. „Das müssen wir dann im Frühjahr schauen, was bis dahin möglich und sinnvoll ist.“ Fest steht für ihn aber: „Die Ortskirchen kämpfen sich da schon durch, es gibt ausgefeilte Hygienekonzepte, und das kirchliche Leben und die Verbundenheit zur Gemeinde gehen weiter.“

Weitere Informationen: Auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit unter www.kath-schliengen.de/ gibt es Hinweise auf Gottesdienste im Livestream und weitere Angebote.

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