Doch Mehlin hat auch erkannt: Man muss den verbreitungsfreudigen Einwanderer dort bekämpfen, wo es heimische Natur zu schützen gilt: In Naturschutzgebieten, sensiblen Biotopen und Naturdenkmalen. Denn ausrotten lässt er sich schon lange nicht mehr.
Mit dem VW-Bus machte sich Mehlin auf in den Hotzenwald, wo es an den kleinen Zuflüssen der Alb nicht nur Naturschutzgebiete, sondern auch jede Menge Springkraut gibt. Oder besser gab. In den zehn Jahren hat er es mit seiner gezielten Strategie geschafft, im Bereich Dachsberg-Hierholz eine Fläche von 30 Quadratkilometern springkrautfrei zu machen. Hilfe bekam er von der Hierholzer Bevölkerung nach einem Aufruf im dortigen Gemeindeblatt. „Da kamen etwa zehn Leute, die waren erst ziemlich skeptisch“, berichtet er. Doch dann ließen sie sich schnell begeistern. „Jeder kriegt eine Machete oder Sichel, und dann machen wir alles platt“, das habe die Leute munter gemacht.
Man braucht für eine solche Aktion, wenn sie dauerhaften Erfolg bringen soll, einen langen Atem. Immer wieder muss man im Frühsommer die Flächen nacharbeiten, denn die Samen können bis zu sieben Jahre im Boden schlummern, bevor die Pflanze aufgeht. Das heißt, wenn der erste Flor beseitigt ist und das Licht in tiefere Schichten dringt, geht das Ganze von vorne los.
Die Hierholzer blieben ihm über die Jahre treu, langten kräftig zu, wenn wieder ein Arbeitseinsatz anstand. Vor einem Jahr ehrten sie Mehlin mit einer selbst gebastelten Medaille, auf der nur zwei Wörter stehen: „Zehn Jahre“. Sie waren es auch, die die ehrenamtliche Unermüdlichkeit Mehlins nach Berlin meldeten, was jetzt diese Einladung nach sich zog.
Auch das TV berichtet über den engagierten Naturschützer
„Die Springkraut-Aktion ist für mich kein Hobby. Das ist eine Dringlichkeit“, betont er. Das hat inzwischen auch die untere Naturschutzbehörde eingesehen, nachdem der SWR und das ZDF über den eigensinnigen und zähen Naturschützer berichtet hatten. Jetzt erhält Mehlin von der Behörde einen bescheidenen Beitrag für seine Unkosten. Die Fachbehörde ist froh, für dieses Problem einen Mann der Praxis gefunden zu haben. Bei einer früheren Aktion des Regierungspräsidiums habe er gesehen, wie die abgeschnittenen Pflanzen in Plastiktüten verpackt und zur Müllverbrennungsanlage gefahren wurden. „Das muss ja nun wirklich nicht sein“, sagt er.