Schönau Keine Bauchentscheidung treffen

Markgräfler Tagblatt
Die Gemeinderäte aller neun GVV-Kommunen hörten sich am Donnerstag in der Schönauer Buchenbrandhalle die Ausführungen zu einem Organisationsgutachten zum Thema gemeinsamer Verbandswerkhof an.Foto: Peter Schwendele Foto: Markgräfler Tagblatt

GVV Schönau: Thema gemeinsamer Werkhof diskutiert / Externe Organisationsuntersuchung vorgestellt

Ob ein gemeinsamer Werkhof für den Gemeindeverwaltungsverband Schönau (GVV) kommt, ist derzeit noch völlig offen. Wichtig sei jedenfalls, dass die Entscheidung darüber „nicht aus dem hohlen Bauch heraus“ gefällt wird, so Verbandsvorsitzender Peter Schelshorn. Damit dies nicht passiert, soll ein externes Organisationsgutachten in Auftrag gegeben werden, dessen Grundzüge in der Verbandsversammlung am Donnerstag vorgestellt wurden.

Von Peter Schwendele

Schönau. Aufgrund der Wichtigkeit des Themas für den Verband hatte Schelshorn nicht nur die Mitglieder der Verbandsversammlung, sondern die kompletten Gemeinderäte aller neun Mitgliedsgemeinden zu der Sitzung in die Buchenbrandhalle eingeladen.

Die Ausgangslage

Bereits im Jahr 2006 hatte die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) eine Studie vorgelegt, die den Verbandsgemeinden empfiehlt, die Zusammenarbeit in den Bereichen Werkhof und Wasser zu intensivieren. Im Zusammenhang mit dem 2018/2019 entworfenen gemeindeübergreifenden Entwicklungskonzept für den GVV wurde ein Verbandswerkhof ganz oben auf die Tagesordnung gestellt. Auch im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR), in dem der GVV Schwerpunktgemeinde ist, nimmt das Projekt eine herausgehobene Position ein.

Verbandsvorsitzender Schelshorn stellte in der Sitzung fest, dass die Thematik den Verband schon lange umtreibe. Grundsätzlich würden die Anforderungen im Bereich Werkhof und vor allem auch bei der Wasserversorgung, die ebenfalls noch dezentral organisiert sei, steigen. „Wir müssen uns spezialisieren“, meinte der Verbandschef mit Blick auf das Werkhofpersonal (bei dem zudem ein Generationswechsel ansteht), und dies gelinge im Verbund wohl am besten.

Für die rund 79 Quadratkilometer im Verbandsgebiet, auf denen knapp 5600 Einwohner leben, sind im Werkhofbereich aktuell fünf Gebäude, 13 Mitarbeiter und 17 Fahrzeuge verzeichnet.

Die Organisationsstudie

Thomas Riedel vom Büro Schneider & Zajontz setzte die Verbandsmitglieder und Gemeinderäte darüber ins Bild, wie eine Organisationsuntersuchung zu der Thematik aussehen würde. Ansatz des Ganzen sei, dass mit einem gemeinsamen Werkhof durch Synergieeffekte Einsparpotentiale erschlossen werden könnten. „Sie müssen prüfen, ob das wirklich so ist, wir werden Ihnen dafür Entscheidungsgrundlagen liefern“, sagte Riedel zu der Grundausrichtung der Untersuchung. „Wir gehen als externer Berater völlig unvoreingenommen an die Sache heran“, versprach er.

