Schönau Angeblicher „Detektiv“ verleumdet gleich zwei Bürgermeister

Verena Wehrle
Schuldunfähig ist ein Mann aus dem Kleinen Wiesental, der immer wieder Politiker verleumdet. Nun hat er gegen die Bürgermeister von Schönau und Böllen schwere, absurde Vorwürfe erhoben. Foto: pixabay

Ein angeblicher Privatdetektiv verleumdet in einem Brief, der die Runde macht, den Schönauer Bürgermeister. Dieser hat nun Strafanzeige erhoben. Der Verfasser ist kein Unbekannter und galt bisher wegen seiner psychischen Erkrankung als schuldunfähig.

Für Unruhe im Oberen Wiesental sorgt derzeit ein Brief eines selbst ernannten „Privatdetektivs“, der im Kleinen Wiesental wohnt. Der Verfasser erhebt absurde Vorwürfe gegen Schönaus Bürgermeister Peter Schelshorn. Dieser soll laut Verfasser den Auftrag dazu gegeben haben, ein Haus in Böllen im April 2023 anzuzünden.

Der Brief, der auf den 10. Juni datiert ist, wurde in etlichen Briefkästen von Firmen, Institutionen und Privathaushalten im Oberen Wiesental vorgefunden, heißt es in der Mitteilung der Stadt Schönau. Mittlerweile hat sich der Brief auch über die sozialen Medien verbreitet. Bürgermeister Peter Schelshorn hat bereits eine Strafanzeige gegen den Verfasser gestellt, teilt die Stadt Schönau mit. Und weiter: „Diese üble Nachrede und Verleumdung wird nach § 188 Strafgesetzbuch (StGB) geahndet.“ Im Paragraphen steht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren für üble Nachrede oder Verleumdung gegen im politischen Leben stehende öffentliche Personen. Die Stadt Schönau weist ausdrücklich darauf hin, dass auch das Teilen und Weiterverbreiten des Briefes zum Mittäter macht und bittet davon abzusehen.

Auch Kiefer verleumdet

In einer aktualisierten Version des Briefes ist ein Nachtrag vom 17. Juni angefügt. Hier beschuldigt der selbst ernannte Detektiv den Böllener Bürgermeister Bruno Kiefer, das Haus angezündet zu haben.

„Ich nehme den Brief und auch diese Person nicht ernst“, betont Bürgermeister Peter Schelshorn im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber: „Das Schlimme ist, dass der Brief schon so weit verbreitet wurde – auch über die sozialen Medien – und es tatsächlich Leute gibt, die den Inhalt glauben. Das Ganze zieht massive Wellen.“ In manchen Straßen in Schönau seien die Briefkästen voll gewesen mit dem Schreiben, der Brief sei sogar im ganzen Oberen Wiesental verbreitet worden. Das Telefon im Rathaus habe teilweise durchgeklingelt. Bürger – auch viele aus Todtnau – hätten sich gemeldet, um dem Bürgermeister Rückendeckung zu geben. Viele hätten sich aber auch erkundigt, was da los sei und „ob an der Sache was dran ist“, so Schelshorn.

Bruno Kiefer sieht das Ganze eher gelassen. „Das macht der schon 20 Jahre“, sagt Kiefer über den Briefschreiber, der aus Böllen stamme und, den er persönlich kenne. Dieser hat schon mehrfach Personen des öffentlichen Lebens im Wiesental schwerer und schwerster Straftaten bezichtigt – immer aus der Luft gegriffen. Zielscheibe des Mannes mit erwiesenermaßen erfundenen Anschuldigen waren unter anderem Zells Altbürgermeister Rudolf Rümmele und auch Landrätin Marion Dammann. Kiefer möchte keine Anzeige erstatten, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Schelshorn habe das ja bereits getan und dann werde die Sache ihren Lauf nehmen, so Kiefer.

Schon viele Taten begangen

Doch welchen Lauf wird sie nehmen? Bisher kam der selbsternannte Detektiv immer straffrei davon. Auch mit den Ekel-Attacken Ende 2020 auf Briefkästen des Schopfheimer Rathauses, des Amtsgerichtes, des Landratsamts sowie des Markgräfler Tagblatts und der Badischen Zeitung wurde er in Verbindung gebracht und angezeigt. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verleumdung, übler Nachrede und Sachbeschädigung hatte die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen 2021 eingestellt. Der Angeklagte sei aufgrund seiner psychischen Erkrankung nicht schuldfähig, so die Begründung damals. Weitere eingestellte Verfahren wegen übler Nachrede und Verleumdung gab es bereits die Jahre zuvor. Denn: Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre habe der Briefeschreiber eine „anhaltende wahnhafte Störung im Sinne einer krankhaften seelischen Störung“. Die Straftaten passen zur Symptomatik des Krankheitsbildes, heißt es in einem Gutachten.

Ermittlungen am Anfang

Ob der Tatverdächtige in diesem Fall erneut straffrei davonkommt, bleibt abzuwarten. Aktuell befinde man sich in einem laufenden Ermittlungsverfahren, erklärt Polizeipressesprecher Thomas Batzel. Die Tat wurde beim Polizeiposten Oberes Wiesental zur Anzeige gebracht, bestätigt er. Man sei noch ganz am Anfang der Ermittlungen, bei denen der Täter seine Sicht der Dinge erläutern könne und mögliche Zeugen befragt würden. Erst nach Abschluss der Ermittlungen, gehe der Fall an die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen über, die auch die Schulfähigkeit des Angeklagten prüfe.

Beilagen

Umfrage

Donald Trump

Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus  heißt. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading