Schönau Ehrengrab und gleichzeitig Mahnmal

Christoph Schennen
Das Schlegeter Denkmal am Letzberg (im Vordergrund) soll mit einer Infotafel versehen werden. Das Ehrengrab soll gleichzeitig zum Mahnmal werden – ebenfalls mit Infotafel. Foto: MT-Archiv

Albert Leo Schlageter darf auch zukünftig auf dem Schönauer Friedhof in einem Ehrengrab bestattet sein. Der Antrag der Freien Wähler, es in ein normales Grab umzuwandeln, fand im Gemeinderat keine Mehrheit.

Der Gemeinderat hat einstimmig entschieden, dass das Ehrengrab für Albert Leo Schlageter auf dem Friedhof bestehen bleibt. Als Kompromiss soll am Grab eine Tafel aufgestellt werden, auf der erklärt wird, dass es gleichzeitig ein Mahnmal ist. Zu lesen sein wird auf ihr auch, dass der Gemeinderat sich gegen jede Form von Extremismus ausspricht und dass das Grab ein Mahnmal sei gegen Personen, die von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurden. Der genaue Wortlaut steht noch nicht fest.

Intensive Debatte

Dem Beschluss war eine intensive Debatte vorangegangen, die von zahlreichen Bürgern verfolgt wurde. Bürgermeister Peter Schelshorn sagte, ein Ehrengrab sei eine Grabstelle für bedeutende Persönlichkeiten im Ort. Schlageter sei eine solche bedeutende Persönlichkeit für Schönau. Schelshorn missbilligt die Treffen der Rechtsextremisten in der Stadt, wies aber daraufhin, dass die von ihnen am Grab platzierten Kränze und deren Schleifen bisher nicht mit verbotenen NS-Symbolen wie dem Hakenkreuz versehen waren. Verziert war eine Schleife unter anderem mit einem Eisernen Kreuz. „Es ist nicht verboten“, betonte Schelshorn.

Rechtsextreme, unter anderem aus Ostdeutschland, besuchen die Grabstelle zum Todes- oder Geburtstag von Schlageter. Der Geburtstag des umstrittenen Schönauers, der 1923 von den Franzosen wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge hingerichtet wurde, jährte sich im August zum 100. Mal.

Die Freien Wähler (FW) sprachen sich dafür aus, dass Schlageter das Ehrengrab entzogen wird. Es sollte zu einem normalen Grab werden. Marika Prekur (FW) störe sich vor allem daran, dass das Grab mit Steuergeldern gepflegt wird. Schelshorn entgegnete ihr, die Pflege des Ehrengrabs verursache keine exorbitanten Kosten. Er wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadtverwaltung habe das Thema „Schlageter“ nicht aufgearbeitet. Er verwies auf die ausführliche Dokumentation in den Sitzungsunterlagen.

Zankapfel oder nicht?

Mechthild Münzer (CDU) sagte, das Thema hätte in einer nicht-öffentlichen Sitzung behandelt werden sollen, um verbale Angriffe auf Gemeinderäte auszuschließen. Schlageter sei von den Nationalsozialisten instrumentalisiert worden, sagte sie.

CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Knobel berichtete davon, dass die Nachkommen von Schlageter, mit denen er gesprochen habe, schockiert seien, dass das Grab ihres Vorfahren kein Ehrengrab mehr sein solle. Er widersprach Marika Prekur, die gesagt hatte, dass das Thema „Schlageter“ ein „Zankapfel in unserer Gesellschaft“ sei. „Es ist seit Jahren kein Zankapfel“, sagte Knobel. Björn Büchele (SPD) meinte, ein Großteil der Schönauer habe „kein Problem mit dem Ehrengrab.“

„Rechte weichen aus“

SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Schröder sagte, für ihn sei das Ehrengrab bereits ein Mahnmal. Er befürchtet, dass die Rechten, wenn das Ehrengrab verschwände, auf andere Plätze im Ort – etwa das Geburtshaus oder den Rathausplatz – ausweichen könnten, um ihrem Idol zu huldigen. Auch Ethem Sahin (SPD) sprach sich gegen eine Änderung des Ehrengrabs aus: „Wenn das Ehrengrab weg ist, ändert sich nichts.“

Katharina Hackner (FW) schlug vor, die Kompetenz eines Historikers hinzuziehen. „Er soll neutral erzählen, wie Schlageter heute eingeordnet wird.“ Die in den Sitzungsunterlagen beigefügte Ansprache von Albrecht Timm zum 80. Geburtstag von Schlageter sei kein neutrales Schriftstück. Timm war Lehrstuhlinhaber in der Abteilung für Geschichtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Aber:„Er war NSDAP-Mitglied“, sagte Hackner. Der FW-Fraktionsvorsitzender Michael Locker warnte davor, dass Schönau eine Pilgerstätte für Rechte werde und Oliver Gierth (FW) schlug vor, auch beim Schlageter-Denkmal auf dem Letzberg eine Infotafel mit einem QR-Code anzubringen. Wer sich ausführlicher mit dem – von einigen als Freiheitskämpfer angesehenen – Mann beschäftigen wolle, könne diesen Code scannen.

Infotafel bei Denkmal

Einstimmig beschloss das Gremium, auch hier eine Infotafel aufstellen zu lassen mit einem Text, für den man den Text des Landesdenkmalamtes verwenden, weitere Fakten zu Schlageter ergänzen und die Vereinnahmung Schlageters durch die Nationalsozialisten anführen könne.

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