Schliengen Ein Leben für die Jagd und die Natur

Siegfried Feuchter
Willi Gottesleben, leidenschaftliche Jäger und seit 50 Jahren umsichtiger Jagdaufseher im Blauengebiet, vor einigen seiner Jagdtrophäen Foto: Siegfried Feuchter

Es gibt nur ganz wenige Leute, die sich so gut im Blauengebiet auskennen wie Willi Gottesleben. Seit 50 Jahren ist der passionierte Jäger aus Obereggenen-Schallsingen umsichtiger Jagdaufseher in dem 1056 Hektar großen Revier.

Willi Gottesleben (83), der in Kandern aufgewachsen ist und seit 50 Jahren in Schallsingen lebt, ist eine Institution. Die Frohnatur ist bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Er wiederum kennt Land und Leute bestens. „Willi Gottesleben ist ein Glücksfall für uns“, loben die Revierpächter Manfred Rose aus Lörrach und Oswald Brase aus Steinen ihren Jagdaufseher zu seinem außergewöhnlichen Jubiläum. Rose ist seit 50 Jahren Pächter, vor 32 Jahren kam Brase als Mitpächter dazu. Seit rund zehn Jahren ist auch Kreisjägermeister Alexander Rose, der Sohn von Manfred Rose, weiterer Pächter in dem Revier, das sich von Sitzenkirch bis nach Feldberg sowie von Niedereggenen bis zum Hochblauen erstreckt.

50 Jahre Jagdaufseher

Willi Gottesleben, der beruflich als Elektrokaufmann tätig war und schon in jungen Jahren die jagdliche Ausbildung machte, ist ein Naturliebhaber und ausgezeichneter Kenner des Blauengebiets. Vor 60 Jahren hatte er die Jagdscheinprüfung erfolgreich absolviert, seit nunmehr fünf Jahrzehnten fungiert er als umsichtiger und souveräner Jagdaufseher. Jahrzehntelang war er täglich im Revier anzutreffen und sah nach dem Rechten. Heute mit 83 Jahren geht der vitale Waidmann noch dreimal die Woche raus, wenn nichts Besonderes anliegt. Neben dem Niederwild wie Hasen, Fasanen, Rebhühner finden sich vor allem Rehe, Wildschweine und wenige Gamsen im Blauengebiet.

Dem „Außenminister unseres Reviers“, wie Rose und Brase den Jagdaufseher voller Anerkennung bezeichnen, macht so schnell keiner etwas vor. Die Jagdpächter stellen die „sehr vertrauensvolle und wunderbare Zusammenarbeit“ während dieser langen Zeit heraus und schätzen an Willi Gottesleben seine „hervorragenden jagdlichen Fähigkeiten und sein großes Organisationstalent“. Darüber hinaus würdigen sie im Gespräch mit unserer Zeitung seine Kameradschaft, seine Gastfreundschaft und Geselligkeit sowie sein Verständnis für die Anliegen der Landwirtschaft.

Ein Kenner

„Frag den Willi“ lautet ein geflügeltes Wort, wenn es um Fragen rund um das Revier im Blauengebiet geht. Der Schallsinger kennt sich bestens aus, er ist ein Jagdaufseher wie aus dem Bilderbuch. Zu seinen vielfältigen Aufgaben gehören zum Beispiel die Organisation aller anfallenden Arbeiten im Revier, um einen artenreichen Wildbestand zu erhalten und um notwendige Naturschutzmaßnahmen auszuführen. Die Pflege der 60 Hochsitze sowie die Beseitigung und Regelung von Wildschäden, von denen es pro Jahr etwa 20 im Blauenrevier gibt, fallen außerdem in den Zuständigkeitsbereich von Willi Gottesleben, der einen guten Draht zu den Landwirten pflegt. Dank seiner umgänglichen, freundlichen Art können entstehende Wildschäden, die sich pro Jahr auf mehrere tausend Euro summieren, immer einvernehmlich geregelt werden. Wenn ein Reh oder ein Wildschwein geschossen wird, fängt die Arbeit erst an. Die Wildverwertung und Wildvermarktung der pro Jahr geschossenen 40 bis 50 Rehe und 30 bis 40 Wildschweine fallen ebenso in seinen Aufgabenbereich wie beispielsweise Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss oder in Notlagen die Fütterung des Wildes. Auch ist sein Einsatz bei Wildunfällen gefordert, derer sich 20 im Jahr ereignen - vor allem entlang der Badstraße (L132). Gottesleben ist immer zur Stelle und stets willkommener Ansprechpartner für die Jäger. Neben den drei Jagdpächtern können seit drei Jahren „fünf gestandene junge Jäger“ gegen Mithilfe im Revier ihrem Hobby nachgehen.

Zahlreiche Anekdoten

Auch für den Erhalt der jagdlichen Traditionspflege und des jagdlichen Brauchtums setzt sich der Jagdaufseher ein. Dazu gehört zum Beispiel, dass einem erlegten Wild als Zeichen der Ehrerbietung und des Respekts ein grüner Zweig in den Äser gelegt wird.

Einen höheren Stellenwert als heute hatten früher die Gesellschaftsjagden. Gleichwohl ist die jährliche Blauenjagd im November eine feste Größe.

60 Jahre Jäger und 50 Jahre Jagdaufseher im selben Revier am Blauen – in dieser langen Zeitspanne hat sich viel ereignet. Entsprechend kann Willi Gottesleben auch zahlreiche Anekdoten „aus der guten, alten Zeit“ erzählen. So erinnert sich der 83-Jährige, der immer ein Jagdtagebuch führt, gut daran, wie ein Kanderner Geschäftsmann 1992 im Blauengebiet unterwegs war und unterhalb von Schloss Bürgeln feststellte, dass es dort in der Jagdhütte zu brennen anfing. Sofort rannte er in die damalige Graf’s Weinstube in Obereggenen mit den Worten „Willis Hütte brennt“. Die alarmierte Feuerwehr dachte, es handle sich um sein Wohnhaus in Schallsingen und eilte zunächst dorthin, wo jedoch kein Feuer war. Als die Floriansjünger schließlich zur Jagdhütte kamen, gab es nichts mehr zu retten.

Die Jagd und die Natur haben ihn geprägt. Und wenn es seine Gesundheit weiterhin erlaubt, wird das noch einige Jahre der Fall sein. Zu groß sind seine Naturverbundenheit, zu groß seine Leidenschaft für die Jagd und die Geselligkeit.

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