Schönau Baum-Mix birgt geringeres Risiko

Markgräfler Tagblatt
Artur Becker (stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender Oberes Wiesental, Walter Krögner, Walter Kemkes, Hannah Bernbach (stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende) und Rainer Stickelberger.Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Klimawandel: Rainer Stickelberger diskutiert über die Zukunft des Waldes im Biosphärengebiet

Tote Fichten, braune Buchen, Probleme bei der Trinkwasserversorgung – der Klimawandel ist unübersehbar. Die Diskussion um Anpflanzung nicht-heimischer, wärme- und trockenheitsertragender Baumarten wird bereits kontrovers im Landtag geführt. Was ist zu tun?

Oberes Wiesental. Darüber diskutierte der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Stickelberger in der Biosphären-Geschäftsstelle Schönau mit Geschäftsstellenleiter Walter Kemkes und dem für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Mitarbeiter Walter Krögner, beide auch Förster. Zwei Drittel der Fläche des Biosphärengebiets sind bewaldet. Allerdings, so machte Kemkes klar, nicht mit Naturwald, sondern mit einem durch Tradition und Kultur veränderten Wald. Seit etwa 150 Jahren wurde oft im großen Stil mit Fichte aufgeforstet, da sie bei wenig Aufwand viel Ertrag bringt und auch die Baumart war, die relativ problemlos auf den seinerzeit großen Kahlflächen zu pflanzen war. Daher steht sie heute auch an Standorten, für die sie wegen ihres hohen Wasserbedarfs nicht geeignet ist. Noch schneller stirbt sie jetzt durch den Borkenkäferbefall. Wenn es weiter so trockene Sommer in Folge gibt, wird die Buche auf trockenen Standorten ein ähnliches Schicksal erleiden.

Dennoch sind die Biosphärenmitarbeiter überzeugt, dass sich der Wald regenerieren wird. An Stelle der toten Fichten und Buchen werde sich ein neuer Mischwald voraussichtlich in anderer Artenzusammensetzung entwickeln. Dies habe sich bereits im Bayrischen Wald, aber auch am Lotharpfad im nördlichen Schwarzwald gezeigt. „Ökologisch entsteht kein Schaden, wohl aber ein massiver finanzieller“, hält Kemkes fest.

Der Aufforstung mit fremdländischen Arten im großen Stil und als Reinbestände stehen Kemkes und Krögner skeptisch gegenüber. Selbst wenn diese – wie die schnell wachsende und damit ertragreiche Douglasie – eine hohe ökologische Amplitude und sogar eine noch höhere CO2-Speicherfunktion als die Fichte haben, so bleiben sie doch fremd und nicht eingebunden in die Ökologie des heimischen Waldes; Gegenspieler wie Insekten oder Pilze fehlen bislang weitgehend. Der künftige Wald werde in geringerem Umfang in der Lage sein, CO2 aus der Luft einzubauen und anschließend durch langfristige Holznutzung über größere Zeiträume der Atmosphäre entziehen, so Krögner.

Auf Nachfrage Stickelbergers räumte Kemkes ein, dass sich die Douglasie mit der Zeit auch anpassen könne, zumal es in Mitteleuropa vor der Eiszeit auch eine Verwandte der nordamerikanischen Douglasie gegeben habe. In jedem Fall setzen die Biosphärenmitarbeiter auf einen risikoärmeren Mischwald aus klimaangepassten heimischen Arten wie Eiche, Feldahorn, Ulme, Esche, Buche oder Weißtanne. Aus Sicht der Forstverwaltung und der Waldbesitzer ist es, so Kemkes, „jedoch schwierig, auf den Klimawandel zu reagieren.“ Die Eiche wachse zu langsam, die Esche sei von Pilzen befallen. Die Förderrichtlinien für die Waldbewirtschaftung müssten angepasst werden. Auch Stickelberger geht davon aus, dass der Staat beim Wald immer mehr intervenieren und investieren muss.

Krögner erläuterte einen weiteren von Stickelberger thematisierten Aspekt des Klimawandels: „Vor allem die Wintertrockenheit und der fehlende Schnee bewirken, dass die Wasservorräte im Schwarzwald nicht aufgefüllt werden.“ Infolge dessen gehen die Quellschüttungen für die Trinkwasserversorgung zurück.

Weitere von Stickelberger angesprochene Themen waren die Offenhaltung der Landschaft (Kemkes: „Landwirte sind heute Natur- und Landschaftspfleger“), die gut laufende Vermarktung der Hinterwälder und die Unterstützung für Landwirte. Eine von Stickelberger befürchtete Konkurrenz der Labels von Biosphäre und Naturpark oder Doppelstrukturen sieht Kemkes nicht, im Gegenteil: „Die Biosphäre ist das Sahnehäubchen auf dem Naturpark.“

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