Frage: Welche Herausforderungen kommen auf die Feuerwehr mit Blick auf den Klimawandel zu?
Die Gemeinde Schliengen hat in den letzten Jahren sehr viel in den Hochwasserschutz investiert. Auch wir gehen davon aus, dass es zunehmend mehr Extrem-Wetterlagen geben wird, die natürlich dann auch die Feuerwehren beschäftigen. Daher wurde ein spezielles Set an so genannten D-Schläuchen mit einem Verteiler für den Zug 2 (das Eggenertal) schon angeschafft. Für den Zug 1 wird im kommenden Jahr Schliengen ein weiteres beschaffen.
Frage: Kann die Feuerwehr auch mit der technischen Entwicklung Schritt halten?
Als Feuerwehr hinkt man immer etwas der Entwicklung hinterher, vor allem was entsprechende Handlungsempfehlungen, Schulungen und die Ausrüstung angeht. Um einmal das Beispiel E-Auto aufzugreifen: Natürlich können auch wir ein solches Auto löschen, sollte es zu einem Brand kommen. Aber es gibt viele Möglichkeiten in puncto Löschtechnik und Taktik, die sich erst im Laufe der Jahre so richtig entwickeln. Alles in allem sehe ich dem aber recht entspannt entgegen, da ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Einsatzes ist, dass man an irgendeiner Stelle improvisieren muss, weil man sich nie auf alle Details vorbereiten kann.
Frage: Wie gut sind die Feuerwehren in Zukunft auf biologische Gefahren – Stichwort Corona – vorbereitet?
Das finde ich sehr spekulativ. Egal, was in puncto biologischer Gefahren auf uns zukommen wird, man wird es beleuchten müssen und dann an die Situation angepasst handeln. Mehr bleibt einem ja auch nicht übrig. Ich denke aber man konnte im Bevölkerungsschutz durch die Corona-Krise auch schon wirklich viel lernen, was solche Themen angeht.
Frage: Eine Herausforderung ist auch der demografischer Wandel. Stehen in Zukunft noch genügend Einsatzkräfte zur Verfügung?
Natürlich hoffe ich inständig, dass auch in Zukunft noch genug Einsatzkräfte zu den Proben und den Einsätzen kommen. Allerdings sehe ich hier die Entwicklung nicht nur in Schliengen, sondern ganz generell im Ehrenamt sehr kritisch. Die Feuerwehr trifft es da gleich an einigen Punkten: Die beruflichen Belastungen und auch die Wege zur Arbeitsstätte werden immer größer, so dass immer weniger Bürger bereit sind, sich zu engagieren und die, die etwas machen, sind zunehmend zu weit weg. Auch werden die bürokratischen Hürden immer höher, sei es bei der Tauglichkeitsuntersuchung zum Atemschutz oder bei den immer größer werdenden Auflagen zur Geräteprüfung.
Frage: Wie wollen Sie diesen Herausforderungen begegnen und wie ist die Einsatzbereitschaft langfristig sichergestellt?
Für viele Feuerwehren ist die Tagbereitschaft ein Problem, weil viele Wehrleute auswärts arbeiten. Gerade tagsüber haben fast alle ihre Probleme. Immer mehr Feuerwehrleute sind daher in zwei Feuerwehren involviert, einmal beim Wohnort und dann aber auch gleichzeitig an dem Ort an dem sie arbeiten. Hier möchte ich auch einmal meinem Vorgänger und allen anderen Kameraden Danke sagen, die viele im Ort anfragen und die so etwas zur Entspannung der Situation beitragen.
Allgemein kann die Einsatzbereitschaft nur langfristig sichergestellt werden, solange es Bürger gibt, die ihre Zeit und ihre Kraft in die Feuerwehr investieren. Ich kann hier nur an jeden appellieren, helfen Sie der Feuerwehr, ich kenne keinen Ort, der nicht unglaublich froh um eine weitere helfende Hand wäre. Sollte es nichts für Sie selbst sein, dann sprechen Sie andere an: Feuerwehr ist cool, lehrreich, spannend und vor allem aber immens wichtig für alle.
Der 41-jährige Marco Frey ist
Chemiker und Gruppenleiter am Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg. Seit kurzem ist er Gesamtkommandant der Schliengener Feuerwehr und Mitglied im Abteilungsausschuss Schliengen.
Er hat die Qualifikation zum Gruppenführer erworben und ist Mitglied in der Führungsgruppe Kandern-Bellingen-Schliengen sowie im Führungsstab des Landkreises. Ferner ist er Fachberater Chemie sowie Kreisausbilder für Grundausbildung und Truppführer.
Als Chemiker ist Frey zudem Dozent am ABC-Symposium in Siegen.