Schliengen Mehrheit sagt ja zur Windkraft

Alexander Anlicker
Neben vier Standorten auf Flächen des Staatsforsts sind weitere fünf Anlagen geplant, drei davon (WEA 6, WEA 7 und WEA 8) auf der Gemarkung Obereggenen. Foto: zVg/Bürgerwindpark Blauen GmbH & Co KG

Der Ortschaftsrat Obereggen diskutiert kontrovers über die Windkraftpläne am Blauen. Ortsvorsteher Marcus Siegwolf bemängelt den Eingriff in den Wald.

„Für mich ist das eine der wichtigsten Ortschaftsratssitzungen. Ich habe gedacht, die Bürger rennen uns die Bude ein“, erklärte der Obereggener Ortsvorsteher Marcus Siegwolf zu Beginn der Sitzung. Angesichts des Tagesordnungspunkts „Grundsätzliche Windkraftnutzung auf gemeindeeigenen Flächen am Blauen“ hatte er zahlreiche interessierte Zuhörer erwartet und die Sitzung kurzerhand vom Obereggener Rathaus in die Blauenhalle verlegt.

Gerade einmal sechs Zuhörer waren gekommen, darunter auch der Ortsvorsteher aus dem Nachbardorf Niedereggenen, Timo Hemmer, und auch der Schliengener Gemeinderat und Vorsitzende der Freien Wähler, Karl-Ernst Seemann. Beide standen in ihren Wortmeldungen der Windkraftnutzung auf dem Blauen eher skeptisch gegenüber. Gekommen war auch Bürgermeister Christian Renkert, der die bei der Bürgerinformationsveranstaltung am Montag vorgestellten Pläne dabei hatte.

Der Ortschaftsrat Obereggenen hatte über drei mögliche Windkraftstandorte (WEA 6, WEA 7 und WEA 8) auf Obereggener Gemarkung zu entscheiden. Es gehe um eine Grundsatzentscheidung, ob Windkraftanlagen auf Flächen der Gemeinde gebaut werden können oder nicht, und falls ja an welchen Standorten, erläuterte Bürgermeister Renkert. In der Beschlussvorlage der Verwaltung war der Standort WEA 8 bereits ausgeschlossen worden, da dieser nur rund 200 Meter vom Waldfriedhof und nur 523 Meter von Schloss Bürgeln entfernt sei. Problematisch sei laut Bürgermeister der Standort WEA 6, der in der Startschneise der Gleitschirm-Piloten liege. Problem sei nicht das Windrad, sondern die Verwirbelungen, ergänzte er. Seitens der Betreiber sei die Möglichkeit angeboten worden, das Windrad auszuschalten und aus dem Wind zu drehen, berichtete der Bürgermeister.

„Wenn wir sagen, wir wollen die Standorte nicht, dann werden die Windräder auf Flächen von Forst BW verschoben. Dann haben wir nix davon“, brachte Ortschaftsrat Frank Bieg das Thema auf den Punkt. Dann stehen die Windräder trotzdem, und die Gemeinde profitiert nicht von den Pachteinnahmen.

„Ich finde den Standort schlecht, weil wir relativ wenig Wind haben. Meiner Meinung nach gehören die Dinger an die Nordsee und es müssen unterirdische Stromleitungen von Nord nach Süd gebaut werden“, sagte Ortschaftsrat Jörn Stiefvater. Ins gleiche Horn stieß auch Ortsvorsteher Marcus Siegwolf, der insbesondere die Vernichtung von Waldflächen anprangerte. Aus seiner Sicht gebe es Alternativen am Schliengener Berg, wo immer Wind wehe, oder entlang der Rheintalbahn. „Ich bin absolut dagegen“, sagte Siegwolf mit Blick auf Windräder am Hochblauen.

Eine Lanze für die Windkraft brach Ortschaftsrat Rolf Gabelmann. „Die Standorte sind so gewählt, dass einerseits die Eingriffe möglichst gering sind und der Ertrag möglichst hoch“, stellte er fest. Darüber hinaus verwies er auf die naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen. Für jeden gefällten Baum werde ein neuer gepflanzt. Zudem würde ein Windrad 15 000 Haushalte mit Strom versorgen, erklärte er. Sein Ratskollege Georg Pagès ergänzte, dass für dieselbe Strommenge eine Fläche von 70 Hektar mit Photovoltaik-Anlagen zugepflastert werden müsste. Die neuen Windräder seien viel produktiver als alte Anlagen und würden auch bei weniger Wind Strom erzeugen, hielt Pagès seinem Ratskollegen Stiefvater entgegen.

Er werde dafür stimmen, erklärte Pagès, allerdings müssten Ortschafts- und Gemeinderat bis zum Schluss ein Mitspracherecht haben.

Letztlich stimmten fünf Ortschaftsräte für die Windräder und zwei Ortschaftsräte – Jörn Stiefvater und Marcus Siegwolf – dagegen.

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