Schönau „Ein Stück Eigenständigkeit weniger“

Markgräfler Tagblatt
Die Zukunft der Volkshochschule war in Schönau Ratsthema. Symbolfoto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Volkshochschule: Debatte um Fusion mit der VHS Schopfhfeim im Schönauer Gemeinderat

Überaus misstrauisch begegneten Mitglieder des Gemeinderates dem Versuch der Verwaltung, der Entwicklung der Volkshochschule Oberes Wiesental einen entscheidenden Schub zu geben in Richtung schlankerer Verwaltung und gleichzeitig größerer Qualität des Bildungsangebots.

Schönau (hjh). Im März sei eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen den Städten Schönau, Todtnau und Zell über den Betrieb der VHS Oberes Wiesental in Kraft getreten. Dabei habe zunächst die Stadt Todtnau darauf gedrungen, durch eine angestrebte Kooperation mit der VHS Schopfheim mit dem Ziel einer Fusion der Volkshochschulen die drei VHS-Standorte im oberen Wiesental dauerhaft zu sichern.

Bis spätestens 2022 schreibt der Volkshochschulverband zum Erhalt der Mitgliedschaft ein einheitliches Qualitätsmanagement nach gängigen Normen, regionale Verbandsstrukturen (alle Interessierten sollen ein umfassendes Weiterbildungsangebot vorfinden) und eine „professionelle, hauptberufliche Leitung“ vor. Der Fusion stimmten die Städte Todtnau und Zell inzwischen zu.

Aber in Schönau wurde das Projekt bei der Sitzung am Montag an den Pranger gestellt. Obwohl sich schließlich bei einer Enthaltung eine Mehrheit von neun gegen zwei Stimmen für den Auftrag an die Verwaltung fand, über den mit den Partnern zu bildenden Beirat Verhandlungen über die Fusionsabwicklung aufzunehmen, hatten einige Mitglieder des Gremiums Bauchschmerzen, weil sie vor allem fürchteten, dass ihnen, so Michael Schröder (SPD), „die Schopfheimer die Wurst vom Brot nehmen“ könnten. Schröder vertrat die Meinung, dass jede Art von Fusion größerer mit kleineren „immer mit einem erheblichen Serviceabbau verbunden“ sei. Etwas drastischer ausgedrückt: „Die Hauptzentrale in Schopfheim sahnt die Filetstücke ab. Und wir bekommen, was dort nicht gewollt oder nicht gebraucht wird.“ Und dafür seinen sich die Schönauer dann doch zu schade.

Oliver Gierth (FW) mahnte, „wenigstens mit geschwellter Brust in die Verhandlungen zu gehen“ und betonte, dass er sich „mit Almosen nicht zufrieden geben“ werde. „Skepsis“ signalisierte Michael Locker (FW), weil Schönau „ein weiteres Stück seiner Eigenständigkeit“ verliere. Mechthild Münzer (CDU) erinnerte daran, dass sich der Gemeinderat noch 2016 entschieden gegen eine Fusion ausgesprochen habe, während ihr Fraktionsvorsitzender Alexander Knobel einzulenken bereit war: „Wir dachten damals, es funktioniert ohne Fusion. Jetzt aber sind wir an einem Punkt, an dem wir einsehen müssen, dass das nicht so ist.“ Die Fusion sei unumgänglich, „wir müssen nur darauf achten, dass das Bildungsangebot im oberen Wiesental so attraktiv wie bisher bleibt. Dann ist unterm Strich allen geholfen.“ Michael Sladek (FW) allerdings zeigte sich ganz und gar nicht begeistert. „Die Katze ist aus dem Sack, es geht mal wieder ums Geld“, stellte er fest und betonte, dass ihm eigentlich gar nichts anderes übrig bleibe als die Fusion „abzunicken“, weil Zell und Todtnau bereits zugestimmt hätten.

Bürgermeister Peter Schelshorn gab zu bedenken, dass die Stadt kaum andere Möglichkeiten habe, als den Zusammenschluss zu befürworten. Er sah lediglich zwei Alternativen: eine Reduktion des Angebots auf das eines Volksbildungswerks oder die VHS ganz zu streichen. „Allein jedenfalls bekommen wir die VHS nicht auf Touren. Ich muss also davor warnen, den Antrag abzulehnen“, sagte er und rührte im Kaffeesatz: „Es könnte sonst nämlich sein, dass wir in ein paar Jahren in Schopfheim anklopfen und um eine Aufnahme betteln. Dann können wir ganz sicher nicht mehr sagen, was wir wollen.“ Das gelte es auf alle Fälle zu vermeiden. Denn: „Für mich ist einzig und allein wichtig, für unsere Bevölkerung ein gutes, exzellentes Bildungsangebot zu haben. Es sei also unverzichtbar, den Schritt gemeinsam mit Zell und Todtnau zu tun. Er sei überzeugt, dass sich die Qualität der Angebote erheblich steigern lasse und dass die Interessenten zwar davon, aber von dem, was verwaltungstechnisch dahinterstecke, „nicht das Geringste mitbekommen werden.“

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