Schliengen Erinnerungen an schöne und auch schwere Zeiten

Weiler Zeitung

Jubilarin: Viktoria Kirsch aus Obereggenen wird heute 95 Jahre alt / Feier im Kreis der Familie

Schliengen-Obereggenen (hs). Geistig noch sehr rege, kann Viktoria Kirsch im Kreis ihrer Familie heute ihren 95. Geburtstag feiern. Sie bedauert jedoch, dass ihr Gehör inzwischen sehr nachgelassen hat. Auch das Gehen wird für die Jubilarin inzwischen beschwerlicher. Noch vor wenigen Jahren war Viktoria Kirsch fast täglich mit ihren Nordic-Walking-Stöcken im Obereggener Rebberg flott unterwegs war.

Geboren wurde die Jubilarin am 29. Oktober 1923 in einer Winzer- und Bauernfamilie in Zell-Weiherbach in der Ortenau. Noch heute kommt sie ins Schwärmen über die Lieblichkeit ihrer einstigen Heimat. Vergessen hat sie aber auch nicht die harte Knochenarbeit in den Steillagen der heimischen Reben, wo sie und ihr Bruder bereits im Kindesalter kräftig mitanpacken mussten. Zeiten, die trotzdem für sie viel Schönes zu bieten gehabt hätten, wie sie rückblickend erwähnt.

Mit 18 Jahren während der NS-Zeit musste Viktoria Kirsch zum Reichsarbeitsdienst einrücken. Dort im Lagerleben war unter anderem viel Sport, aber natürlich auch gelenkte politische Unterweisung angesagt. Dennoch denke sie gerne an jene Gemeinschaftserlebnisse zurück, gesteht die Jubilarin. Viele fremde Mädchen habe sie dort kennenlernen dürfen.

Schlimm sei es in den letzten Kriegswochen gewesen, als die angloamerikanischen Bomberverbände fast täglich von Westen her einflogen, um Stuttgart und andere Ziele zu bombardieren. Besonders gefährlich sei es geworden, als die allierten Jagdflieger zuletzt auch Einzelziele angriffen, wie in den Reben arbeitende Frauen mit ihren gut sichtbaren Kopftüchern. Dass ihr einziger schwer verwundeter Bruder mit dem letzten Rettungsflieger gerade noch rechtzeitig aus dem eingekesselten Stalingrad-Inferno entkommen konnte, grenze an ein Wunder.

Positive Lebenseinstellung

1956 heiratete die Jubilarin den bei der Deutschen Eisenbahn beschäftigten Erwin Kirsch. Gemeinsam lebte das Paar in Weil am Rhein, bis der Ehemann vor 25 Jahren starb. Ein Sohn und eine Tochter gingen aus dieser Ehe hervor. Mit der Familie ihres Sohnes zog die Jubilarin vor rund 22 Jahren nach Obereggenen. Dort bezog sie die Einliegerwohnung des neuerbauten Hauses, in der sich Viktoria Kirsch bis heute recht wohl fühlt, zumal sie von der Famlie ihres Sohns liebevoll umsorgt wird.

Dass Viktoria Kirsch von grund auf ein fröhlicher, ausgeglichener Mensch ist, spürt man während des Gesprächs mit ihr recht bald. Noch heute singt sie viel und gerne altbekannte Volkslieder. Der Sohn begleitet seine Mutter bei Ausflügen mit dem Rollator mitunter bis hoch zur Bergkuppe Obereggenen/Feldberg. Das Erreichen eines so rüstigen hohen Alters habe wohl auch etwas mit der positiven Lebenseinstellung und den ständigen Aktivitäten seiner Mutter zu tun, vermutet er.

Das Geburtstagsfest wird zu Hause im Familienkreis gebührend gefeiert. Dass auch mehrere Enkelkinder dabei sind, freut die Jublilarin besonders.

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