Schliengen Zeichen der Liebe und Hoffnung

Claudia Bötsch
Die fleißigen Helferinnen bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ haben derzeit alle Hände voll zu tun. Foto: zVg

Interview: Gerdi Krüsselin aus Schliengen berichtet über die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“

Seit vielen Jahren engagiert sich Gerdi Krüsselin aus Schliengen für „Weihnachten im Schuhkarton“. Die Corona-Pandemie hat die Arbeit teils erschwert, zugleich aber die Notwendigkeit der Aktion erneut vor Augen geführt.

Von Claudia Bötsch

Schliengen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Gerdi Krüsselin, wie die diesjährige Aktion läuft und was sie motiviert, sich Jahr für Jahr für die Aktion einzusetzen.

Frage: Frau Krüsselin, der Endspurt für Weihnachten im Schuhkarton läuft. Wie viele Päckchen kamen denn bislang zusammen? Sind Sie zufrieden?

In diesem Jahr kamen die ersten gepackten Päckchen schon in der ersten Oktoberwoche. Das hat uns sehr gefreut. Inzwischen stehen 395 Schuhkartons versandfertig in der Garage. Der große „Ansturm“ kommt allerdings noch...

Frage: Schon das zweite Jahr muss die Hilfsaktion unter Corona-Auflagen stattfinden. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Wie überall, haben auch wir etwas mehr Aufwand, da wir uns an die Hygienemaßnahmen halten müssen. Die Arbeitsgruppen sind etwas kleiner und die Kontakte mit den Spendern eingeschränkter. Außerdem gelten auch bei uns die 3G-Regeln und wir arbeiten mit Mundschutz.

Frage: Inwiefern wird die Aktion dadurch erschwert?

Die Werbung und Aktionen sind natürlich eingeschränkter. Unsere großen Kuchenverkäufe und Infostände konnten beispielsweise auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Das ist schade, da wir dadurch immer wieder Menschen erreicht haben, die die Aktion noch nicht kannten. Als Alternative hatten wir allerdings einen Linzerverkauf bei uns, der auch gut angenommen wurde. Darüber hinaus ist die Spendenübergabe bei uns in der Sammelstelle nicht so unbeschwert, da die Einhaltung der Hygienemaßnahmen stets im Blick behalten werden muss.

Frage: Hat sich die Spendenbereitschaft unter der Pandemie verändert?

Grundsätzlich erleben wir eine größere Spendenbereitschaft. Viele Menschen sind dankbar, dass es ihnen – trotz Pandemie – immer noch gut geht und möchten da auch an andere denken.

Frage: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Situation der notleidenden Kinder?

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Kinder sind natürlich sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen ist das Hauptproblem, dass die Isolation von bedürftigen Menschen in solchen Zeiten noch viel größer ist als sonst. Durch die Lockdowns und Einschränkungen in diesen Ländern haben viele Eltern ihre Arbeit verloren und auch die Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen wurde schwieriger. Wir haben von Familien erfahren, die buchstäblich nichts mehr zu essen hatten, da die Eltern ihren Hilfsjobs nicht nachgehen konnten und in diesen Ländern auch keine Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld erhalten. Auch Homeschooling war natürlich nicht möglich.

Die Verteilungen fanden weniger in Schulen und Kirchengemeinden statt, sondern von Haus zu Haus. Dies hatte den positiven Nebeneffekt, dass unsere Verteilpartner noch mehr Einblick in die Familien bekamen und ganz konkret helfen konnten.

Frage: Wie und bis wann können sich Menschen noch für „Weihnachten im Schuhkarton“ engagieren?

Bis zum 15. November können an allen Abgabeorten die gepackten Schuhkartons abgegeben werden. Hier in unserer Sammelstelle in Schliengen nehmen wir Sach- und Geldspenden bis zum 20. November an. Natürlich freuen wir uns über jede Spende. Jetzt am Ende der Aktion sind natürlich Geldspenden besonders wertvoll, so dass wir die fehlenden Geschenke noch dazu kaufen können.

Frage: Vor 20 Jahren haben Sie die Schliengener Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton“ ins Leben gerufen – aus kleinen Anfängen ist inzwischen ein Ganzjahresprojekt geworden. Warum liegt Ihnen die Aktion so sehr am Herzen?

Das Motto „Liebe lässt sich einpacken“ ist so treffend für diese Aktion. Ein liebevoll gepackter Schuhkarton spricht zu den Herzen der Kinder und ihren Familien. Für viele dieser Kinder ist es das einzige Geschenk, das sie erhalten. Dieses Zeichen der Liebe und Hoffnung hat nachhaltige Wirkung und zeigt oftmals neue Perspektiven auf. Jedes Kind hat es verdient, Wertschätzung zu erfahren. Weihnachten im Schuhkarton bietet eine Möglichkeit dafür.

Mich faszinieren aber auch hier vor Ort unser Team und all die Menschen, die sich für Weihnachten im Schuhkarton engagieren. Außerdem ist es sehr ermutigend, dass so viele Menschen, Firmen und Organisationen Jahr für Jahr Weihnachten im Schuhkarton finanziell unterstützen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir bekommen seit Jahren vom Freundeskreis Schloss Bürgeln eine verbindliche Spendenzusage.

Frage: Zuletzt gab es auch kritische Stimmen zur Aktion, unter anderem von der Erzdiözese Freiburg. Wie haben Sie die Kritik empfunden?

Viele von unserem Team waren von dem einseitigen Bericht der Erzdiözese sehr enttäuscht. Wir finden es schade, dass so eine geniale Aktion, die so viel Gutes bewirkt, so negativ bewertet wird. Für uns stehen die bedürftigen Kinder im Mittelpunkt. Die vielen Berichte, die wir persönlich miterlebt haben, zeigen immer wieder, wie groß die Nachhaltigkeit dieser Aktion ist. Nachhaltigkeit im Sinne von tiefer Freude, die durch einen liebevoll gepackten Schuhkarton entsteht. Und Nachhaltigkeit im Sinne von Hoffnung, die die eigenen Kräfte mobilisieren kann und dadurch zum Teil das Leben ganzer Familien verändert. Und Nachhaltigkeit im Sinne von konkreter Unterstützung, da die Not bei der Verteilung vor Ort wahrgenommen werden kann. Die Schuhkartons werden bedingungslos verteilt – unabhängig von Religionszugehörigkeit und Herkunft. Die Kinder bekommen, je nach kulturellem Hintergrund, ein Heft mit Bibelgeschichten und eine Einladung zu einem Glaubenskurs – auf absolut freiwilliger Basis. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, welches Problem die Erzdiözese Freiburg damit hat. Für uns ist Weihnachten das Fest der Liebe – diese Liebe möchten wir teilen und für die Kinder sichtbar werden lassen.

Annahmeschluss ist der 15. November, in Schliengen der 20. November. Sammelstelle in Schliengen: Gerdi Krüsselin, Altinger Straße 52, Schliengen, Tel. 07635/ 33 21, E-Mail: gerdi.kruesselin@t-online.de. Spenden können auch jederzeit kontaktlos vor der Tür abgelegt werden. Das Helferteam freut sich über weitere Mitstreiter. Weitere Informationen gibt es unter www.weihnachten-im-schuhkarton.org.

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