Darin findet sich, auf sehr kleinem Raum, alles, was man zum Wohnen braucht: von der Küchenzeile und Tischchen über Sofaecke mit Fernseher und Schlafebene bis hin zur Badnische mit Dusche und Schwedenofen. Ein Pärchen hat das Tinyhaus geordert. Sie sind Berufspendler und wollen das Mini-Häuschen neben ihrer Arbeitsstätte aufstellen.
Mit einem Wohnwagen sei ein Tinyhaus nicht zu verwechseln, „es ist ein solide gebautes Haus“. Der 32-Jährige verweist auf einen diffusionsoffenen Wandaufbau – Feuchtigkeit kann also nach außen dringen – und „normale Haushaltstechnik statt Campingausstattung“. Und das Tinyhaus sei winterfest – „auch bei Minus 18 Grad friert kein Rohr ein“, macht er deutlich. „Wohnwagen werden gebaut, um damit zu reisen und vorübergehend darin zu wohnen; Tinyhäuser, um darin zu leben.“
Aufträge bekommt Jung mittlerweile aus ganz Deutschland – von Auggen bis Kiel. Vor wenigen Wochen hat er ein Tinyhaus gebaut, das auf dem Kanderner Campingplatz seinen Platz hat.
Verschiedene Gründe für ein Tinyhaus
Seine Kunden seien „komplett unterschiedlich“. Bei der Hälfte handele es sich um Leute, „die komplett aussteigen“ und zu 100 Prozent im Tinyhaus wohnen wollen. Im Häuschen wohnen sie allein oder zu zweit.
Und dabei seien es nicht immer finanzielle Gründe, die sie dazu bewegen, minimalistischer zu leben. „Es gibt Leute, die verkaufen ihre Häuser, um komplett im Tinyhaus zu wohnen“, weiß er. Dabei gehe es eher darum, materiellen Ballast und den Erhaltungsaufwand für ein Haus loszuwerden, außerdem darum, ökologischer und damit nachhaltiger zu leben.
Vom Studenten bis zum Dauercamper
Zu seiner Klientel gehören auch Studenten, „die es leid sind, überteuerte Mieten zu zahlen“ und ihr Tinyhaus auf ein gepachtetes Grundstück stellen. Generell sei es so, „dass die steigenden Mieten mir natürlich in die Karten spielen“. Eine weitere Zielgruppe seien Dauercamper, die vom Wohnwagen auf ein Tinyhaus umsteigen.
Manche nutzen das Tinyhaus auch zur Wohnraumerweiterung und stellen es im eigenen Garten auf. „Dann zieht zum Beispiel der 18-jährige Sohn ein und hat seine eigene kleine Bude“, erläutert Jung. Andere nutzen es als Ferienhaus für Besuch. Jung berichtet zudem von einem Ehepaar, das ein Tinyhaus in den Garten stellte, um die pflegebedürftige Mutter nahe bei sich zu haben. Das Tinyhaus wurde behindertengerecht gebaut.
Manchmal fließen Tränen vor Glück
Die Mini-Häuser seien eine Lösung für Leute mit kleinem Kapital, sich dennoch eine Form von Wohneigentum leisten zu können. „Ich habe schon erlebt, dass bei der Abnahme Tränen fließen, weil sich die neuen Besitzer so sehr freuen“, erzählt Jung.
Der Jungunternehmer stellt die Mini-Häuschen nach individuellen Wünschen her, das fängt an bei der Frage, ob Pult- oder Satteldach und wo die Fenster liegen sollen. Die Größe des rollenden Minihäuschens variiert ebenfalls. Zur Wahl stehen vier Modelle mit einer Länge von fünf bis 8,40 Metern sowie maximal 2,55 Metern Breite und vier Metern Höhe. Die rollenden Häuschen dürfen zudem nicht schwerer als 3,5 Tonnen sein. Die maximale Grundfläche liegt damit bei rund 20 Quadratmetern, „dazu kommen allerdings noch die Liegefläche und diverse Ablagemöglichkeiten“, macht Jung deutlich.
Auch mit Badewanne oder Feuerherd
Verkauft werden die Tinyhäuser mit TÜV und Straßenzulassung (80 Stundenkilometer). Ein Standard-Tinyhaus koste bei ihm rund 40. 000 Euro, „nach oben gibt es aber keine Grenze“. Denn bei der Ausstattung gibt es auch ausgefallene Wünsche.
„Ein Kunde wollte zum Beispiel eine Badewanne, ein anderer eine Fußbodenheizung“, berichtet er. Für ein Ehepaar hat er einen Feuerherd mit Backrohr eingebaut. „Die beiden hatten ihr Haus verkauft und gegen das Tinyhaus eingetauscht, und wollten nicht ganz auf Luxus verzichten.“
Erschlossenes Grundstück und Bauantrag erforderlich
90 Prozent seiner Kunden stellen ihr Minihaus dauerhaft an einen Ort, schließen es dort an Wasser und Strom an. Der Jungunternehmer weist darauf hin, dass es dazu allerdings ein erschlossenes Grundstück und eine entsprechende Baugenehmigung braucht. Denn Tinyhäuser gelten als bauliche Anlagen und unterliegen der Landesbauordnung.
Noch würden Tinyhäuser von einer kleinen Randgruppe genutzt. „Das Thema wird aber weiter wachsen. Und sollte sich die Gesetzgebung dahingehend ändern, dass kein Bauantrag mehr nötig ist, wird das Ganze durch die Decke gehen“, ist Jung überzeugt.
Bis es soweit ist, empfiehlt er indes jedem Interessenten, „vor einer Anschaffung auf jeden Fall erst einmal abzuklären, wo das Tinyhaus aufgestellt werden könnte und einen entsprechenden Bauantrag bei der zuständigen Gemeinde zu stellen“. Ein Bauantrag sei natürlich nicht nötig, wenn das Tinyhaus auf einem dafür ausgerichteten Campingplatz stehen soll.
Weitere Informationen: www.holzherz-tinyhouses.de