Schliengen Regelmäßige Messung ist wichtig

Weiler Zeitung

Landwirtschaft: Nitratbelastung im Boden / Zwischenfruchtmischungen sollen Abhilfe schaffen

Von Jutta Schütz

Gelb leuchtet der Senf derzeit auf vielen Ackerflächen. Auf anderen Feldern, blüht es sogar noch spät im Jahr recht bunt: Was man sieht, sind Zwischenfrüchte: Diese entziehen dem Boden das durch Düngung eingebrachte Nitrat. Nitrat im Grundwasser und hier besonders im Trinkwasser darf den Wert von 50 Milligramm pro Liter nicht überschreiten.

Rebland. Deshalb laufen im Bereich der Wasserschutzgebiete bei Schliengen, Efringen-Kirchen, Rümmingen und auch bei Grenzach-Wyhlen jetzt im Herbst wieder Nitratmessungen. Sonja Bierer ist zuständig für die Wasserschutzberatung im Landkreis Lörrach und überwacht die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) des Umweltministeriums Baden-Württembergs.

Bierer ist mit Vermessungstechniker Anton Huber in sieben Wasserschutzgebieten mit 215 Messstandorten unterwegs. Huber überwacht die Entnahme von Bohrkernen, die Volker Kühnle aus Ihringen „liefert“. An Kühnles Traktor ist ein Gerät angebracht, mit dem Probebohrungen vorgenommen werden können. Auf einer Fläche von einem Hektar werden diagonal versetzt acht Probebohrungen vorgenommen – auch in den Reben, in diesem Fall oberhalb von Fischingen. Drei Schichten Erde sind im Bohrkern zu erkennen – diese werden in unterschiedliche Behälter abgefüllt und an den in ihnen gemessenen Werten kann man erkennen, wie weit Nitrat von der Oberfläche bis in die tieferen Böden gedrungen ist.

„Nitrat ist selbst nicht giftig – giftig ist die bakterielle Umwandlung durch Reduktion in Nitrit“, erläutert Bierer. Nitrit wirkt in höheren Konzentrationen giftig und gilt als krebserregend. Die jährliche Messung der Nitratwerte und die Nitratverringerung in Wasserschutzgebieten sind deshalb sehr wichtig.

Bei Efringen-Kirchen auf Versuchsfeldern von Landwirt Heinz Kaufmann werden nach der Ernte seit drei Jahren verschiedene Zwischenfruchtmischungen eingesät. Die verschieden langen Wurzeln von Phacelia, Sorgum, Färberdistel, Buchweizen, Klee, Öllein, Sonnenblumen und neu, das Ramtillkraut, dringen unterschiedlich tief in die Bodenstruktur. „2016 wurden auf den Flächen erstmals unter 50 Milligramm Nitrat pro Liter Rohwasser gemessen“, erklärt Bierer. Sie gräbt Pflanzen aus und legt sie auf ein Blatt Papier – deutlich sind die verschiedenen Wurzellängen erkennbar und man sieht auch, wie trocken der Boden in diesem Jahr ist, „Witterungsbedingt könnten die Werte deshalb höher ausfallen“, sagt Bierer.

„Flächen mit Obst sind nicht so problematisch, da sie einen höheren Grünanteil haben – bei Getreide, Gemüse, Erdbeeren und Spargel sieht das anders aus, denn diese Pflanzen haben nicht so lange Wurzeln – sie können dem Boden also weniger Nitrat entziehen, das durch Düngung eingebracht wurde“, erklärt Bierer. Während zum Beispiel die Spargeläcker und Erdbeerfelder von Georg Denzer, die bei Fischingen und Efringen-Kirchen liegen, dank einer sparsameren Düngung und Begrünung konstant niedrige Nitratbelastungswerte aufweisen, sieht das bei den Spargel- und Erdbeerfeldern bei Schliengen und Steinenstadt anders aus.

Dass in Wasserschutzzonen landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen, ist nie ganz unkritisch. Eine tiefe Bodenbearbeitung etwa setzt zu viel Stickstoff frei, deshalb dürfen auch Maisfelder, auf denen im Anschluss Winterweizen ausgesät wird, nur gemulcht werden. „Aber wo sollen die Landwirte bei der klein strukturierten Landwirtschaft in unserer Region hin – viele landwirtschaftlich hochwertige Böden, die einen sehr guten Ertrag abwerfen, liegen nun mal genau im Bereich der Trinkwasserbrunnen“, meint Bierer.

Bebauungen sind ein weiteres Risiko: Warum hiesige Gemeinden in den Wasserschutzgebieten immer neue Bau- und Gewerbeflächen und sogar Tankstellen ausweisen, obwohl diese dann hohe Auflagen erfüllen müssen, „das sehen wir schon kritisch, und es ist eigentlich unverständlich – es geht ja um die Trinkwasserversorgung der gesamten Bevölkerung“, gibt Bierer zu bedenken.

Die neue Düngeverordnung, die nun in Deutschland gilt, könnte durch die strikteren Vorgaben gerade bei der Ausbringung von Dünger in vorgegebenen Zeitfenstern künftig dazu beitragen, dass die Nitratwerte im Trinkwasser auch im südlichen Markgräflerland sinken.

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