Schliengen Mit Nucki der Enkelin fing alles an

Weiler Zeitung

Kinder: Vor über 20 Jahren hat Margarete Heißler den Schliengener Schnullerbaum ins Leben gerufen

Was ist denn das? Ein Strauch an der Unteren Biefangstraße in Schliengen trägt das ganze Jahr über eine bunte Pracht aus Plastik: Schnuller - und das in allen erdenklichen Farben und Formen.

Von Claudia Bötsch

Schliengen. Neuere Exemplare sind dabei, auf anderen wächst bereits ein Flaum aus Algen. Mancher Nuckel hängt bereits seit Jahren und ist entsprechend gezeichnet.

„Omi, da hängt mein Schnuller dran“

Angefangen hat alles mit dem Schnuller von Margarete Heißlers erster Enkelin Rebecca. Die Kleine, die mit ihren Eltern in England lebte, war damals bei den Großeltern in Schliengen zu Besuch. Mit drei Jahren war es für sie an der Zeit, vom geliebten Nucki Abschied zu nehmen.

„Jetzt brauchst du keinen Schnuller mehr“, sagte Margarete Heißler damals zu ihrer Enkelin und kam auf eine besondere Idee. Gemeinsam hängten sie den Nucki an den Hibiskusstrauch vorm Haus – damit jeder ihn sehen konnte. „Beccie war so stolz: Omi, da hängt mein Schnuller.“

Dadurch sei es ihr wesentlich leichter gefallen, sich vom Schnuller zu lösen. „Heute ist Rebecca 24 Jahre alt und studiert in Freiburg“, schmunzelt die Rentnerin. Und ihrem Beispiel sind in all den Jahren viele weitere Kinder gefolgt. „Es hat sich herumgesprochen“, weiß Margarete Heißler.

An die 100 Schnuller an den Zweigen

Für die Eltern sei es mit dem Baum einfacher, ihre Kinder vom Schnuller zu entwöhnen und sie davon zu überzeugen, sich vom heißgeliebten Nuckel zu verabschieden. Nach dem Motto: „Du bist jetzt groß, du darfst deinen Schnuller auch an den Baum hängen.“ Bis heute kommen Kleinkinder mit ihren Eltern an die Untere Biefangstraße, um ihrem Schnulli Adieu zu sagen, berichtet die 80-Jährige. Erst vor kurzem sei sie einer Dreijährigen mit ihrer Mutter begegnet, die ganz stolz verkündete: „Ich habe meinen Nucki bei euch hingehängt.“ Rund 100 Schnuller von überall her tummeln sich inzwischen in den Zweigen. „Das finde ich einfach toll, was daraus geworden ist und dass der Schnullerbaum bis heute Bestand hat. Das hätte ich nie gedacht“, freut sich Heißler im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und im Winter, wenn die Zweige kahl sind, kommen die Schnullis noch besser zur Geltung.“

Die Tradition des Schnullerbaums kommt ursprünglich aus Dänemark (siehe Info-Kasten), in den vergangenen Jahren schwappte sie auch nach Deutschland. „Das war mir alles aber gar nicht bekannt“, sagt die Schliengenerin.

Schnuller aller Enkel am Strauch

Mit ihrem Mann Heribert Heißler, der 2007 im Alter von 81 Jahren gestorben ist, hat Margarete Heißler zwei Söhne und vier Enkelkinder im Alter von 16 bis 24 Jahre. Alle haben sie ihre Schnuller an diesen Strauch gehängt. „Ich bin froh, dass mein Mann noch unsere Enkelkinder erleben konnte, er war ein so stolzer Opa“, denkt sie liebevoll zurück. Heribert Heißler ist in Schliengen auch Jahre nach seinem Tod kein Unbekannter. Der langjährige Rektor der Hebelschule sowie Initiator und Leiter der Volkshochschule und Mitbegründer der Musikschule war eine prägende Figur in der Gemeinde.

Die Idee des Schnullerbaums stammt aus Dänemark und der älteste bekannte Schnullerbaum steht seit den 1920er Jahren auf der dänischen Insel Thuro. In Dänemark wird die Abgabe regelrecht als Fest begangen und mit der Familie gefeiert. Der Gedanke ist, dass das Kind die sonst eher problematische Trennung vom Schnuller mit einem positiven Erlebnis verbindet, da es den Schnullerbaum jederzeit besuchen und auf diese Weise auch an die Natur herangeführt werden kann. Kleinkinder lernen die Natur und vor allem Bäume als Tröster und Freund fürs Leben kennen, denn der Baum passt gut auf ihren wertvollsten Besitz auf. Zusätzlich sehen sie, dass auch andere Kinder ihren Schnuller abgegeben haben. Sie sind also nicht allein mit ihren Herausforderungen.

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