Schliengen Infrastruktur muss angepasst werden

Alexander Anlicker

Kommunalpolitik: Der Niedereggener Ortsvorsteher Timo Hemmer blickt auf sechs Monate Amtszeit

Vor knapp einem halben Jahr hat Timo Hemmer die Nachfolge von Bernhard Ströbele im Amt des Ortsvorstehers von Niedereggenen angetreten. Bei den Themen im Ortschaftsrat sind die Dauerbrenner „Bauen im Außenbereich“ und die Verkehrssituation auf der Ortsdurchfahrt geblieben.

Von Alexander Anlicker

Schliengen-Niedereggenen. Timo Hemmer hat im Gespräch mit unserer Zeitung eine Bilanz über die ersten Monate seiner Amtszeit gezogen.

Frage: Bernhard Ströbele hat in seinen Jahren als Ortsvorsteher große Fußstapfen hinterlassen, passen Sie mittlerweile rein?

Das wäre doch sehr ambitioniert, Bernhard war 13 Jahre „Ortsvorsteher aus Leidenschaft“. Ich hingegen musste – um bei der Metapher zu bleiben – in diesem Amt erst einmal laufen lernen.

Frage: Sie sind ja schon länger im Ortschaftsrat und waren auch schon stellvertretender Ortsvorsteher, war es eine große Veränderung?

Ich wurde mit 24 zum ersten Mal gewählt, bin also seit 13 Jahren im Ortschaftsrat, so lange wie Bernhard Ortsvorsteher war, und seit acht Jahren war ich sein Stellvertreter. Mit dem Ablauf von Ortschaftsratssitzungen war ich daher vertraut. Es ist schon aufwändiger, die Tagesordnung zu erstellen, fristgerecht einzuladen und im Nachgang das Protokoll zu schreiben, als an einer vorbereiteten Sitzung teilzunehmen.

Frage: Wie gelingt es Ihnen, den eigenen Betrieb, Familie und das Amt des Ortsvorstehers miteinander zu vereinbaren?

Das haben wir uns zu Hause auch gefragt. Ich bin derzeit dabei, meinen Betrieb umzustrukturieren, um mich voll und ganz auf unser Weingut zu konzentrieren. Unser Sohn Jan war gerade anderthalb Monate alt, als ich vom Rücktritt erfahren habe. Ich war zunächst skeptisch, wurde aber von den anderen Mitgliedern des Ortschaftsrats ermutigt. Auch ist man nach acht Jahren als Stellvertreter auch moralisch dazu verpflichtet, die Herausforderung anzunehmen, wenn auch die Familie manchmal mehrere Abende in einer Woche wegen Sprechstunde und Sitzungen oder Einladungen von Vereinen zurückstecken muss. Hier muss ich meiner Lebensgefährtin Sunita danken, dass sie mir den Rücken freihält.

Frage: Als Ortsvorsteher nehmen Sie jetzt auch an den Gemeinderatssitzungen teil, wie unterscheidet sich die Arbeit im Gemeinderat vom Ortschaftsrat?

Im Ortschaftsrat werden vor allem Themen und Bauanträge des jeweiligen Ortsteils von den Ortschaftsräten vorberaten, die Beschlüsse sind nicht bindend für den Gemeinderat. Ich sehe es aber als meine Aufgabe an, im Gemeinderat den Standpunkt und die Beschlüsse des Ortschaftsrats zu vertreten und mich für die Interessen meiner Ortschaft einzusetzen. Da ich kein gewähltes Mitglied des Gemeinderats bin, für Niedereggenen sind das Joachim Gabelmann und Carsten Willmann, habe ich im Gemeinderat kein Stimmrecht.

Frage: Was waren die wichtigsten Ereignisse in Ihren ersten Monaten?

Wir hatten über den einen oder anderen strittigen Bauantrag zu beraten. Mal ging es um nachträgliche Anträge für bereits begonnene Umbauten, mal um Wohnbebauung im Außenbereich, das führt dann gerne mal zu stark besuchten Sitzungen. Auch der Neubau des gemeinsamen Feuerwehrhauses oberhalb von Niedereggenen hat uns in der einen oder anderen Sitzung beschäftigt.

