Schliengen Keine Probleme bei der Einreise

Weiler Zeitung

Coronavirus: Erntehelfer kommen seit vielen Jahren zur Weinlese / Tanks für den Jahrgang 2020 reichen

Zur Spargelernte im Frühling mussten Erntehelfer aus Osteuropa teils mit dem Flugzeug eingeflogen werden. Auch bei der beginnenden Weinlese geht es vielerorts nicht ohne Saisonkräfte. Wir haben uns exemplarisch bei Winzern und Weinbaubetrieben in Schliengen und Auggen erkundigt. Außerdem wollten wir wissen, ob – angesichts der coronabedingten Absage von Weinfesten und der Schließung von Gastronomiebetrieben – in den Kellern auch Platz für den neuen Jahrgang ist.

Von Alexander Anlicker

Auggen/Schliengen. Er beschäftigt drei Erntehelfer aus Polen die nächste Woche kommen, erklärt Weingutsbesitzer Markus Büchin aus Schliengen. Er rechnet nicht mit größeren Problemen aufgrund der Corona-Pandemie. Wir haben Alternativen mit dem Vollernter, der auch nachts fahren kann, sagt der Winzer. Spannender sei für ihn die Frage, ob in den Kellern überhaupt Platz für den neuen Jahrgang ist. Er verweist auf Frankreich und Italien, wo es zur Zwangsdestillation gekommen ist. Für sein Weingut sieht er die Lage entspannt. Da ihm 2017 ein großer Teil der Trauben erfroren ist, musste er 2018, 2019 und 2020 schon früh mit dem Abfüllen der aktuellen Jahrgänge beginnen, dementsprechend habe er genügend Platz im Keller. Der Platz im Keller könnte aber für den einen oder anderen Betrieb ein Problem werden, weiß Büchin als Vorsitzender des Vereins Markgräfler Wein. Einige Genossenschaften hätten bereits den Höchstertrag von 120 auf 90 Kilogramm pro Ar reduziert. Der 2020er werde ein sehr guter Jahrgang, ist Büchin nicht nur mit Blick auf die vielen Sonnenstunden überzeugt: „Ich glaube, dass durch die Ertragsreduktion auch die Qualität einen Sprung macht.“

„Wir haben die Ernte- und Betriebshelfer extra früher kommen lassen“, sagt der Auggener Winzer und Vorsitzende des Winzerkellers Auggener Schäf, Jürgen Gugelmeier, angesichts der sich täglich zuspitzenden Corona-Pandemie. Er beschäftigt in seinem Betrieb seit Jahren immer die selben drei Saisonarbeitskräfte aus Rumänien. Es gab keine Probleme bei der Einreise, berichtet er. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat er sie zum Testen zur Corona-Teststation auf den Autobahnparkplatz Neuenburg-Ost geschickt. Die Arbeitskräfte seien bei ihm auf dem Hof in eigenen Wohnungen untergebracht. Er legt Wert auf die Einhaltung der Hygienevorschriften, insbesondere auch deshalb, weil seine Eltern auf dem Hof leben und altersbedingt zur Risikogruppe zählen.

Der Winzerkeller Auggener Schäf beschäftigt zur Weinlese drei Betriebshelfer aus Rumänien, die unter anderem bei der Traubenannahme helfen. Die Mitarbeiter sind getrennt unter Einhaltung der entsprechenden Hygienemaßnahmen untergebracht, berichtet Geschäftsführer Thomas Basler.

Der Winzerkeller sei, was den Abverkauf angeht, mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt Basler mit Blick auf die Schließung der Gastronomie und den Wegfall der Weinfeste. „Wir haben von der starken Nachfrage im Handel profitiert“, berichtet er. Seit Beginn der Sommerferien spüre man auch, dass der Tourismus in der Region anzieht. Dies mache sich vor allem an den Umsätzen in den Barverkäufen an den Standorten Auggen und Laufen bemerkbar. „Platz für den neuen Jahrgang ist vorhanden“, meint Basler mit Blick auf die erwartete normale Erntemenge. Aber auch in Auggen wurde der Ertrag reduziert, insbesondere beim Spätburgunder, bei dem es ohnehin Überkapazitäten gebe, ergänzt Gugelmeier.

30 Prozent mehr Umsatz bei Privatkunden im Juni

Natürlich seien Erntehelfer auch Thema bei den Mitgliedern der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim, erklärt Kellermeister Michael Nussbaumer. Es gebe auch Engpässe.

Am Schliengener Sonnenstück sei es kein Problem den neuen Jahrgang einzulagern, berichtet er. „Der Absatz hat gepasst“, sagt Nussbaumer, gleichwohl habe der Wegfall von Festen und Gastronomie alle finanziell getroffen. „Es ist schade für die Gastronomie“, sagt Nussbaumer. Ein großer Teil des Einbruchs konnte mit dem Privatkundengeschäft ausgeglichen werden, berichtet der Kellermeister. Man habe Weinpakete geschnürt und alle Privatkunden angeschrieben. Mit Erfolg: Im Juni verzeichnete die Erste Markgräfler Winzergenossenschaft bei Privatkunden ein Umsatzplus von 30 Prozent.

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