Im Jahr 1908 wurde in Schliengen auf Initiative des damaligen Dorfpfarrers Leonhard Müller die erste Winzergenossenschaft im Markgräflerland gegründet. 116 Jahre später könnte der Traditionsbetrieb bald Geschichte sein.
Die Mitglieder der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim und die Markgräfler Winzer stimmen in dieser Woche über einen Zusammenschluss ab.
Im Jahr 1908 wurde in Schliengen auf Initiative des damaligen Dorfpfarrers Leonhard Müller die erste Winzergenossenschaft im Markgräflerland gegründet. 116 Jahre später könnte der Traditionsbetrieb bald Geschichte sein.
Die Erste Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim und die Markgräfler Winzer aus Efringen-Kirchen sollen fusionieren. Damit würde Schliengen komplett aus dem Weinatlas verschwinden. Den Zusammenschluss werden die Vorstände der beiden Genossenschaften bei ihren Mitgliederversammlungen am Mittwoch in Schliengen und am Donnerstag in Efringen-Kirchen ihren Mitgliedern vorschlagen. Die fusionierte Genossenschaft soll dann Markgräfler Winzer heißen.
Doch die Fusion stößt nicht nur auf Gegenliebe. Einige Schliengener Winzer fürchten, dass das „Tafelsilber“ verschenkt wird.
Zum Ablauf des vergangenen Geschäftsjahrs hätten die Schliengener Winzer rund acht Millionen Euro – die Zahlung der Versicherung nach dem Brand in der Genossenschaft – in die Rücklage deponiert. Das alles gehe nun in die künftige Genossenschaft, ohne dass die Schliengener Winzer etwas davon sehen, lautet die Kritik aus Winzerkreisen. Auch soll die Traubenannahme abgebaut und in Efringen-Kirchen wieder aufgebaut werden, so dass die Schliengener Winzer künftig ihre Trauben über die Bundesstraße nach Efringen-Kirchen bringen müssten. Außerdem sollen die Liegenschaften in Schliengen, Bahlingen und Weingarten veräußert werden, heißt es weiter.
Michael Falk, Geschäftsführer der WG Schliengen, wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Plänen äußern. „Souverän sind die Mitglieder“, verweist er darauf, dass die Genossen die Entscheidung treffen müssten. Es werde am Freitag eine gemeinsame Presseerklärung im Nachgang an die beiden Versammlungen geben. Die beiden Versammlungen sind nicht-presseöffentlich.
Mitglieder, die den Weg nicht mitgehen wollen, haben indes schlechte Karten. Ein Winzer berichtet, dass die Genossenschaften in Britzingen, Hügelheim und Auggen keine neuen Winzer aufnehmen. „Die Lage ist etwas verzwickt“, sagt Jonas Lorscheid, Geschäftsführer des Winzerkellers Auggener Schäf. In Auggen wolle man von Fall zu Fall entscheiden, abhängig davon, ob es sich schon um Mitgliedswinzer handelt, die weitere Flächen einbringen, oder nicht. Das Problem sei, dass die Kapazitäten des Tanklagers ausgereizt seien. „Wir müssten in neue Tankkapazitäten investieren, um die zusätzlichen Mengen verarbeiten zu können“, erklärt Lorscheid und ergänzt: „Das bekommen wir so kurzfristig nicht hin.“