Schliengen Kopfweiden prägen Landschaftsbild

Jutta Schütz
In Mauchen wurden vom BUND und seinen Helfern rund 150 Weiden zurückgeschnitten. Sie sind ein Refugium für seltene Insekten aber auch für bestimmte Vogelarten und andere Kleintiere. Foto: Jutta Schütz

BUND: Naturschützer schneiden Weiden entlang des Riedbächles / Schnittgut landet in Flechtwerkstatt

Am Riedbächle sind sie ein charakteristisches Landschaftsmerkaml – die mehr als 150 alten Kopfweiden, die sich den Bach entlang von Tal hinauf zu den Hügeln ziehen. Regelmäßig werden sie Ende Januar von den Helfern der Ortsgruppe Schliengen-Bad Bellingen des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und Bewohnern der Werkssiedlung St. Christophorus in Kandern geschnitten.

Von Jutta Schütz

Schliengen-Mauchen. Insbesondere alte Kopfweiden mit ihren Höhlen sind Refugien für Kleintiere, verschiedene Insekten, bestimmte Vogelarten, Fledermäuse und Baumpilze. Die Weiden, oft Korb- oder Silberweiden, lieferten früher das Material für das Flechten von Körben, Matten oder auch Zaunelementen. Professionelle Korbflechter sind sehr selten geworden – Daniel Schenk beherrscht das Handwerk noch.

Werksiedlung flicht Körbe aus Weiden

Er benötigt vor allem lange dünne Weidenäste, die sich gut flechten lassen. Was abgeschnitten wird, wird sortiert – lange, dicke Äste liegen neben mittelstarken, daneben werden Bündel mit feinen Weidentrieben aufgestapelt. So setzt sich die Stapelordnung entlang des Riedbächles fort. Zudem sortieren einige Helfer dickere „Stecken“ aus. Diese kann man direkt an einem feuchten Standort in die Erde setzen, wo sie schnell treiben. „Heute müssen wir diverse Lücken mit solchen Trieben füllen, denn mehrere Kopfweiden sind überaltert und abgefault“, informiert die BUND-Vorsitzende Martina Schwinger.

Thomas Hils als Leiter der Flechtwerkstatt in der Werkssiedlung, der Niederweiler Korbflechter Daniel Schenk mit Kindern und viele Helfer der BUND Gruppe sind vor Ort an diesem kalten Januarsamstag. Mehr als 20 Helfer sind gekommen, teils haben sie eigenes Schnittwerkzeug dabei, teils können sie es aus der Ausrüstung der Naturschützer leihen, die kleine Garten- oder große Astscheren sowie Handsägen mitgebracht haben. Sogar eine Motorsäge liegt neben Anmachholz, Vesper-Vorräten, Dreibein und Kochtopf auf dem Anhänger von Wilfried Vollmer, der für die Verpflegung nach dem Schnittdurchgang zuständig ist. Die Motorsäge wird bei zwei größeren Weidenbäumen mit starken Ästen zum Einsatz kommen.

Wichtig für viele Vögel- und Insektenarten

Die Kopfweiden in Mauchen sind äußerst wichtig zur Erhaltung vieler Vogel- und Insektenarten. Höhlenbrüter bevorzugen die Löcher in den Stämmen. Zu ihnen gehören Steinkäuze, Grauschnäpper, alle Meisenarten, Feldsperling oder Gartenrotschwanz. Bis zu 90 Käferarten halten sich in Kopfweiden auf. „Letztes Jahr fanden wir einen sehr seltenen Käfer, einen Moschusbock“, sagt Schwinger. Steinkäuze sind in Mauchen noch nicht eingezogen, ob bereits Fledermäuse die Höhlen im Stamm für sich entdeckt haben, weiß Martina Schwinger nicht. Ökologisch erwähnenswert sind verschiedene verschiedenen Moosarten und vor allem Baumpilze wie der Scheibenpilz, der Feuerschwamm oder der Weidenkätzchenbecherling, die die Bäume „bevölkern“. Die Pilze liefern den Insekten Nahrung. Der Bach mit den alten Weiden bildet übrigens ein schönes Biotop, das interessierte Naturfreunde mit Lupe oder Fernglas ausgerüstet zu jeder Tages- und Jahreszeit zum Beobachten einlädt. Nur Vögel sollte man während der Brutzeit nicht stören. Apropos „stören“ – das neue Baugebiet am Mauchener Ortsrand hat keine negativen Auswirkungen auf Bach und Weiden. „Es liegt glücklicherweise ausreichend weit entfernt“, sagt Martina Schwinger.

Weitere Informationen: www.bund-bad-bellingen-schliengen.de

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