Schliengen „Sagenhafter“ orchestraler Hörgenuss

Weiler Zeitung
Hörgenuss der Spitzenklasse: Das Hauptorchester des Musikvereins Schliengen unter der Leitung von Frieder Reich beim Frühjahrskonzert Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Frühjahrskonzert: Musikverein Schliengen „erzählt“ Märchen / Überzeugender Auftritt der Jugendkapelle

Der Musikverein Schliengen gilt als vorzüglicher Klangkörper mit den Qualitäten eines Symphonieorchesters. Das zeigte sich wieder beim Frühjahrskonzert im voll besetzten Bürger- und Gästehaus. Frieder Reich, seit einem Jahr Dirigent des Hauptorchesters, hatte ein anspruchsvolles und mitreißendes Programm zusammengestellt, das beim Publikum keine Wünsche offen ließ.

Von Dorothee Philipp

Schliengen. Schon die 38 Mitglieder starke Jugendkapelle unter der Leitung von Wolfgang Wetzel offerierte mit ihren fünf Beiträgen zur Eröffnung Blasmusik als vollkommenen Hörgenuss. Rossinis Ouvertüre zu Wilhelm Tell setzte da gleich den Maßstab mit farbenreichen Klangbildern und federnder Rhythmik. Bei dieser Versiertheit überraschte es kaum, dass die junge Jennifer Krause, die erst vor kurzem der Jugendkapelle entwachsen ist, selbst den Taktstock in die Hand nahm und das vor Dramatik und Spannung vibrierende „The Writing’s on the Wall“ aus dem Bond-Thriller „Spectre“ souverän und mit erkennbarem Gestaltungswillen leitete. Josephine und Lena präsentierten sich als witzige und sachkundige Moderatorinnen.

Das Hauptorchester hatte diesmal „Märchen und Sagen“ als Motto ausgesucht, begann seinen Part mit einem „Orientalischen Festmarsch“ aus Carl Nielsens Aladdin-Suite, den der Niederländer Johan de Meij effektvoll für Blasorchester arrangiert hat.

Ein Highlight gelang dem Orchester mit „Moment for Morricone“, einer Hommage an den großen Filmmusiker, ebenfalls aus der Feder von de Meij. Da summte mancher im Publikum die bekannten Western-Melodien mit, die so untrennbar mit den großen Bildern Sergio Leones verbunden sind. Vor dem feierlich-pathetischen, mit Röhrenglockensound veredelten Finale sah man im dramatischen Schlussspurt förmlich die Staubwolken hinter den galoppierenden Pferden der Helden aufwirbeln.

Die „Legend of Maracaibo“ von José Alberto Pina öffnete den Vorhang für ein Seeschlacht-Drama vor über 300 Jahren vor der spanischen Küste, ein intensives mehr als zehn Minuten langes Tongemälde mit dem Schwierigkeitsgrad der Oberstufe.

Auch hier navigierte Reich sein Orchester souverän durch die Wellenberge und Wasserwirbel des musikalischen Geschehens. Sein Dirigat ist knapp und präzise und sprüht vor gezügelter Energie. Sein Orchester hält intensiv Kontakt, die Spannung erlahmt keine Sekunde.

Lange, anspruchsvolle Stücke – unangestrengt vorgetragen

Im Laufe des Abends machte das Publikum auch Bekanntschaft mit Fabelwesen wie dem unheimlichen fliegenden Piasa oder den menschenfreundlichen, im Meer lebenden Selkies, verpackt in faszinierende, lebenssprühende Tongemälde mit symphonischem Gestus.

Dass die langen anspruchsvollen Stücke Stehvermögen und Ausdauer von den Musikern verlangen, vergaß man ganz beim Schwelgen in den spannenden Geschichten die die Musik erzählte. Takt- und Tempowechsel, harmonische und rhythmische Finessen – das alles kam selbstverständlich und unangestrengt – und verlangt doch eine aufwändige Probenarbeit.

Lustig und zierlich trippelten die Zwerglein bei Heinzelmännchens Wachtparade daher, eine feine, leichte Musik als Kontrast zum vorhergehenden mit düsterer Moll-Dramatik aufgeladenen Stück „Die Schöne und das Biest“ von Alan Menken, arrangiert von Toshio Mashima.

Das Hauptorchester hat etliche versierte Solisten verschiedener Register in seinen Reihen. Mit einer Bravourleistung glänzte die Klarinettistin Kristina Sprung bei „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach in einem Arrangement von Max Rhode. Hier hat die Solo-Klarinette lange Passagen ohne Orchester. Kristina Sprung verlieh diesem Part mit makellosen Läufen, virtuosen Verzierungen und einer geheimnisvollen Kantabilität Tiefe und Charakter.

Der wilde Cancan aus Plutos Höllenfest entwickelte sich aus beseelten Walzerklängen zu einem lustigen Kehraus, den Dirigent Frieder Reich mit forciertem Tempo angehen ließ.

Ohne Zugaben ließ das hellauf begeisterte Publikum die Akteure natürlich nicht vom Platz. Und auch hier zeigte das Orchester keinerlei Ermüdungserscheinungen: Die Wiederholung von „Maracaibo“ spiegelte die ganze Begeisterung wider, die sich im Laufe des Abends angesammelt hatte.

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