Schliengen Von Corona-Krise eiskalt erwischt

Weiler Zeitung
Das Vorstandsduo Gerrit Höveler (l.) und Axel BlockFoto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Ehrenamt: Vorstand der Sportfreunde Schliengen steht über Nacht vor existenziellen Herausforderungen

Anfang März – wenige Tage vor der Verhängung der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie – konnten die Sportfreunde Schliengen noch ihre Mitgliederversammlung in gewohntem Rahmen abhalten. Gerrit Höveler und Axel Block waren zum Vorsitzenden und Stellvertreter gewählt worden. Quasi über Nacht standen sie vor existenziellen Herausforderungen: Wie ergeht es einem Verein und seinen Aktiven, die ihren Sport nicht ausüben dürfen? Was für finanzielle Auswirkungen gibt es?

Schliengen (ov). Beide sind nach dem erfolgreichen Fußball-Jahr 2019 mit dem Pokalerfolg der Damen und der Meisterschaft der Herren hoch motiviert in ihre neuen Ämter gestartet, berichtet Höveler. „Leider überschlugen sich dann gleich die Ereignisse. Bereits in der ersten Woche mussten wir einen Einbruch ins Vereinsheim und einen Sturmschaden hinnehmen. Dann war auch schon Corona da und somit der komplette Stillstand des Vereinslebens“, sagt er. Die Corona-Krise hat sie eiskalt erwischt.

Seit einigen Wochen haben vereinzelte Mannschaften den stark reglementierten Trainingsbetrieb im Fußball wieder aufgenommen. Dies habe den Verantwortlichen viel abverlangt, müssten doch sämtliche Bestimmungen und Hygienemaßnahmen eingehalten werden.

„Die Aufnahme des Trainingsbetriebs erfolgt von jedem Trainer individuell auf freiwilliger Basis, da auch wir Trainer und Spieler in der Corona-Risikogruppe haben“, heißt es seitens der Vorsitzenden. Nach und nach sollen bis zum Sommer wieder alle Mannschaften in den Trainingsbetrieb zurückgeführt werden. Auch, um den Kindern und Jugendlichen wieder einen normalen Alltag zu ermöglichen.

Während der Trainingsbetrieb für die Kicker im Freien relativ einfach zu organisieren ist, ist es im Indoor-Bereich komplizierter. „Beim Volleyball- und auch beim Gesundheitssport wird derzeit noch pausiert. Hier warten wir auf weitere Lockerungen durch die Landesregierung“, berichten sie.

Finanzielle Einbußen

Am meisten trifft den Verein hier die bereits mehr als drei Monate andauernde Schließung des Clubheims. Neben den fehlenden Verkäufen während den Trainingszeiten, Spieltagen und Turnieren gibt es auch weitere ausbleibende Einnahmen wie beispielsweise bei der Vermietung des Festsaals für Familien- und Firmenfeiern.

„Aktuell schmerzt uns tatsächlich jede einzelne Rechnung die ins Haus flattert, denn zusätzlich zu allem Unglück kamen in den vergangen Wochen auch noch größere Wartungsarbeiten bei der Heizung und der Elektronik auf uns zu. Derzeit ist auch unklar, wann und wie wir die dringende Sanierung der Kabinen angehen können“, erklärt Höveler.

Erfreulicherweise haben die Sportfreunde im Schatten der Corona-Pandemie keine Austritte zu verzeichnen. „Obwohl wir selber dringend Einnahmen benötigen, haben wir uns dafür entschieden dieses Jahr die Mitgliedsbeiträge erst im Herbst einzuziehen und so den Familien mehr Spielraum zu geben, die von der aktuellen Situation auch schwer betroffen sein können“, sagt der Vorsitzende.

Veranstaltungen

Etliche Veranstaltungen wurden mit Verweis auf die Corona-Pandemie bereits abgesagt. Dazu zählt das Spielfest mit der beliebten Kinderolympiade, das mehrtägige Soccercamp für den Fußballnachwuchs.

„Bei den Damen steht dieses Jahr noch die Jubiläumsfeier an, und das im letzten Jahr erstmals groß ausgetragene Oktoberfest ist vorerst weiterhin für Anfang Oktober geplant. Da aber niemand weiß, wie der Stand der Dinge in wenigen Wochen sein wird, müssen wir hier spontan entscheiden und haben uns intern für jedes Event eine entsprechende Deadline gesetzt“, sagt Höveler. Weitere Veranstaltungsabsagen bedeuten natürlich noch weniger Einnahmen für den Verein.

Ausblick

Die Sportfreunde waren in der fußballlosen Zeit nicht untätig. Mit verschiedenen Arbeitseinsätzen wurde das Clubheim sowie das Vereinsgelände aufgewertet.

„Es wurde geputzt, repariert und installiert“, berichtet der Vorsitzende und ergänzt, dass die Zeit auch genutzt wurde, um neue Ideen zu erarbeiten.

Beispielsweise können die Gäste im Clubheim künftig kontaktlos per EC-Karte oder auch mit einer „SFS-Gutscheinkarte“ zahlen, sagt Höveler und Block ergänzt, dass auf dem Vereinsgelände ein neuer Spielplatz entsteht.

Als Zukunftsaufgabe und Tätigkeitsschwerpunkt nennt Block die Jugendarbeit und hier insbesondere die Gewinnung von ehrenamtlichen Trainern und Helfern. „Es wird immer schwieriger, ehrenamtliche Trainer und Helfer zu finden. Meiner Meinung nach liegt dies nicht daran, dass die Bereitschaft grundsätzlich zurückgeht, sondern an den aktuellen Lebensumständen in vielen Familien. Von vielen Berufstätigen wird immer mehr zeitliche Flexibilität vom Arbeitgeber erwartet, die oft zu Lasten von ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Vereinen geht, bei denen man sich nun mal zeitlich festlegen muss“, stellt Block fest. Neben der generellen Anerkennung des Ehrenamts will der Verein künftig stärker in die Ausbildung der Trainer investieren. Auch eine Aufgabenteilung im Betreuer- oder Trainerteam sei eine Option, sagt Höveler, der sich eine Art „Jobsharing“ vorstellen kann.

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