Schliengen Gefühlvoll und temperamentgeladen

Weiler Zeitung
Gut gelaunt, gut bei Stimme: Der Männerchor Eggenertal unter der Leitung von Norbert Weisenseel Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Frühlingskonzert: Männerchor Eggenertal begeistert mit unterhaltsamem Programm / Motto: In vino veritas

Wenn ein roter Stiletto als Trinkgefäß die Runde macht, ist die Stimmung schon fortgeschritten lustig. Und dazu der kernige Gesang aus 27 Männerkehlen – so spielte sich eins der Highlights beim Frühjahrskonzert des Männerchors Eggenertal ab. Ein anderes war ein akrobatischer Zungenbrecher, der vielstimmig und melodisch eine weibliche Plappertasche namens Ilsebill beschreibt. Das Motto des Abends: In vino veritas.

Von Dorothee Philipp

Schliengen-Obereggenen. Die Wahrheitssuche mittels Trinkgefäß kann sehr unterhaltsame, gefühlvolle und auch temperamentgeladene Momente hervorbringen, die Dirigent Norbert Weisenseel in eine geschickte Dramaturgie verpackt hatte.

Sänger huldigen den Freuden gemeinsamen Zechens

Im ersten Block huldigten seine Sänger musikalisch den Freuden des gemeinsamen Zechens mit Silcher, Schubert und anderen versierten Tonsetzern. Dass ausgerechnet der Rheinwein der Beste sein soll – Verfasser H.R. Thiel war vermutlich noch nie im Markgräflerland.

Weisenseel hatte seine Mannen perfekt auf den Abend vorbereitet, die vollen Akkorde der romantischen Harmonik und raffinierte chromatische Modulationen gelangen auch a cappella aus dem Effeff. Und die Artikluationskultur hat bei den Eggenertälern ein hohes Niveau, keine textliche Nuance geht dabei verloren.

Bei einigen Liedern wurden sie von ihrem Hauspianisten Lothar Welsen effektvoll begleitet, so beim überschäumend fröhlichen CanCan aus Offenbachs „Orpheus“, dem F. Zimmer einen dem Thema des Abends angemessenen Text verpasst hatte. Wenn der Refrain „Drum lasst uns die Gläser heben“ aufbrauste, klatschte das begeisterte Publikum heftig den Takt mit. Weisenseel lockerte als Moderator das Ganze mit witzigen Bonmots auf.

Roter Stiletto als Trinkgefäß

Später zeigten sich die Eggenertäler auch als versierte Operettensänger. Ein Trinklied aus Millöckers „Bettelstudent“ wurde mit dem genannten Schuh eindrücklich in Szene gesetzt, zur hellen Freude des Publikums. Weitere wohllautende Trinkgesänge stammten aus „La Traviata“, Hoffmanns Erzählungen“ und „der Studentenprinz“.

Gäste glänzen mit Zungenbrecher

Und dann waren da noch die Gäste, eine Chorgemeinschaft aus Benolpe und Wiedenest im Sauerland, mit dem der Chor aus dem Eggenertal eine lebhafte Freundschaft pflegt. Die Herren aus dem Norden zeigten sich als ebenso sangeslustig wie versiert, sie hatten unter anderem die oben genannte Plaudertasche Ilsebill mitgebracht und begeisterten mit einem sehnsuchtsvollen „Shenandoah“, bei dem es die Sänger irgendwohin „westwärts von Missouri“ zieht. Eine lustige Ballade von einem Wirt, der seinen besten Wein im Keller lässt und dafür doppelt anschreibt, ließ das Publikum schmunzeln.

In der sehr hohen Oberstimme von „Droben im Oberland“ brillierte der gut gebriefte erste Tenor. Auch Johannes Reifenrath, der Dirigent der Gäste holte mit energischer, sportiver Gestik alles aus seinen Sängern heraus. Drei Zugaben brauchten sie, um wieder von der Bühne gelassen zu werden, unter anderem ein köstliches Tongemälde von einer Froschhochzeit, bei der eifrig mehrstimmig gequakt wurde.

Dann kamen noch einmal die Gastgeber zum Zug, die nach den spritzigen Operetten-Nummern auch vorzüglich Schmalz und Schmacht bei „Rotwein am Meer“ in Szene setzten.

Stimmungsvolles Finale rund ums Klavier

Nach dem besinnlichen „Gute Nacht Freunde“ von Reinhard Mey war natürlich ebenfalls Zugabe gefordert. Auf einmal machte ein Tablett mit vollen Achtele-Gläsern die Runde, die Sänger scharten sich wie bei einer gemütlichen Hausmusik ums Klavier und sangen und prosteten mit einem romantischen viersätzigen „Freunde noch ein Glas zum Abschied“. Dass das Publikum danach noch lange gesellig sitzen blieb, lag auch an der exzellenten Bewirtung des Musikvereins, die keine Wünsche offen ließ.

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