Schliengen Steuerung nachbessern

Jutta Schütz
Probleme mit dem Regenüberlaufbecken gab es kurzfristig bei einem Unwetter mit Extremniederschlag am 26. August, wie im Gemeinderat bekannt wurde. Foto: Jutta Schütz

Gemeinderat: Drohende Überflutung des Sportplatzes aufgearbeitet

Eine Gewitterzelle über Mauchen brachte Ende August kurz einen ungewöhnlich heftigen Starkniederschlag – als Folge drohten das Gelände und das renovierte Vereinsheim der Sportfreunde Schliengen überschwemmt zu werden. Wie es dazu kommen konnte, dass trotz Regenrückhaltebecken eine Überflutung des darunter liegenden Sportplatzgeländes zu befürchten war, wollte nun Gemeinderat Thomas Schneider (FW) wissen.

Von Jutta Schütz

Schliengen. Während des Unwetters hatte ein im Vereinsheim anwesendes Mitglied der Sportfreunde bemerkt, dass Wasser vom benachbarten Hochwasser führenden Bach auf das Gelände lief. Er verständigte daraufhin die Feuerwehr. Diese verhinderte Schlimmeres, weil die Flutsteuerung eines Schiebers manuell bedient werden konnte, wie Bürgermeister Christian Renkert im Gemeinderat mitteilte.

Das Regenrückhaltebecken Kreuzmatt wurde 2018 als letztes der fünf Schliengener Rückhaltebecken fertiggestellt. Alle Becken sind über eine sogenannte Fernwirkung zentral gesteuert. Die Bauwerke werden über die zentrale Steuerung überwacht. Alle Messwerte werden erfasst, Störungen protokolliert und auch an das jeweilige Bereitschaftspersonal im Rahmen einer Alarmierung weitergemeldet. Vorgesehen war beim Einbau der zentralen Steuerung, dass etwa bei einem Stromausfall die Regulierung per Hand erfolgen kann, was bei dem Unwetter nun nötig wurde.

Becken mit zwei Auslässen

Im Gemeinderat herrschte Verwunderung darüber, dass bei dem modernen Bauwerk der Notfall eintrat, dass Schieber für den Durchfluss per Hand eingestellt werden mussten. Klar war aber auch, dass das Regenüberlaufbecken vornehmlich zuerst den Kernort vor einer Überflutung schützen muss und das Sportplatzgelände im Extremfall nachrangig ist.

Bürgermeister Renkert berichtete auf Nachfrage unserer Zeitung, dass auch er sich habe schlau machen müssen, was den Vorfall betraf. Das Becken hat zwei Auslässe mit je einem Schutzschieber. Der eine Auslass ist einem natürlichen Bauchdurchlauf nachempfunden, so dass beispielsweise Amphibien hindurchwandern können. Dieser Durchlass ist immer geöffnet. Bei einem Starkregenereignis oder nach einem tagelangen Dauerregen, wenn sich Wasser hinter dem Damm des Überlaufbeckens sammelt, kann über einen zweiten Auslass kontrolliert Wasser in größeren Mengen in den Bach abgelassen werden. Bei einer bestimmten Menge setzt sich also eine Automatik in Gang. Der normale, kleine Durchlass wird über einen Schieber geschlossen, damit der natürlich nachempfundene Bachlauf nicht durch die erhöhte Wassermengen zerstört wird.

Gleichzeitig öffnet sich über die Flutsteuerung ein größerer Schieber im zweiten Durchlass. „Die Steuerung war so eingestellt, dass in der Zeit, in der der eine Schieber geschlossen wurde und der andere sich öffnete, für einen Moment beide Schieber gleichzeitig bei einer bestimmten Höhe offen waren. Das waren die Minuten als es sintflutartig aus der über Mauchen feststehenden Gewitterzelle regnete und sich dann ein enormer Wasserschwall durch beide Auslassöffnungen des Rückhaltebeckens Richtung Tal ergoss, davon war auch das Vereinsheim betroffen“, erläuterte Renkert. Über einen per Hand bedienten „Notfallknopf“, konnte dann der Schutzschieber des normalen Durchlasses schneller geschlossen, der Überlaufschieber schneller geöffnet werden. So wurde Schlimmeres verhindert.

„Das Problem war die kurze übereinstimmende Öffnungszeit beider Schieber während des gleichzeitigen Schließens und Öffnens – und das ist natürlich nicht der Sinn der Sache, dass man dann notfallmäßig per Hand vor Ort etwas regeln muss“, so Renkert. Die Steuerung solle nachgebessert werden, so dass es nicht noch einmal passiert, dass für einen kurzen Moment beide Schieber geöffnet sind.

Punktuelle Unwetter

„Das Unberechenbare bei den Unwettern in letzter Zeit ist häufig, dass sie nicht großflächig die ganze Gemeinde betreffen, sondern sich punktuell festsetzen – manchmal regnet es im Kernort wenig oder gar nicht, während einen Kilometer weiter Land unter ist, oder es ist umgekehrt, das macht die Einschätzung und das Erkennen von Gefahrensituationen auch schwieriger“, schilderte Renkert seine eigenen Beobachtungen.

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