Schönau Gemeinderäte verzweifelt gesucht

Peter Schwendele
Ohne offiziellen Wahlvorschlag wird die Kommunalwahl in Aitern über die Bühne gehen müssen. Foto: Archiv

Kommunalwahl: Im Belchendorf Aitern gibt es keine Wahlvorschläge. Bürger stehen vor „Wilder Wahl“.

Oberes Wiesental - Will in Aitern niemand Gemeinderat werden? Dieser Eindruck drängt sich angesichts der Tatsache auf, dass in der Belchengemeinde kein offizieller Wahlvorschlag für die Kommunalwahl am kommenden Sonntag vorliegt. In der Vergangenheit hatten sich stets Bürger, die bereit waren, in der Kommunalpolitik Verantwortung zu übernehmen, auf Wahllisten zusammengefunden.

Für die 442 Wahlberechtigten des Belchendorfs dürfte es damit schwierig werden, acht geeignete Bürger zu benennen, die in den nächsten fünf Jahren kommunalpolitische Entscheidungen zu treffen haben. Sie stehen vor einer sogenannten „Wilden Wahl“. Fakt ist, dass die Mehrheitswahl gilt: Gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält. Sofern keine triftigen Gründe dagegen sprechen, ist das politische Ehrenamt als Gemeinderat anzutreten.

Vor fünf Jahren gab es in Aitern mit seinen 539 Einwohnern noch zwei Wahlvorschläge: Die Unabhängigen Wähler Aitern und die Alternative Liste. Von den sechs amtierenden Gemeinderäten (zwei Sitze sind derzeit nicht besetzt) will sich indes keiner mehr zur Wahl stellen.

Bürgermeisterin Sigrid Böhler bedauert dies, denn aus ihrer Sicht wäre es sinnvoll, wenn im neuen Ratsgremium das Fachwissen aus den vergangenen Jahren weiter vorhanden wäre. Jeder der Gemeinderäte habe eigene Gründe für den Rückzug, „und jede Begründung kann man nachvollziehen und muss man respektieren“, so Böhler. Die Ratsmitglieder hätten ihr Ehrenamt ernst genommen und sich für ihr Dorf eingesetzt. Nicht immer seien ihnen die Bürger mit Respekt und Anerkennung begegnet. Zwar habe man erkannt, „dass absurde, ungerechtfertigte Kritik Einzelner laut wurde, die auch die in jeder Gesellschaft üblichen Umgangsformen entbehrte“, dennoch sei es nicht immer leicht gefallen, diese Stimmen zu überhören.

Dass das Desinteresse an kommunalpolitischen Ämtern mit daran liegen könnte, dass die Gemeinde Aitern kommunalpolitisch gesehen bewegte Jahre hinter sich hat, in denen auch immer wieder Misstöne erklangen, bestreitet Böhler. Heftige Kontroversen gab es in in der jüngsten Vergangenheit nicht nur bei Bürgermeisterwahlen, sondern vor der letzten Kommunalwahl hatten ebenfalls alle amtierenden Gemeinderäte ihren Rückzug – damals wegen Differenzen mit der Bürgermeisterin – verkündet.

Während der letzten fünf Jahre hätten sich der Gemeinderat und die Bürgermeisterin indes mit besonderer Aufmerksamkeit darum bemüht, alte Gräben zu überwinden, meint Sigrid Böhler. Man sei in dieser Beziehung auf einem guten Weg, lasse die Vergangenheit ruhen und blicke in die Zukunft.

Für die Rathauschefin sind jetzt die Wähler gefordert, die bei dieser Wahl entscheidender seien denn je. „Sie entscheiden über die Zukunft der Gemeinde und ich habe vollstes Vertrauen, dass die Bürger sich dieser Verantwortung bewusst sind“, so Böhler.

Die Bürgermeisterin ist sich allerdings bewusst, dass die Arbeit des Gemeindewahlausschusses am Sonntag langwierig und kompliziert werden könnte, da vermutlich aufgrund der fehlenden Orientierung der Wähler viele Namen auf den Stimmzetteln landen dürften. Deshalb hofft Böhler auch bis zuletzt, dass sich einzelne Aiterner oder auch Gruppen von Bürgern finden, die im Vorfeld der Wahl in irgendeiner Form ihr Interesse an dem Ehrenamt öffentlich zeigen. Doch bis jetzt herrscht in dieser Hinsicht Fehlanzeige.

Die Aufstellung von Kandidatenlisten von Wählervereinigungen bei Kommunalwahlen hat grundsätzlich in den Kleingemeinden des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau Tradition. Für den Urnengang am Sonntag gibt es in Fröhnd einen Wahlvorschlag (Freie Wählervereinigung Fröhnd), in Schönenberg ebenfalls einen (Freie Wähler), in Tunau zwei (Unabhängige Wählergemeinschaft, Freie Wähler), in Utzenfeld zwei (Freie Wählervereinigung Utzenfeld, Bürgernahe Liste), in Wembach einen (Unabhängige Wählergemeinschaft) und in Wieden zwei (CDU, Freie Wähler).

Eine sogenannte „Wilde Wahl“, bei der kein offizieller Wahlvorschlag existiert, gibt es im GVV-Gebiet am Sonntag sonst nur in Böllen. Dies wurde allerdings in der kleinsten selbstständigen Gemeinde Baden-Württembergs schon immer so gehandhabt, da die Anzahl der wählbaren Bürger bei 100 Einwohnern überschaubar ist und die Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung mit Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet wird.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading