Zwischen Mitte Februar und Anfang April erwachen Amphibien (Kröten, Frösche und Molche) aus dem Winterschlaf und machen sich auf den Weg zu ihrem Geburtsteich, um sich fortzupflanzen. Damit sie sich auf den Weg machen, braucht es allerdings bestimmte Voraussetzungen: Temperaturen über fünf Grad und eine feuchte Witterung. „Das Wetter war bisher allerdings alles andere als ideal“, bilanziert Schwinger. Zunächst seien die Nächte viel zu kalt gewesen, außerdem die Witterung jetzt im März viel zu trocken. Die Kröten und Frösche waren deshalb nur zeitlich punktuell unterwegs, etwa am vergangenen Wochenende, als es nachts etwas geregnet hat.
Wo unterwegs?
Der Bund bittet die Bürger darum, in diesem Jahr ein besonders wachsames Auge darauf zu haben, wo die Tiere unterwegs sind. Interessant für die Naturschützer ist, wo Amphibien in der Nähe zum Beispiel von Gartenteichen, Gewässern oder Waldrändern beobachtet und wo überfahrene Tiere gesehen werden.
Denn im Siedlungsraum ist die Wanderung der Frösche und Kröten bekanntlich mit zahlreichen Gefahren verBunden, machen die Naturschützer deutlich: Oft müssen sie Straßen überqueren, was zahlreiche der geschützten Tiere nicht überleben. „Wenn wir wissen, wo besonders viele Amphibien überfahren werden, können wir bestimmte Schutzmaßnahmen veranlassen“, erläutert Schwinger. Bei einer sehr hohen Zahl von überfahrenen Tieren wäre beispielsweise das Aufstellen von Schutzzäunen möglich.
Überfahren
Aktiv wurde die Bund-Ortsgruppe bereits in Liel. Eine Familie hatte den Naturschützern zuvor zahlreiche überfahrene Kröten in den Hofmatten gemeldet. „Als wir vergangene Woche vor Ort waren, fanden wir auf einem kleinen Straßenabschnitt mehr als 20 überfahrene Frösche und Kröten vor“, berichtet Schwinger. „Das war für uns ein Schock, zumal in der Nebenstraße bereits Tempo 30 gilt.“ Die Tiere waren auf dem Weg vom angrenzenden Wald und den Wiesen zum Laichen in zwei Privatteichen.
Zum tödlichen Hindernis wurden für manchen Frosch zudem die Gullys. Hier planen die Naturschützer nun - in Absprache mit der Gemeinde – spezielle Aufstiegsmatten einzusetzen, damit die Tiere sich wieder selbst befreien können. Das soll baldmöglichst geschehen, damit die Alt- und Jungfrösche auf der Wanderung zurück in ihre Habitate nicht in den Gullys verenden.
„Wir bemühen uns, dass der Weg künftig geschützt ist“, so Schwinger. Die Gemeinde Schliengen hat schnell reagiert und bereits provisorische Warnhinweise aufgestellt. Für die Zukunft wurden entsprechende Warnschilder bestellt. Um die Nachbarschaft schon jetzt für das Thema der gefährdeten Amphibien zu sensibilisieren, hat der Bund bereits Flyer in den Hofmatten verteilt.
Tödliche Erschütterungen
In diesem Zusammenhang hat der Bund auch eine „wichtige Bitte“ an alle Autofahrer, die nach Einbruch der Dunkelheit Amphibien auf der Straße entdecken: „Bitte senken Sie dann das Tempo auf unter 30 Stundenkilometer – denn bei höherer Geschwindigkeit sterben die Tiere nur schon durch die Druckwellen an inneren Verletzungen.“
Laichplätze
Die Naturschützer interessieren sich vor allem auch für die Laichplätze der Amphibien in Bad Bellingen und Schliengen – sei es in Ackergräben oder im heimischen Garten. Sind die Kaulquappen erst einmal geschlüpft, sei es wichtig, dass sie auch Unterschlupfräume haben, um sich vor Feinden verstecken zu können. „Hier kann es gegebenenfalls hilfreich sein, Äste oder ein Gitter über das Wasser zu legen, damit die Vögel nicht so leicht an ihre Beute kommen“, erläutert Schwinger.
Gründe für Rückgang
Die zunehmende Gefährdung der Amphibien hat verschiedene Gründe. Zum einen reduzieren sich seit Jahrzehnten deren Lebensräume durch fortschreitende Besiedlung und industrielle Nutzung der Landschaft. Zum anderen kreuzen immer mehr Straßen die Wanderwege zwischen Lebensraum und Laichplätzen. Außerdem tragen Pilzerkrankungen zum globalen Amphibiensterben bei.
Schwinger, seit 2021 Vorsitzende des Bund Bad Bellingen/Schliengen, verweist zudem auf einen weiteren zentralen Grund für den Amphibien-Rückgang: die Trocken-heit in den vergangenen Jahren. Denn dadurch verlören die Tiere vielfach ihre Laichplätze. Schwinger nennt als Beispiel den Graben entlang des Schliengener Baugebiets „Wasengärtle“, wo es viele Jahre Frösche gab. In den trockenen Jahren sei der Graben ausgetrocknet gewesen und habe damit auch nicht als Laichplatz zur Verfügung gestanden. Zur Zeit führe der Graben jedoch wieder Wasser – „vielleicht gibt es doch noch eine Chance für die Frösche“, so die Hoffnung. „Es gibt manche Umweltgruppen, die bereits Teiche für Amphibien bauen“, macht Schwinger die vielerorts angespannte Situation im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich.
Weitere Informationen: Bürger können ihre Beobachtungen per E-Mail an info@bund-schliengen.de melden.