Im Laufe des Abends machte das Publikum auch Bekanntschaft mit Fabelwesen wie dem unheimlichen fliegenden Piasa oder den menschenfreundlichen, im Meer lebenden Selkies, verpackt in faszinierende, lebenssprühende Tongemälde mit symphonischem Gestus.
Dass die langen anspruchsvollen Stücke Stehvermögen und Ausdauer von den Musikern verlangen, vergaß man ganz beim Schwelgen in den spannenden Geschichten die die Musik erzählte. Takt- und Tempowechsel, harmonische und rhythmische Finessen – das alles kam selbstverständlich und unangestrengt – und verlangt doch eine aufwändige Probenarbeit.
Lustig und zierlich trippelten die Zwerglein bei Heinzelmännchens Wachtparade daher, eine feine, leichte Musik als Kontrast zum vorhergehenden mit düsterer Moll-Dramatik aufgeladenen Stück „Die Schöne und das Biest“ von Alan Menken, arrangiert von Toshio Mashima.
Das Hauptorchester hat etliche versierte Solisten verschiedener Register in seinen Reihen. Mit einer Bravourleistung glänzte die Klarinettistin Kristina Sprung bei „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach in einem Arrangement von Max Rhode. Hier hat die Solo-Klarinette lange Passagen ohne Orchester. Kristina Sprung verlieh diesem Part mit makellosen Läufen, virtuosen Verzierungen und einer geheimnisvollen Kantabilität Tiefe und Charakter.
Der wilde Cancan aus Plutos Höllenfest entwickelte sich aus beseelten Walzerklängen zu einem lustigen Kehraus, den Dirigent Frieder Reich mit forciertem Tempo angehen ließ.
Ohne Zugaben ließ das hellauf begeisterte Publikum die Akteure natürlich nicht vom Platz. Und auch hier zeigte das Orchester keinerlei Ermüdungserscheinungen: Die Wiederholung von „Maracaibo“ spiegelte die ganze Begeisterung wider, die sich im Laufe des Abends angesammelt hatte.