Schönau Fanatiker sind out: „Man muss differenzieren“

Markgräfler Tagblatt
Der Kabarettist H.G. Butzko gastierte bei der Stromnacht. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: H.G. Butzko mischt die Schönauer Stromnacht auf / Zuhörern blieb das Lachen manchmal im Hals stecken

Schönau (hf). Mit seinem Programm „Menschliche Intelligenz“ setzte der „Investiv-Kabarettist“ (Jury des deutschen Kleinkunstpreises) am Samstagabend einen Glanzpunkt bei der Stromnacht des Schönauer Stromseminars. Wie sich H.G. Butzko – gläubiger Atheist – gegen religiös argumentierende Einflussgruppen wehrt, wie man Phrasen hinterfragt und bloßstellt, wurde in diesem Programm (Untertitel: „Wie blöd kann man sein?“) auf unterhaltsame Art vorgeführt.

Als ein interessantes Beispiel für die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus und der Angst vor Anschlägen präsentierte der Kabarettist die öffentliche Reaktion nach einem Anschlag. Dass nach einem Terroranschlag immer sofort dasselbe Ritual losgeht, findet Butzko entlarvend. Kommen die ersten um die Ecke und sagen ´Das hat mit dem Islam nichts zu tun`, dann kommen die anderen und sagen ´Hat’s ja wohl!`, ´Selber!`, ´Doch!`, ´Gar nicht!` – wie im Sandkasten. Man müsse da schon differenzieren. Natürlich sei ein Anschlag schlimm, mache traurig und wütend, fand Butzko. Doch nicht alle Muslime seien Islamisten, es gebe auch in Deutschland Menschen, die Anschläge verüben. Butzko erinnerte an Anschläge auf Schulen und Züge, bei denen viele Menschen umgekommen sind und an denen keine Islamisten beteiligt waren. Aber die Verkürzung der Diskussion von rechten „Blödbirnen der Nation“ (Butzko) setze einen falschen Schwerpunkt.

„Was soll diese Integrationsdebatte“, fragte der Kabarettist. Habe man sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie man einen Ostfriesen in Oberbayern integrieren wolle. Es werden die falschen Impulse gesetzt, stellte der Kabarettist fest. Wenn deutsche Politiker zu den Mullahs fahren, verhüllen sich die Frauen die Haare. Wenn die Mullahs hierher kommen, verhüllen Bürgermeister die nackten Oberkörper von antiken Frauenskulpturen mit einem Schleier. Und dann wundern sich die Politiker, wenn Menschen das Gefühl haben, dass wir vor den Mullahs zu Kreuze kriechen und von einer „Islamisierung des Abendlandes“ reden.

Sicher entspringe die negative Haltung zu fremdländischen Menschen auch einer gewissen Sorge, um die eigene Sicherheit. „Fragen Sie einmal, wo sich Menschen sicher fühlen? Zu Hause oder in einem nächtlichen finsteren Wald?“, hieß es im Programm. „Und dann fragen sie weiter, wo es wirklich gefährlicher ist?“ Viele Übergriffe finden nicht im finsteren Wald statt, sondern zu Hause, kommentierte der Kabarettist.

H.G. Butzko nahm auch die christliche Gesellschaft nicht von der Kritik aus. In der Weimarer Republik stand in der Verfassung der Satz ´Das Staatsgesetz steht über Religions-Geboten`. Dieser Satz wurde aus dem Grundgesetz gestrichen. Und dann dürfe man sich nicht wundern, wenn gewisse Kreise mit Verweis auf unser Grundgesetz sagen: ´Wir hätten da mit unserer Scharia auch etwas anzubieten`.

Es werde einfach zu undifferenziert argumentiert, meinte Butzko. Menschen seien gegen Minarette oder Rufe des Muezzins. „Das bin ich auch“, so H.G.Butzko, „aber ich bin auch gegen das Gebimmel und Geläute am Sonntagmorgen. Ich will einfach meine Ruhe haben.“

Der Auftritt von H.G. Butzko war ein wahres Feuerwerk an Pointen, an Wortspielen und an Späßen, bei denen den Zuhörern manchmal das Lachen im Hals steckenbleiben wollte.

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