Schliengen Selbstloser Einsatz für ältere Menschen

Siegfried Feuchter
Gesellige Treffen beim Kaffeenachmittag kamen gut an. Foto: /zVg

Zwölf Jahre vorbildliches, starkes Engagement: Frauen in Schliengen haben beispielhaft mit ihrer Initiative „Menschen treffen Menschen“ das gesellschaftliche Leben älterer Leute bereichert. Jetzt hat sich die Gruppe aufgelöst.

Beate Heitz (62), die Vorsitzende der ehrenamtlich tätigen Gruppierung, die neben Hanne Irion Mitbegründerin der Initiative war, nennt im Gespräch mit unserer Zeitung die Gründe für den Rückzug: „Nach zwölf Jahren ist alles zu viel geworden.“ Die Zahl der aktiven Mitglieder sei von einst zwölf auf sechs geschrumpft. Neben Heitz waren zuletzt noch Petra Pelzer-Sans, Susanne Michaeli, Helen Hinnenberger, Christa Kalitovic und Irene Wenk-Mayer aktiv. Außerdem hatte das Interesse der Senioren an den Veranstaltungen nachgelassen, wodurch einige der vielfältigen Angebote weggefallen sind. Dies führt die agile Vorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung darauf zurück, dass die rüstigen 65- bis 75-Jährigen ihren eigenen Interessen nachgehen. Hinzu komme, dass einige aktive Gruppenmitglieder weggezogen sind.

„Alles hat seine Zeit“, zieht Beate Heitz eine rundum positive Bilanz dieses herausragenden ehrenamtlichen Engagements während der zurückliegenden zwölf Jahre und fügt hinzu: „Ich war mit Herzblut dabei und habe mich immer gerne für andere engagiert. Das gilt auch für meine Mitstreiterinnen. Es gab stets viel zu organisieren und zu koordinieren, es war eine tolle Sache.“

Für die Dorfgemeinschaft

Diesen selbstlosen Einsatz im Dienste einer intakten Dorfgemeinschaft und im Interesse eines funktionierenden Zusammenhalts hatte 2016 auch der damalige Schliengener Bürgermeister Werner Bundschuh beim Bürgerempfang gewürdigt: „Die Gruppe gibt der Gesellschaft vieles, was Staat und Kirche nicht leisten können.“ Und anerkannt wurde das beispielhafte Wirken auch vom Landkreis, als die Schliengener Frauen für ihren ehrenamtlichen Einsatz 2019 in Lörrach ausgezeichnet wurden. Hieß die Initiative jahrelang „Menschen für Menschen“, so hat sie sich 2023 einen neuen Namen gegeben: „Menschen treffen Menschen“.

Vielfältiges Angebot

Gerade in den ersten Jahren, nachdem die Gruppe ins Leben gerufen worden war, haben die Schliengener Senioren im Alter von 70 bis 99 Jahren das vielseitige und umfangreiche Angebot mit bis zu 100 Veranstaltungen im Jahr dankbar angenommen. Da wurden beispielsweise Spielenachmittage veranstaltet, zweimal im Monat zu einem Mittagstisch und zweimal zu einem Kaffeenachmittag eingeladen. Man traf sich, unterhielt sich in zwangloser Runde, pflegte Kontakte und die Geselligkeit. Bis zu 20 Personen kamen jeweils zu diesen Treffen.

Auch zwei Ausflüge pro Jahr zu interessanten Zielen und Sehenswürdigkeiten mit bis zu 40 Teilnehmern standen auf dem Programm, ebenso ein Gedächtnistraining. Des Weiteren wurden Referenten zu Vorträgen eingeladen. Doch damit nicht genug. Die Initiative „Menschen treffen Menschen“, die auch von der Gemeindeverwaltung unterstützt wurde, hat einen Seniorenwegweiser in Form einer Broschüre herausgebracht, in der Hilfen und Freizeitangebote sowie Ansprechpartner für die ältere Generation aufgeführt wurden. Es entwickelte sich eine Eigendynamik, da die aktiven Frauen vieles angestoßen haben, was Teilnehmer teilweise selbstständig weiterführten. Erfolgreich wurde im Schliengener Bürger- und Gästehaus auch eine Seniorenmesse mit seniorengerechten Informationen und Angeboten veranstaltet, wobei unter anderem Pflegedienste und das DRK teilnahmen. „Wir haben zudem eine Wohnberatung auf die Beine gestellt, die Senioren wichtige Informationen und Anregungen gab, wie eine altersgerechte Wohnung aussehen sollte“, schildert Heitz.

Bewegungstreff beliebt

Zu den besonders gefragten Angeboten gehörte der regelmäßige Bewegungstreff im Schlosspark, den viele Schliengener Senioren nutzten. Sogar der Ringer-Weltmeister Adolf Seger aus Freiburg hatte einmal diesen Bewegungstreff besucht, um die Bedeutung regelmäßiger Bewegung herauszustellen und die älteren Leute zur sportlichen Betätigung zu animieren.

Aus dem vor zehn Jahren ins Leben gerufenen Bewegungstreff ist ein weiteres Angebot in Zusammenarbeit mit der Sozialstation Kandern entstanden: der aktivierende Hausbesuch. Hier wurden Senioren, die nicht mehr mobil sind, zu Hause besucht und mit ihnen Übungen absolviert, sich mit ihnen unterhalten und auch gespielt. Laut Beate Heitz bieten diesen besonderen Dienst zwei Mitglieder der Gruppe weiterhin an.

Neben all den Angeboten wirkte die Initiative auch beim Schliengener Weihnachtsmarkt mit. Dort war „Menschen treffen Menschen“ mit einem Raclettestand präsent und spendete jeweils den Erlös für eine gute Sache. „Wir haben schon viel gemacht in den zwölf Jahren. Und es hat immer Spaß gemacht“, bilanziert die Vorsitzende und fügt hinzu: „Doch jetzt ist gut.“

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