Es gehe darum, mögliche Vorteile zu identifizieren (etwa Reduzierung von Lagerflächen oder Energieverbrauch, Optimierung des Mitarbeitereinsatzes), aber auch, denkbare Nachteile herauszuarbeiten (etwa Fahrtzeitverluste oder längere Wartezeiten für Gemeinden bei zu erledigenden Aufgaben). Ziel müsse sein, für die im Raum stehende weitreichende Entscheidung eine fachkundige Grundlage zu schaffen. Riedel: „Es ist ganz wichtig, dass sie keine Bauchentscheidung treffen.“

Um die versprochenen Grundlagen liefern zu können, will sich Riedel Strukturen, Prozesse und Beziehungen im Werkhofbereich im GVV-Gebiet gezielt und umfassend vor Ort anschauen und dabei auch viele Gespräche sowohl mit Lokalpolitikern als auch mit Mitarbeitern führen. „Ich brauche Feedback und Futter“, ermunterte Thomas Riedel zu einer intensiven Beteiligung. Der Grundsatz seiner Untersuchung sei, „Mitarbeiter zu Beteiligten zu machen“. Er schlug vor, einen Projektausschuss zu bilden, dem er regelmäßig Bericht erstatten wolle. Am Schluss werde er eine fundierte Gegenüberstellung des Werkhofprojekts mit der jetzigen Situation liefern. Die gesamte Untersuchung würde nach seiner Schätzung etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen und zwischen 8000 und 10 000 Euro kosten.

Die Standortfrage

Die Standortfrage sei erst in einem zweiten Schritt zu beantworten, stellte Verbandschef Peter Schelshorn klar. Zunächst müsse herausgefunden werden, ob die erhofften Synergieeffekte eintreten und ob der politische Wille, diesen Weg zu gehen, vorhanden sei. Gleichwohl habe es Vorsondierungen zu dieser Frage gegeben. Als einzige kommuneeigene Fläche, die in Frage komme, werde das Areal beim Reiterhof in Utzenfeld gesehen. Der Utzenfelder Gemeinderat hat sich jüngst bereit erklärt, einen Teil der Fläche an den GVV für das Projekt zu verkaufen, wofür sich Schelshorn sehr dankbar zeigte. Eine Voruntersuchung der Architekturwerkstatt Hochrhein hat gezeigt, dass dort die Realisierung eines gemeinsamen Werkhofs möglich wäre. „Das Gelände ist wahrscheinlich nicht das Optimalste, aber es würde funktionieren“, sagte Stephan Vatter, Vertreter des Büros, in der Sitzung.

Allerdings möge man sich jetzt nicht an diesem potentiellen Standort aufhängen, bat der Verbandsvorsitzende, denn in jüngster Zeit seien zwei Privatleute auf die Verwaltung zugekommen und hätten Grundstücke für das Projekt angeboten, die nicht uninteressant seien. Man müsse prüfen, welches die geeignetste Fläche sei.

Die Diskussion

Tunaus Bürgermeister Dirk Pfeffer sprach die kritische Finanzsituation vieler GVV-Gemeinden an und äußerte Zweifel, ob die einzelnen Gemeinderäte sich für eine gemeinsame Lösung aussprechen werden. Es sei überdies fragwürdig, dass Utzenfeld und Wieden aktuell eigene Werkhofprojekte starten würden, die dem gemeinsamen Vorhaben zuwiderlaufen könnten. „So schlecht wie jetzt wurde der Verbandsgedanke noch nie gepflegt“, so Pfeffers Meinung.

Utzenfelds Bürgermeister Harald Lais legte dar, dass seine Gemeinde lediglich ein bestehendes Gebäude umbaue. Sollte der GVV-Werkhof realisiert werden, könne man den Bau als „Werkstatt“ verkaufen oder vermieten. Lais: „Jedenfalls bauen wir das Gebäude nicht um, um gegen andere zu kämpfen.“ Insgesamt sei Utzenfeld ein wenig von der Entwicklung überrollt worden.

Verbandschef Schelshorn riss die Variante an, dass etwa in Wieden ein Werkhof-Außenstützpunkt entstehen könnte, appellierte aber gleichzeitig an die Gemeinde Wieden, „langsam zu machen“, zumindest bis die ins Auge gefasste Untersuchung auf dem Tisch liege.

Die Entscheidung darüber, ob das Organisationsgutachten in Auftrag gegeben wird, soll die Verbandsversammlung bei ihrer nächsten Zusammenkunft am 22. Oktober treffen.

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