Schönau „Eine Frage des politischen Willens“

Markgräfler Tagblatt
Sebastian Sladek (links), Petra Völzing und Alexander Sladek hoffen, dass die Energiewende ernsthaft vorangetrieben wird. Am kommenden Freitag fahren sie mit rund 40 EWS-Mitarbeitern zur großen Klimaschutzdemo nach Freiburg. Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

Klimaschutz: Die EWS nehmen an den großen Freitagsdemos teil und fordern „mutige Entscheidungen“

Gemeinsam auf die Straße gehen für den Klimaschutz: Am kommenden Freitag finden bundesweit Demonstrationen zu der aktuell heiß diskutierten Thematik statt. Mit dabei sind auch die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die mit rund 40 Mitarbeitern nach Freiburg fahren werden, um mit den Jugendlichen von „Fridays for Future“ für eine Klimapolitik einzutreten, die ihren Namen auch verdient.

Von Peter Schwendele

Schönau. Sebastian Sladek und Alexander Sladek, beide Vorstände der EWS, lassen keinen Zweifel daran, dass schnell gehandelt werden muss, wenn die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindert werden sollen. Insofern seien die letzten Monate für die EWS „erfrischend hoffnungsvoll“ gewesen“, wie Sebastian Sladek meint. Denn durch die kritischen Aktivitäten der jungen Generation sei das drängende Problem Klimawandel endlich in die Mitte der Gesellschaft getragen worden – ganz im Sinne der EWS, die sich schon seit Jahren etwa für eine CO2-Abgabe stark machen. Dafür sei man oft belächelt worden und habe immer wieder zu hören bekommen, dass seine solche ordnungspolitische Maßnahme in Deutschland nicht durchsetzbar sei, erinnert sich Sebastian Sladek.

Seit Kurzem aber hat die Idee einer CO2-Abgabe Einzug in die bundesweite politische Debatte gefunden. Ob die Bundesregierung am kommenden Freitag, wenn sie im Bundestag ihre künftige Klimapolitik konkretisieren will, allerdings der Lage angemessene Beschlüsse fassen wird, halten die EWS für zweifelhaft. Immer noch zu zögerlich und zu unentschlossen präsentiere sich Kanzlerin Angela Merkel und ihre Truppe, finden die Brüder Sladek.

„Klare Ordnungspolitik“ in Energiefragen

Dabei sei jetzt der Moment gekommen, um „mutige Entscheidungen“ zu treffen. Fatal wäre es, so Sebastian Sladek, wenn die Bundesregierung die Energiepolitik weiter komplett dem Markt überlasse: „Wir brauchen keinen Zertifikatehandel, sondern eine klare Ordnungspolitik und eine politische Führung in dieser Frage.“

Alexander Sladek hat den Eindruck, dass die Politik den Ernst der Lage noch nicht verstanden hat. Zu oft werde das Problem für Wahlkampfzwecke missbraucht, anstatt zu realisieren, dass es bei der Klimadebatte um nicht weniger als „das Überleben der Menschheit“ gehe. Sebastian Sladek warnt, dass es in wenigen Jahren düstere Konsequenzen haben werde, wenn es jetzt nicht gelinge, richtungsweisende Entscheidungen zu treffen.

Dass es immer noch gelingen kann, den Klimawandel zu stoppen – und zwar ohne den Einsatz von Atomenergie, die von manchem bereits wieder auf die Agenda gebracht wird, sondern mit einem forcierten Ausbau regenerativer Energien –, davon sind die Brüder Sladek überzeugt. „Das ist lediglich eine Frage des politischen Willens“, meint Alexander Sladek, „wir können in den nächsten zehn Jahren sehr weit kommen – wenn wir es wollen.“

Dass viel getan werden kann in dieser Richtung, zeigen die Aktivitäten der EWS im Landkreis Lörrach. So erzeugte der Schönauer Energieversorger mit seinen Aktivitäten in den Bereichen Windenergie, Solarstrom sowie Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen im Jahr 2018 insgesamt rund 40 000 Kilowattstunden Strom, was einer CO2-Einsparung von knapp 18 000 Tonnen entspricht. Damit können nach Angaben der EWS 18 000 Haushalte versorgt werden.

Wärmenetze sollen weiter ausgebaut werden

Wichtig sind für die EWS auch die Wärmenetze, von denen mittlerweile neun in diversen Kommunen im Landkreis bestehen (Gesamtlänge: 22 Kilometer). Die derzeit laufenden Aktivitäten in diesem Bereich sollen weiter ausgebaut werden, kündigt Alexander Sladek an, 2019 werden 5,5 Kilometer in Betrieb genommen, 2020 sollen weitere zehn Kilometer dazu kommen.

Den Löwenanteil bei der eigenen Stromerzeugung der EWS nimmt die Windkraft ein (2018: 32 000 Kilowattstunden), obwohl derzeit nur ein Windpark am Rohrenkopf in Betrieb ist.

Antrag für Windpark Blauen im Dezember

Dazukommen soll bekanntlich der Windpark auf dem Zeller Blauen. Die EWS rechnen damit, dass der Genehmigungsantrag im Dezember eingereicht wird. Ob dieser alle neun geplanten Windräder umfassen wird, sei allerdings noch nicht sicher, so Alexander Sladek; man werde kein Windrad beantragen, für das man keine Genehmigungsperspektive sehe. Gerechnet wird beim Windpark Blauen mit einem Jahresertrag von rund 70 Millionen Kilowattstunden. Es gebe keine Technologie, mit der man auf einer solchen Fläche einen ähnlich großen Stromertrag erwirtschaften könne, betont Alexander Sladek.

Zusammenfassend meint der EWS-Vorstand, dass man nicht an der Windkraft vorbeikomme, wenn man die Energiewende wolle, auch nicht im Schwarzwald. „Aber wir brauchen von allem mehr, vor allem auch im Hinblick auf die Photovoltaik“, sagt Alexander Sladek.

Entscheidend sei beim Klimaschutz aber nicht nur die Technik und die praktische Umsetzung von Maßnahmen, die sinnvollerweise von der Politik initiiert würden, sondern nicht zuletzt auch die Einstellung jedes Einzelnen, so Sebastian Sladek: „Jeder muss die Zeichen der Zeit erkennen und ein Verantwortungsgefühl für das große Ganze entwickeln.“ Man hoffe deshalb, ergänzt Alexander Sladek, dass der kommende Freitag mit den globalen Klimaschutzdemonstrationen erst den Anfang einer Entwicklung hin zu einem ernsthaft betriebenen Klimaschutz markiere.

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