Schliengen-Obereggenen (boe). Ein Nachspiel hat die Treibjagd, die am Samstagnachmittag in Obereggenen stattgefunden hat. Die Polizei ermittelt gegen einige Personen, wie Polizeisprecher Dietmar Ernst auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Frank Bieg aus Obereggenen wirft den Jägern einen verantwortungslosen Umgang mit Waffen vor. Die Jäger weisen die Vorwürfe indes von sich. Laut Polizei steht Aussage gegen Aussage. Nun werde ermittelt, ob im strafrechtlichen Sinne ein Verstoß vorliege. Wie Bieg berichtet, sei er gegen 14 Uhr mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern auf seine Streuobstwiese im Gewann Eichacker gefahren. Dort war die Familie mit der Apfelernte beschäftigt, als sie gegen 15.30 Uhr bemerkt habe, wie sich mehrere Jäger um den angrenzenden Maisacker positionierten. Bieg spricht von mehr als zehn Jägern und Treibern. Die Frau habe die Jäger daraufhin angesprochen und darauf hingewiesen, dass sich die Familie nur etwa 50 Meter entfernt befinde. „Dann ging jedoch die Schießerei los“, berichtet Bieg, „und auch ein paar Wildschweine und Rehe rannten an uns vorbei“. Daraufhin habe die Frau nochmals einen der Jäger angesprochen – „ohne Reaktion“. Die Familie sei dann hinter dem Traktor in Deckung gegangen, „weil wir große Angst hatten“. Zwei Geschosse seien an der Familie vorbeigeflogen in Richtung Obereggenen, „schätzungsweise in fünf bis zehn Meter Entfernung“, so Frank Bieg. Das Dorf liege etwa 300 Meter von der Wiese entfernt. Er habe den Jäger gebeten, aufzuhören, „da die Geschosse in unsere Richtung flogen“. Die Jagd sei jedoch nicht abgebrochen worden, woraufhin er die Polizei verständigt habe. Als die Beamten kamen, seien die Jäger jedoch nicht mehr vor Ort gewesen. Zwischenzeitlich wurden indes die Personalien von einigen der Beteiligten festgestellt, wie Polizeisprecher Ernst im Gespräch mit unserer Zeitung meinte. Frank Bieg wirft den Jägern „grob fahrlässiges Verhalten“ vor. In diesem Zusammenhang verweist er auch darauf, dass noch weitere Personen – Wanderer, Spaziergänger und eine Reiterin – in diesem Gebiet unterwegs gewesen seien. Er reklamiert fehlende Absperrungen und Warnschilder, und dass die Jagd – anders als die Lieler Treibjagd, die am gleichen Tag stattgefunden hat – nicht angekündigt war. Er selbst sei Sportschütze, darum sei er sich der Verantwortung bewusst, die man mit Waffen übernehme: „Die oberste Regel beim Schießen ist Sicherheit.“ Schießen in einem Bereich, der nicht gesichert sei, komme nicht in Frage, bei Gefahr werde sofort abgebrochen. Den Jägern werfe er einen „verantwortungslosen Umgang mit den Jagdwaffen“ vor. Im Gespräch mit unserer Zeitung macht Bieg deutlich, dass er nicht gegen die Jagd an sich sei. Die Jagd sei notwendig. Eine Jagd dürfe jedoch nur „mit Verantwortung und ohne Personengefährdung“ stattfinden. Alexander Rose, Jagdpächter in Obereggenen, weist die Vorwürfe von sich. Die Jäger seien verantwortlich mit den Waffen umgegangen, sie hätten sich korrekt verhalten und hätten nicht in Richtung Dorf geschossen oder Personen. Es habe keine Gefährdung gegeben. Ein Gespräch mit Biegs sei nicht möglich gewesen, da die Stimmung bereits zu aufgeheizt gewesen sei. Alexander Rose bestätigt, dass es keine großräumige Absperrung und keine Vorankündigung der Jagd gegeben habe. Dies sei in solch einem Fall auch nicht üblich. Allerdings würde er eine solche Jagd nicht mehr an einem Samstagnachmittag durchführen, wenn bei schönem Wetter so viele Leute unterwegs sind.