Schliengen Vorweihnachtliche Deutschlandreise

Dorothee Philipp

Jahreskonzert: Musikverein Eggenertal unterhält mit abwechslungsreichem Programm.

Schliengen-Obereggenen - Kann man mit dem Bericht über eine Deutschlandreise ein großes Publikum einen ganzen Abend lang faszinieren? Man kann. Der Musikverein Eggenertal hat es am Samstagabend gezeigt.

In eine „musikalische Geschichtsreise durch Deutschland“ verwandelte sich das traditionelle Jahreskonzert in der Blauenhalle.

Zunächst zeigte das Jugendorchester unter der Leitung von Aaron Solberg, dass es in allen Stilrichtungen punkten kann: Zuerst mit einer „Showtime“, die sofort gute Laune machte, dann mit zwei Medleys mit deutschem Liedgut – einmal mit Volksliedern, einmal mit Weihnachtsliedern. Die gelungenen Arrangements und die Sicherheit der jungen Musiker in Intonation und Takt animierten das Publikum zum Mitsingen.

Auch die „Deutschlandreise“ des Hauptorchesters begann mit weihnachtlichen Klängen. Jan Hadermanns „Deutsche Weihnachten“ stimmte mit seiner üppigen Harmonik und einem runden, weichen Tutti-Klang vortrefflich auf die Vorweihnachtszeit ein. Glockenspielgeriesel verzierte das in feierlichem Ton zelebrierte „O Tannenbaum“.

Den roten Faden durch den Reise-Abend strickte Katrin Rufer als „Reiseleiterin“, die ihre Reisegruppe in vortrefflichem Alemannisch und mit interessanten Details zu den einzelnen Stücken beisammen hielt. Wer hätte gedacht, dass sich hinter so international klingenden Namen wie Joe Grain, Tom Dawitt oder Steve McMillan Komponisten verbergen, die Franz Watz, Otto Nitze oder Manfred Schneider heißen?

Das pochende Hauptmotiv aus Beethovens „Fünfter“ hat Potenzial für fetzigen Jazz, wie das Orchester mit Rob van Reijmersdals „Ein Fünftel Beethoven“ demonstrierte.

Aaron Solberg dirigierte mit einer expressiven, eleganten Gestik, die auch bei temperamentvollen Tempi große Ruhe ausstrahlte und das Orchester immer stabil auf Kurs hielt. Der Kontakt der Musiker zu ihrem Dirigenten war jede Sekunde da, die Interaktion aus einem Guss.

Beethoven und Brahms mit Jazz-Einschlag

Von Beethovens Bonn ging es anschließend ins Hamburg des Johannes Brahms, auch hier kitzelte Arrangeur Jerry Brubacker aus dem seelenvollen Walzer in As-Dur jazzige Agilität hervor, nachdem er das Original im Anfangsteil in seiner ganzen Pracht vorgestellt hatte.

Mit Christian Rufer und Fabio Seger haben die Eggenertäler zwei ausgezeichnete Posaunisten in ihren Reihen, die als Solisten den „Posaunenträumen“ von Steve McMillan funkelnde Glanzlichter aufsetzten.

Dass das Orchester immer wieder neue Stücke ins Repertoire aufnehmen kann, dafür sorgen auch großzügige Sponsoren, die die Ankäufe der Noten von zeitgenössischen Komponisten bezahlen. So kam das Publikum in den Genuss des launigen „Im weißen Rössl“ von Arrangeur Stefan Schwalgin, dessen Noten Markus Moritz spendiert hatte. Auch die Aufführung der tollen Hommage an unvergessene Schlagerköniginnen wie Gitte Haenning oder Trude Herr wurde durch Notenspende ermöglicht.

Als Reiseleiterin Katrin Rufer ein Medley mit unvergessenen Schlager- und Filmmelodien ankündigte, ging spätestens beim Stichwort „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ ein wohliges Seufzen der Erwartung durch die Zuschauerreihen. Das Orchester wurde dem voll gerecht und sparte auch nicht mit dem Quäntchen Schmacht und Schmalz, das bei diesen Liedern unbedingt dazu gehört.

Und ist das alles noch zu toppen? Ja, das geht: Beim letzten Programmstück begannen auf einmal die Scheinwerfer am Bühnenrand zu tanzen, ließen bunte Lichtreflexe durch den Saal huschen, während das Orchester bei „Helene Fischer live“ erneut zu großer Form auflief und mit symphonischer Fülle „atemlos durch die Nacht“ jagte.

Auf einmal knallte es und Tausende von Goldflittern wirbelten durch den Saal. Immer wieder, genau im Takt der Musik, bis auf den Tischen und auf dem Boden alles golden funkelte. Ein herrliches Vergnügen, das schon die Silvesterlaune vorweg nahm.

Ohne Zugaben wollte da niemand gehen, denn ansonsten hätte man ja das freche „Das ist die Berliner Luft Luft Luft“ verpasst.

Bei den anschließenden Ehrungen wurde Michael Becher für sein langjähriges Engagement im Musikverein Eggenertal ausgezeichnet (siehe unten stehenden Bericht).

Dass auch der Nachwuchs fleißig nach vorne strebt, bewies Jungmusiker Florian Schillinger: Er hatte gerade eine Woche vor dem Konzert als Schlagzeuger die Prüfung für das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze bestanden.

Die dreiteilige Prüfung verlange von den jungen Nachwuchstalenten einiges an theoretischem Wissen und spieltechnischem Können, sagte Wetzel bei der Ehrung.

Im Rahmen seines Jahreskonzerts ehrte der Musikverein Eggenertal sein langjähriges Mitglied Michael Becher mit der Ernennung zum Aktiv-Ehrenmitglied. Wie Vorsitzender Uli Staible (rechts) in seiner Laudatio berichtete, begann Becher seine musikalische Laufbahn 1991 beim Musikverein Liel und wechselte dann zum Musikverein Obereggenen. Seither spielt er das Flügelhorn. Er habe von allen den weitesten Anfahrtsweg, sagte Staible.

Auch Wolfgang Wetzel (links), der als Verbandsdirigent vom Markgräfler Musikverband zum Konzert gekommen war, ehrte Becher mit der silbernen Verbandsehrennadel nebst Urkunde für mehr als 25 Jahre aktive Mitgliedschaft im Musikverein.

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