Schönau Die neuen Kirchenstrukturen stoßen auf Kritik

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Das „Kirchturmdenken“ dürfte im Zuge der strukturellen Neuordnung im Dekanat zurückgehen. Foto: Archiv

Infoveranstaltung: Auch für die Seelsorgeeinheit Oberes Wiesental soll sich vieles ändern / Dekan Möller stellt Konzept vor

Oberes Wiesental (hjh). „Sie rennen mit ihrem Projekt ‚K2030‘ bei mir ganz sicher keine offenen Türen ein“, betonte der Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Seelsorgeeinheit Oberes Wiesental, Adolf Rombach, als er Dekan Gerd Möller und dessen Referenten Matthias Wößner kürzlich zu einer Informationsrunde im Schönauer Pfarrsaal begrüßte. Für die kirchliche Entwicklung seien die Pläne von Erzbischof Stephan Burger einfach nur kontraproduktiv, glaubt Rombach.

Einige Einrichtungen der katholischen Kirche wie beispielsweise Kindergärten, Immobilien oder die Sozialstation halte er „im Bestand für eher gefährdet“. Und sollten die Befürchtungen eintreffen, „wäre es das Schlimmste, was uns hier passieren kann“, unterstrich Adolf Rombach seine Abneigung gegen ein Projekt, das unter anderem zum Ziel hat, die bisherigen acht Kirchengemeinden des Dekanats mit 29 Pfarreien und rund 56 000 Katholiken im Zuge der strukturellen Neuordnung des Erzbistums Freiburg zu einer Großpfarrei zusammenzufassen.

Ausschlaggebend für die Initiative des Erzbischofs, die kirchlichen Strukturen den Anforderungen der heutigen Zeit anzupassen, sei allem voran die kirchliche Entwicklung, die aktuellen Zahlen zu entnehmen ist. „In allen kirchlichen Bereichen verbuchen wir heftigen Schwund an Gläubigen“, sagte Möller. Treibende Kraft aber hinter den Ideen des Erzbischofs sei vor allem der Vorsatz, dass es sich im Jahr 2030 „noch immer gut katholisch sein lässt“. Die Kirche müsse verstärkt wieder als Glaubensgemeinschaft leben und als solche weiter wachsen, wenn – das ist eine der Voraussetzungen – das „gesellschaftsdurchseuchende Thema Missbrauch“ sowie die verheerenden Auswirkungen des leichtfertigen Umgangs mit Kirchengeldern aufgearbeitet sind.

„Einfach so weitermachen wie bisher“ sei keine Option. Das sei nicht nur die Auffassung des Erzbischofs, sondern auch die der Projektbeauftragten, deren Aufgabe es ist, die Umwälzungen zu planen und schließlich umzusetzen. Aktuell befinde man sich noch in der Findungsphase. Die eigentliche Startphase beginne im Herbst 2022 und werde 2025/26 abgeschlossen sein. Dann müsse sich das System bis 2030 und selbstverständlich darüber hinaus manifestieren. Das Zieljahr sei aber kein Schlusspunkt, dahinter stehe ein Ausrufezeichen, betonte der Dekan, der den Pfarrgemeinderäten der Seelsorgeeinheit Oberes Wiesental klar machte, dass sie sich in ihrer letzten Amtsperiode befinden. „Sie sind die letzten Pfarrgemeinderäte in dieser Form und in dieser Seelsorgeeinheit“, kündigte er an.

Denn die Großpfarrei werde einen Pfarrer, einen Pfarreirat (zusammengesetzt ähnlich dem eines Kreisrat auf politischer Ebene) und einen Stiftungsrat haben. Es werde Gemeindeteams geben, Ausschüsse, die das Leben vor Ort tragen. Viel mehr Zeit fürs Wesentliche, nämlich für Glaubensfragen, werde bleiben. Und das werde den Menschen zugute kommen.

Um Finanzen, um Immobilien, um die Verwaltung werde sich eine parallel dazu installierte Geschäftsleitung kümmern. Die Gläubigen sollen „ihre Kräfte bündeln und gemeinsam Wege in die Zukunft ihrer Kirche suchen“.

Der Dekan machte keinen Hehl daraus, dass der Weg in die Zukunft steinig sein wird. Natürlich werde die eine oder andere der jetzigen Pfarreien auf der Strecke bleiben, vermutet der Dekan und fügte hinzu: „In diesem begonnen Prozess werden sterbende oder bereits gestorbene Pfarreien enttarnt.“

Denen, die bleiben, werde in Zukunft viel weniger Geld als bisher zur Verfügung stehen. Die Kirche müsse sich in den nächsten Jahren auch von wenigstens einem Drittel ihrer Gebäude verabschieden. „Wir werden viele Möglichkeiten bekommen, uns von den bisherigen Lasten, die mit Glaube nichts zu tun hatten, zu befreien“, warb der Dekan um Verständnis für das Projekt K2030 und betonte, dass der Bischof möchte, „dass die Leute wieder Lust am Glauben finden.“

Daran hatte nach dem Vortrag nicht nur Adolf Rombach Zweifel, der befürchtete, dass die neuen Strukturen die Anzahl der Kirchenaustritte befördern könnte. Das, so Dekan Möller, „ist ein ganz heißer Faktor“. Aber er machte auch deutlich: „Das neue Miteinander muss eingeübt, erprobt und im weiteren Verlauf immer wieder angepasst und verbessert werden.“ Daran werde während der Implementierungsphase ab 2025 intensiv gearbeitet.

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