Frage: Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Im März haben wir aus dem Ortschaftsrat heraus begonnen, uns verstärkt mit der Verkehrssituation im Ort zu befassen, zu schnelles Fahren und Behinderungen durch parkende Autos entlang der Ortsdurchfahrt sowie die Schulwegsituation wurden in den letzten Jahren immer mehr zum Problem. Um hier etwas zu bewegen, haben wir im April mit Vertretern der Hebelschule, des Kindergartens, Elternvertretern und Anwohnern beraten und ein Verkehrswegekonzept beschlossen, an dessen Umsetzung wir derzeit mit der Verwaltung arbeiten.

Frage: Welche Herausforderungen gibt es für den Ortsteil Niedereggenen, aktuell gibt es ja zum Beispiel keine Wirtschaft mehr?

Da hoffe ich, dass sich hier ein Eigentümer findet, der wieder eine Wirtschaft betreibt, das liegt jedoch noch alles in den Händen der Eigentümer. Wir als Ortsverwaltung sind da erst involviert, wenn Anträge für Umbauten oder Umnutzungen gestellt werden. Hoffen wir, dass wir uns nicht bald wieder mit Bauanträgen für Wohnbebauung im Außenbereich herumärgern müssen die dort zwischen den Dörfern nicht hingehört. Wir haben eine sehr gute Dorfgemeinschaft, ein weiterer Treffpunkt im Dorf neben dem monatlichen Weinbrunnen auf dem Dorfplatz wäre wünschenswert, vielleicht ergeben sich im Bereich des Weihergärtles nach Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses neue Möglichkeiten.

Frage: Ihr Vorgänger hat im Gespräch mit unserer Zeitung die folgenden Themen hervorgehoben: die Verkehrssituation an der südwestlichen Ortseinfahrt, Tempo 40 in der Ortsdurchfahrt, der Lückenschluss des Radwegenetzes zwischen Niedereggenen und Liel beziehungsweise Schliengen sowie der Spagat zwischen dem Erhalt des dörflichen Charakters und der Schaffung von Wohnraum. Wie beurteilen Sie die einzelnen Themen?

Die Liste an Themen ist seither nicht kürzer geworden, wir haben uns im Gremium darauf verständigt, dass wir einen Punkt nach dem anderen angehen wollen, zunächst steht die Umsetzung unseres Verkehrswegekonzepts an. Hier muss zunächst die Bushaltestelle am südwestlichen Ortseingang umgebaut werden, um sicherer für die Schulkinder und behindertengerecht zu sein. Dann soll die Querungshilfe, wenn möglich als Fußgängerampel, dauerhaft installiert werden, um vor allem den Schulweg sicherer zu machen. Im Rahmen der neuen Stellplatzsatzung der Gemeinde soll die erlaube Höchstgeschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt auf 40 Kilometer pro Stunde begrenzt sowie ein Parkverbot entlang der Hohlebachstraße erlassen werden. Weiter soll die Umwandlung der Schulstraße in eine Spielstraße mit Schrittgeschwindigkeit folgen. Da in Schliengen in den letzten Jahren sehr viel Wohnraum geschaffen wurde, muss nun erst mal die Infrastruktur wie Krippenplätze und Kindergärten angepasst werden, bevor wir über noch mehr Neubaugebiete nachdenken. Ich sehe hier eher das Schließen von Baulücken und die innerörtliche Verdichtung als Chance für unser Dorf. Zu große Neubaugebiete am Rand von gewachsenen Dorfstrukturen wirken auf mich oft wie ein angehängter Fremdkörper.

Der 37-Jährige hat nach Mittlerer Reife und Berufskolleg eine Aubildung zum Weinküfer/Weintechnologen bei der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim absolviert. Es folgte ein Praktikum auf einer Winefarm in Südafrika. Anschließend arbeitete er im elterlichen Weingut, dass er 2012 übernahm. Seit 13 Jahren ist er in der Kommunalpolitik aktiv, als Mitglied des Ortschaftsrats Niedereggenen. Im März diesen Jahres wurde er zum Ortsvorsteher gewählt.

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